Sich teleportieren und spontan in einen Raben verwandeln, das gehört nicht zu Eivors Stärken. Mit dem dritten AC Valhalla-DLC ändert sich das auch nicht, denn in Die Zeichen Ragnaröks ist es Odin, mit dem wir uns wie ein Gott fühlen dürfen. Um seinen Sohn Baldr zu retten, verschlägt es den Allvater ins Zwergenreich, das von Surt und seinen Feuerriesen bedroht wird. Übernatürliche Kräfte und eine mythologische Welt bedeuten aber nicht, dass die Erweiterung auch von Göttern gesegnet ist.
Wie sich die vorherigen DLCs Zorn der Druiden und Die Belagerung von Paris so schlagen, könnt ihr in den jeweiligen Tests lesen. Und natürlich haben wir auch das Hauptspiel unter die Lupe genommen:
Sexismus-Probleme bei Ubisoft: Dem französischen Entwickler und Publisher wird seit Juli 2020 eine toxische Unternehmenskultur vorgeworfen. Darunter weitreichende Sexismus-Probleme, Frauenfeindlichkeit und Diskrimierung, die tief in der Firma verankert sein sollen. Zwar wurden seitens Ubisoft bereits Konsequenzen gezogen, bspw. Mitarbeiter der Führungsebene ausgetauscht und zu den Vorwürfen offen Stellung genommen, firmenintern werden diese Maßnahmen von vielen Mitarbeiter*innen jedoch als nicht ausreichend empfunden.
Das ist neu in Die Zeichen Ragnaröks
- Gebiet: Svarthalfaheim
- Geschichte und Nebenaufgaben (rund 35 Spielstunden)
- mehr Fähigkeiten und Fertigkeiten
- Raubzüge (Mühlen statt Kloster)
- Rüstungen, Waffen, Tattoos, Frisuren etc.
- Gegnertypen
- Hugathjofr (Armschiene, mit der wir Kräfte von Feinden absorbieren und nutzen)
- Kampfarena
- Waffentyp: Atgeir (eine Art Speer)
Das Zwergenreich Svartalfaheim bietet mit goldenen Bergen, türkisen Kristallen sowie Schnee und Lava wieder eine wirklich hübsche Welt. Die ist wie gewohnt mit mit allerlei Aufgaben gefüllt. Abseits von hilfebedürftigen Zwergen und Sammelobjekten fühlt sich der DLC auch sonst stark wie das Hauptspiel an: Raubzüge, Rätsel, eine nicht so helle KI – das und mehr findet sich auch im Zwergenreich wieder und lässt vor allem Fans der ersten Stunde schnell ankommen.
Zur Einstimmung hier nochmal ein Trailer zum DLC:
Wie viel kostet der DLC? Die Erweiterung kostet 39,99 Euro und erfordert das Hauptspiel. Sie ist kein Bestandteil eines Season Passes.
Wie starte ich den DLC? Sobald der DLC installiert ist, bekommt ihr im Spiel automatisch einen Hinweistext und Eivors Vision zu sehen. Daraufhin wird die Quest “Ruhelose Träume” freigeschaltet. In der Siedlung Hræfnathorp reisen wir mit der Hilfe der Seherin Valka zwischen England und Svartalfaheim hin- und her.
Muss ich das Hauptspiel erst durchspielen? Nein. Wer ganz neu anfängt oder noch kein Powerlevel von 340 hat, bekommt in Svartalfaheim einen Charakter-Boost. Dieser hebt das Level auf 340, wertet Ausrüstung auf und schaltet Fähigkeiten frei. Das Upgrade gilt nur für den DLC, aber alle dort gesammelten Erfahrungen werden ins Hauptspiel übertragen.
Für erfahrene Wikinger ein Spaziergang
Da es sich bei Die Zeichen Ragnaröks um den mittlerweile dritten Bezahl-DLC handelt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das geforderte Powerlevel von 340 locker überschritten wird. So auch in unserem Test, als wir uns mit Odin auf der PS5 mit Powerlevel 470 auf die Rettungsaktion begeben. Folglich fühlt sich auf dem Standard-Schwierigkeitsgrad alles gottgleich, aber auch viel zu leicht an. Kämpfe gleichen einem entspannten Spaziergang. Weder Heilung noch Konter sind groß nötig, um den Feuer- und Eisriesen Herr zu werden.
Daher der Rat von uns: Passt den Schwierigkeitsgrad unbedingt so an, dass ihr etwas gefordert seid. Wie ein übermächtiger Gott durch die Gegner zu wüten hat zwar seinen Reiz, wird aber irgendwann langweilig und nimmt der Handlung an Gewicht. Bosskämpfe verkommen so zu unbedeutsamen Rangeleien und lassen uns weniger mitfiebern.
Hugathjofr – Manchmal ist weniger mehr
Vor allem in Hinblick auf den Hugathjofr darf das Spiel uns ruhig mehr fordern. Dabei handelt es sich um eine Armschiene, mit der wir fünf Kräfte unserer Feinde absorbieren und für kurze Zeit selbst verwenden sowie upgraden können:
Die Kräfte machen zwar Spaß und laden zum Experimentieren ein, der effektive Nutzen variiert aber stark. So nutzen wir fast nur die Muspellsheim- und Raben-Kraft, wobei uns Erstere quasi aufgedrängt wird, da ständig irgendwo Lava im Weg ist. Außerdem vereinfachen die Kräfte viele Dinge. Während als Rabe ein schneller Flug auf den Berg die Kletterei dankenswerterweise erübrigt, wird der Stealth-Aspekt als verkleideter Muspell oder durch Teleportation zu stark vereinfacht. Es fehlt die Herausforderung.
Und auch die Kraftleisten mit dem benötigten Hugr (eine Art Mana), die wir zum Aktivieren einer Kraft benötigen, lassen sich zu einfach füllen. Entweder durch Treffer am Gegner oder durch Hugr-liefernden Riesenblüten, die quasi an jeder Ecke stehen. Selbst die Yggdrasil-Schreine sind meist nicht weit, an denen wir ebenfalls Hugr erhalten. Das kostet zwar Gesundheit, aber in der Nähe warten sowieso immer heilende Pilze. Strategisches Vorgehen ist so wenig gefördert.
Prahlerei in der Arena
Der Valkyrja-Kampfplatz lässt auf spannende Momente hoffen, da Odin dort seine großen Kämpfe nacherzählt und nochmals durchlebt. Allerdings verkommt das zur schlichten Prügelbude, denn hier geht es in erster Linie um das Freischalten neuer Ausrüstung und fordernde Kämpfe. Die lassen sich immerhin durch die Prahlereien schwerer gestalten. Stellen wir beispielsweise ein, dass unsere Gegner mehr Schaden austeilen, sobald wir eine Fähigkeit einsetzen, machen wir uns das Leben dadurch zwar schwerer, die Belohnung aber größer.
Gefühllos geht die Götterwelt zu Grunde
Abgesehen von ein paar platten Witzen und den Sorgen der Zwerge wird der Grundton klar von der Dringlichkeit bestimmt, Baldr zu retten. Odin betont immer wieder, dass er keine Zeit für Ablenkungen habe, authentisch wirkt das aber selten. Der DLC will immer wieder Mitgefühl hervorrufen, scheitert aber daran, dass wir zu wenig an Charaktere herangeführt werden. Bestes Beispiel ist Baldr, dessen Rettung wir herbeisehnen sollen, obwohl wir kaum eine Chance bekommen Gefühle für ihn zu entwickeln.
Die Gefühlskarte hätte der DLC auch beim Thema Ragnarök häufiger ausspielen können. Dafür, dass der Weltuntergang im DLC-Titel vorkommt, erhält er zu wenig Beachtung. Stark zu merken ist das auch beim Ende, aber mehr wollen wir an dieser Stelle nicht verraten.
Keine Geschichtsstunde, aber verständlich genug
Die Zeichen Ragnaröks lehnt sich mit seiner Handlung lediglich an den nordischen Sagen an, statt sie wiederzukäuen. Dabei tauchen Begriffe, Namen und Verweise aus der Mythologie auf, mit denen nicht jeder etwas anfangen kann. So wird nicht jeder die Bedeutung des Mistelzweigs verstehen, aber Charaktere wie Surt, Frigg und Loki lassen sich alleine durch die Dialoge gut einordnen. Es muss deshalb niemand Wikipedia oder die spielinternen Kodexeinträge wälzen, um der Handlung folgen zu können.
Für wen lohnt sich der DLC?
Die Zeichen Ragnaröks ist der bisher größte DLC für Valhalla – und das in unserer Testphase sogar ohne nennenswerte Bugs. Er ist für alle, die gerne mehr vom Gameplay-Loop des Hauptspiels wollen und kein Problem mit dem mythischen Setting haben.
Neueinsteiger können dank des Charakter-Boosts theoretisch ohne Probleme einsteigen, hierbei zieht der Schwierigkeitsgrad aber doch an, wie der GameStar-Test von Kollegin Steffi zeigt. Zudem schaden die Odin-Missionen im Hauptspiel vorab nicht, um mehr Kontext zu erhalten.
Grundlegend bietet Die Zeichen Ragnaröks aber keinen großen Mehrwert zum Hauptspiel. Es gibt weder viel Isu-Stoff noch etwas zur Gegenwartsgeschichte. Assassin’s Creed Valhalla kommt gut ohne den DLC aus, da er keine offenen Fragen aufgreift oder Themen nennenswert erweitert.
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