Dass gerade Spiele, die viel Wert auf eine realistische Grafik legen, schneller altern als etwa Dinger in Comicgrafik? Geschenkt! In Ace Combat 4 sehen wir Explosionen auf Photoshop-Niveau und der graue Matsch in Ace Combat 5 geht heute vielleicht mit zwei ganz fest zugekniffenen Augen als Boden durch.
Aber gut, die beiden Spiele sind ja auch bereits über 17 respektive 14 Jahre alt. Wie ein neuer Teil im Jahr 2019 aussehen muss, zeigt uns Entwickler Bandai Namco nun eindrucksvoll mit Ace Combat 7 - zumindest optisch. Denn auch wenn die fast fotorealistischen Flugzeuge in Unreal Engine 4 und das komplett überarbeitete Wettersystem beeindrucken, blicken wir beim Rest voller Wehmut auf die alten Teile zurück.
Jetzt mit Wertung
Mittlerweile konnten wir auch den Multiplayer von Ace Combat 7 ausführlich ausprobieren. Ihr findet unsere Eindrücke zum Mehrspieler-Modus auf der zweiten Seite. Da wir das Spiel nun final bewerten können, haben wir auch unseren Wertungskasten eingefügt.
Was ist Strangereal?
Wer von Ace Combat noch nie etwas gehört hat, bekommt von uns eine kurze Einführung: Die Hauptreihe spielt in einer Welt namens Strangereal, die unserer zwar ähnelt, aber dazu noch eine Prise Science-Fiction in Form von Superwaffen wie einem Laser schießenden Flugzeug-Raumschiff-Hybriden besitzt.
Ace Combat 7 ist das mittlerweile dreizehnte Spiel in diesem Universum und spielt im Jahr 2019, einige Jahre nach den Ereignissen der letzten Vorgänger. Die müsst ihr nicht gespielt haben, um die Handlung vom neuen Teil zu verstehen, Fans der Reihe erkennen aber mit ihrem Vorwissen Personen, Länder und vergangene Kriege wieder.
Vielversprechendes Szenario
Ace Combat 7 dreht sich um den Konflikt zwischen dem Königreich Erusea und dem Land Osea, einer mächtigen Militärmacht. Die hatte einen Weltraumlift gleich um die Ecke von Erusea errichtet. Das Königreich fand das nicht so prall, sondern nahm den Lift als Bedrohung wahr. Und erklärt Osea kurzerhand zu Beginn des Spiels den Krieg.
Obwohl Osea Erusea militärisch überlegen ist, drängt das Königreich seinen Gegner problemlos mit einer Armee aus Drohnen zurück, die mit chirurgischer Präzision strategische wichtige Punkte wie Häfen auseinandernehmen - ganz ohne zivile Opfer. In diesem Szenario schlüpft ihr in die Haut des oseanischen Piloten Trigger.
Erzählt wird die Geschichte einerseits durch toll vertonte Briefings und Funksprüche, die viel zur Atmosphäre beitragen. Während der Missionen herrscht permanent Funkverkehr zwischen euren Verbündeten und Feinden. Die Piloten scherzen, fluchen und diskutieren untereinander, allerdings nur auf Englisch oder wahlweise Japanisch.
Seid ihr keiner der beiden Sprachen mächtig, seid ihr zum Lesen der Untertitel gezwungen, wenn euch Story und neue Missionsziele nicht entgehen sollen. Das gestaltet sich aber im Eifer des Gefechts schwierig, denn in Ace Combat habt ihr nicht nur alle Hände, sondern auch alle Augen voll zu tun.
Action-Bombast ohne Überraschungen
Die rund zehn Stunden lange Kampagne ist durchweg abwechslungsreich gestaltet: Mal befindet ihr euch in einem klassischen Dogfight mit feindlichen Jägern und Drohnen, mal zerstört ihr unter Zeitdruck ein Meer aus Bodenzielen. An anderer Stelle bildet ihr eine Eskorte für einen Politiker und dann gibt es sogar Stealth-Missionen, bei denen ihr euch in eurem Jet an Radarfeldern vorbeiquetschen müsst, um keinen Alarm auszulösen.
Die Dogfights sind dank der neuen Wettertechnologie nicht nur ein echter Hingucker, sondern auch einen Tick ausgefeilter als in den Vorgängern: Verfolgt euch eine Rakete, schüttelt ihr die in einer Wolke ab. Bleibt ihr dort allerdings zu lange, gefrieren eure Tragflächen auf Kosten des Handlings.
In einer Mission fliegen wir sogar durch ein Unwetter, weichen im Sturzflug Blitzen aus und brechen unter einem treibenden Soundtrack durch die Wolkendecke dicht über Felsspitzen hervor - spektakulär. Stürme seht ihr nicht nur, sondern spürt sie auch, weil sie euer Flugzeug zum Wanken bringen und wegdrücken.
Dennoch hat die Kampagne ein Problem: Wir dürfen auch im späteren Spielverlauf keine Befehle an Staffelkameraden verteilen oder zu Beginn einer Mission deren Flugzeuge auswählen. Das hat schon das eingangs erwähnte Ace Combat 5 besser gemacht. Auch unser Flugstil spielt keine Rolle, Ace Combat Zero ordnete uns immerhin einer von drei Fraktionen zu - abhängig davon, welche Ziele wir zerstört hatten.
Nun hätte Ace Combat 7 zwar nicht exakt diese Mechaniken zurückbringen, aber wenigstens eine spannende und gleichwertige Alternative liefern müssen. Stattdessen geht das Spiel den Weg des minimalen Widerstandes: Die Missionen machen allesamt Spaß und sehen hervorragend aus, sie überraschen aber - zumindest Serien-Veteranen - nie.
VR nur für Playstation
Wer Ace Combat 7 auf der Playstation 4 spielt, bekommt fünf VR-Missionen dazu, in denen ihr in einer separaten Minikampagne in das Cockpit einer F-18 schlüpft. Xbox- und PC-Spieler gehen allerdings leer aus.
Augenrollen statt Gänsehaut
Vor und nach Missionen spinnt Ace Combat 7 die Geschichte mit Zwischensequenzen weiter. Doch statt etwas zum eigentlich spannenden Szenario um Drohnenkriege, fortschreitende Technologie und politisch-philosophische Themen beizutragen, gibt's teilweise überzeichnete Abziehbilder, wie wir sie schon gefühlt hundertfach in Spielen, Comics und Filmen erlebt haben.
Da wäre der hochintelligente Wissenschaftler, der nicht den leisesten Hauch von Emotionen zeigt. Oder der fast überirdischen Elite-Pilote, der zwar nie sympathisch, dafür aber der allerbeste ist und dessen beiden unheimliche Enkeltöchter, die, naja, wir wissen eigentlich immer noch nicht, was die eigentlich in der Geschichte suchen.
Eine positive Ausnahme bildet Avril Mead, eine Mechanikerin, die auch den rostigsten Trümmerhaufen wieder flugfähig machen kann. Sie ist hart und cool, aber auch sympathisch, weil wir uns in sie hineinversetzen können - und das Spiel sich am Anfang fünf Minuten Zeit nimmt, ihre Hintergrundgeschichte zu erzählen. Emotional oder bewegend wird es aber auch bei ihr nicht.
Dabei ist es doch möglich, auch in einer Arcade-Flugsim toll gezeichnete Figuren, überraschende Wendungen und Gänsehautmomente zu erschaffen - das hat die Reihe immerhin selbst schon in Ace Combat 4 und 5 geschafft. Hier enttäuscht Teil 7 am meisten.
Flugzeuge für jede Mission
Insgesamt stecken über 25 realgetreue Flugzeuge wie die F-22A, die MiG-31B und der Typhoon Z im Spiel. Die unterscheiden sich unter anderem in ihrem Handling, ihrer Leistung und der Bewaffnung. Mit dem Jetbomber A-10C sollten wir beispielsweise nicht in Luft-zu-Luft-Gefechte gehen. Dagegen nützt uns die geschmeidige F-15C Eagle nur wenig im Kampf gegen eine Schiffsflotte.
Unter den Flugzeugen sind jedoch auch viele eng verwandte Modelle, was die Vielfalt etwas trübt. Neben der gerade genannten F-15C Eagle gibt es auch noch die F-15J und die F-15E Strike Eagle.
Neue Vögel schaltet ihr über einen Freischaltbaum mit der Ingame-Währung MRP frei. Die erhaltet ihr nach Missionen und im Mehrspieler-Modus. In den unterschiedlichen Zweigen stecken aber nicht nur Flugzeuge, sondern auch Upgrades, mit denen wir beispielsweise den Maschinengewehrschaden erhöhen, Standardraketen schneller fliegen lassen und das Gieren unserer Maschine verbessern - pro Flugzeug sind acht Verbesserungen erlaubt.
Außerdem schalten wir weitere Spezialwaffen frei, von der wir eine pro Mission mitnehmen dürfen. Die 4AAM sind Luft-zu-Luft-Raketen, mit denen wir bis zu vier Ziele gleichzeitig anvisieren, das Luft-zu-Boden-Pendant heißt 4AGM. Futuristische Laserwaffen gibt es ebenfalls.
Allerdings solltet ihr euch schon im Vorfeld überlegen, welchen Ausstattungsweg ihr verfolgen wollt: Rückerstattungen gibt es nicht und die Kampagne wirft bei weitem nicht genügend Punkte ab, damit ihr euch beim ersten Mal alles leisten könnt. Bleibt ihr hingegen konsequent, solltet ihr nach Beenden aller Missionen genug Knete haben, um zumindest einen Zweig komplett abzugehen.
Raketenalarm auf Dauerschleife
Im Multiplayer stecken zwei Spielmodi: Team-Deathmatch und Battle Royale, wobei es sich bei letzterem um ein gewöhnliches alle-gegen-alle-Deathmatch handelt. Beide spielen sich recht ähnlich: Ihr bekommt Punkte für Treffer und Abschüsse und spawnt nach wenigen Sekunden neu, wenn euch ein Feind erwischt hat. Wer nach fünf Minuten die meisten Punkte auf seinem Konto hat, gewinnt.
Das ist aber leichter gesagt als getan, denn im Multiplayer erwarten euch die härtesten Dogfights des ganzen Spiels: Wer hier Erfolg haben möchte, muss sein Ziel diszipliniert verfolgen, ausmanövrieren und mit Maschinengewehr beharken, während der Raketenalarm auf Dauerschleife läuft - was nach einer Weile durchaus nerven kann.
Dafür fühlt es sich extrem befriedigend an, wenn ihr euch hinter euren Verfolger setzen und ihn mit einem gezielten Angriff auseinandernehmen könnt. In der Luft entscheidet aber nicht nur euer Können über Sieg oder Niederlage, sondern auch euer Equipment.
Bevor ihr in die Luft steigt, erstellt ihr zunächst ein Setup aus Flugzeug, Spezialbewaffnung und Upgrades, das ihr in den Kämpfen nutzt. Je mächtiger das Flugzeug und die ausgewählten Teile sind, desto höher fällt die Kostenpunktzahl aus, was fürs Matchmaking eine Rolle spielt. Manche Lobbys haben Kostenbeschränkungen, damit nicht jeder mit bis oben hin vollgepumpten Elite-Jets antritt.
Einige Verbesserungen des Upgrade-Baums sind außerdem nur im Multiplayer verfügbar. So erhöht ihr etwa die Raketengeschwindigkeit und den Schaden vom Maschinengewehr. Das kratzt allerdings etwas an der Balance, da erfahrene Spieler so auch bessere Ausrüstung besitzen. Die Kostenbeschränkung kann das nur zum Teil ausgleichen. Kleines Highlight im Multiplayer: Die Musik besteht aus Stücken älterer Ace-Combat-Spiele, beispielsweise Megalith (Agnus Dei) aus Ace Combat 4.
Obwohl die Gefechte im Multiplayer ihre Aufgabe erfüllen, werden sie recht schnell dröge. Beiden Modi fehlt es trotz verschiedener Karten an Abwechslung. Wir hätten uns neben der PvP-Modi auch einen Koop-Modus gewünscht, in dem wir gemeinsam als Geschwader Missionen absolvieren.
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