Die Anzeigetafel springt auf die 87. Minute. Es steht 2:2 im großen Derby des FC Rüdesheim gegen den lokalen Erzfeind. Nur noch ein Tor trennt unsere Mannschaft vom Gewinn der Meisterschaft. Doch genau in diesem Moment bohrt sich ein außerirdisch wirkendes Objekt durch den heiligen Rasen, unterbricht den Angriff unseres Stürmers und fälscht den Ball so ab, dass er in unser eigenes Tor rollt. Wir haben verloren! Wie soll man dann da die Contenance behalten? Bei diesem Anblick stürmt der FC-Fan Ingo "Red Card" Rotkapp das Feld, um die Spielverderber in ihre Schranken zu weisen. Durch seinen schlagkräftigen Einsatz weckt der deutsche Ultra das Interesse der geheimnisvollen Persephone, Anführerin der Geheimorganisation MAYHEM, die den Hooligan daraufhin trotz seiner Unberechenbarkeit rekrutiert. Schließlich steht das Wohl der gesamten Menschheit auf dem Spiel, der Bösewichter-Club LEGION rüstet zum Angriff.
Das dreckige Dutzend
Diese im Zeichentrickstil der 80er-Jahre erzählte Episode aus Agents of Mayhem ist nur eine der vielen skurrilen Hintergrundgeschichten, die der 3rd-Person-Shooter der Saints-Row-Entwickler Volition mit einer großen Portion Selbstironie über seine Helden erzählt. Als Spieler schlüpfen wir nach und nach in die Rollen von insgesamt zwölf der namensgebenden Agents of Mayhem. Da gibt es zum Beispiel den egozentrischen Action-Filmstar Hollywood, der sich mit dem DJ und Musikproduzenten Kingpin über seine Social-Media-Strategie unterhält. Oder die auf Rache dürstende Ex-Soldatin Braddock, die ihren brennenden Zigarrenstummel als optischen Peilsender nutzt, um einen Laser-Luftschlag anzufordern.
Sie alle ballern sich für MAYHEM durch eine Zukunftsversion von Seoul, um die Superbösewichte von LEGION aufzuhalten. Wer bereits Saints Row 4 oder den Spinoff Gat out of Hell kennt weiß, was ihn spielerisch erwartet: Überdrehte Open-World-Action mit unnatürlich hohen Sprüngen, unzähligen Collectibles, massig Nebenmissionen sowie Horden von Gegnern. Der Clou ist jedoch, wie unterschiedlich die Helden in der Spielwelt agieren.
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Es macht großen Spaß, die individuellen Missionen für jedes Mitglied der sehr abwechslungsreichen Heldenriege zu erleben und dabei mehr über sie zu erfahren. Auch spielerisch steckt viel drin, da wir in den Missionen den Einsatz ihrer jeweiligen Waffen, Spezialattacken und damit verbundenen Spielweisen kennenlernen. Während wir als Rockabilly-Dame Daisy mit einem schlimmen Kater die Erlebnisse einer durchzechten Nacht Station für Station rekonstruieren und dabei elegant die Effizienz ihrer Minigun kennen lernen, befreien wir als Red Card eine Reihe von gekidnappten Fußballstars oder snipern uns mit der indischen Immunbiologin Rama durch das nächtliche Seoul, immer auf der Suche nach einem Gegenmittel für eine ausgebrochene Epidemie.
Alternative Zeitlinie
Agents of Mayhem erinnert nicht nur optisch an die Open-World-Serie Saints Row. Das Setting basiert lose auf einer alternativen Zeitlinie des Universums, die man im Addon »Gat out of Hell« in Saints Row 4 bereits als eines der Enden zu sehen bekam. Das erlaubt es den Entwicklern, Anspielungen und bekannte Charaktere für Kenner unterzubringen, aber dennoch völlig freie Hand in der Weltgestaltung zu haben. Die Geschichte dieser Welt ist schnell erzählt: Die geheime Organisation MAYHEM, angeführt von Persephone Brimstone, kämpft in einer futuristischen Version von Seoul gegen die Bösewicht-Organisation LEGION. Die südkoreanischen Hauptstadt bleibt über das gesamte Spiel hinweg der Hauptschauplatz. Auch wenn die Karte kleiner ist als in der Saints-Row-Reihe, gibt es vom Hafengebiet über Parkanlagen und Einkaufspassagen bis hin zum kleinen Chinatown genügend Abwechslung für die kurzweiligen Scharmützel.
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