F1-Historie - Die wichtigsten Rennspiele mit der FIA-Lizenz
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F1-Historie
Die offiziellen F1-Rennspiele sind derzeit fest in der Hand von Codemasters, doch das war nicht immer so. Wir blicken in dieser Themengalerie auf die wichtigsten F1-Rennspiele mit offizieller FIA-Lizenz zurück und stellen die Titel seit 1992 vor. -
Grand Prix Unlimited (1992)
Grand Prix Unlimited ist das erste PC-Spiel, das offiziell für die Formel 1 lizenziert wird. Ein Jahr zuvor (1991) sind zwar bereits zwei Titel mit den Originaldaten erschienen, F1 Grand Prix Nakajima Satoru und Fastest 1, aber nur in Japan und nur für den Sega Genesis.
In Grand Prix Unlimited, entwickelt vom amerikanischen Studio Accolade, dürfen sich erstmals auch europäische und amerikanische Spieler ans Steuer setzen. Der Titel enthält alle Fahrer und Teams der Saison 1991. Spieler können in der Cockpit-Ansicht um die 16 Originalstrecken brausen, sowohl in freien Einzelrennen, als auch für eine ganze WM-Saison. Grand Prix Unlimited besitzt bereits damals umfangreiche Möglichkeiten für das Setup der Boliden und ein Wettersystem, das Rennen unter unterschiedlichsten Bedingungen möglich machte. Außerdem liegt ein Editor bei, mit dem eigene Rennpisten gebaut werden können. -
F1 (1994)
Das Jahr 1994: Mit Michael Schumacher gewinnt das erste Mal in der Geschichte der Formel 1 ein Deutscher die Weltmeisterschaft. Parallel erscheint das nächste offizielle Rennspiel zur Formel 1: F1 ist vom Pariser Entwickler Lankhor. Das Spiel bietet zwei Rennmodi, Arcade und Grand Prix, auf Kursen in acht Ländern: San Marino, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Italien, Portugal, Japan und Australien. Bis zu zwei Spieler müssen jeweils vier, acht oder zwölf Runden absolvieren. Im Arcade-Modus darf die Reihenfolge der Strecken frei gewählt werden, in 'Grand Prix' ist sie hingegen vorgegeben. -
Grand Prix 2 (1996)
1996 erscheint Grand Prix 2 vom unbestrittenen Meister der Formel 1-Spiele: Geoff Crammond. Das erste Grand Prix von 1992 haben wir nicht etwa übersehen, der Vorgänger war nur noch nicht mit der offiziellen Lizenz der FIA ausgestattet.
Grand Prix 2 aber enthält alle 16 Strecken und 26 Fahrer in 14 Teams der Saison 1994. Nur der Brasilianer Ayrton Senna und der Österreicher Roland Ratzenberger fehlen, beide verunglücken während dieser Saison tödlich. Der in der Zwischenzeit von Hasbro übernommene Entwickler Microprose entscheidet sich dazu, diese beiden Fahrer nicht ins Spiel einzubeziehen.
Grand Prix 2 simuliert komplette Rennwochenenden, inklusive freiem Training und Qualifying. Herzstück des Spiels ist der WM-Modus der Saison 1994: Darin kann der Spieler als Fahrer im Team seiner Wahl eine komplette Formel 1-Saison absolvieren.
Grand Prix 2 wurde von Spielern und Fachpresse gleichermaßen begeistert aufgenommen. Der hohe Realismusgrad sorgte für eine lang anhaltende Herausforderung, sieben Fahrhilfen wie Bremsassistent und Traktionskontrolle machte den Einstieg aber auch für Neulinge einfach. Eine aktive Community pflegt das Spiel noch immer mit neuen Strecken oder aktuellen Fahrer- und Teamdaten. -
Formel 1 (1996)
1996 erscheint Formel 1 des englischen Studios Bizarre Creations (die späteren Macher von Blur und der Project Gotham Racing-Serie für Microsofts Xbox 360). Das Spiel tritt aber nicht wirklich in Konkurrenz zu Grand Prix 2. GameStar-Redakteur Michael Galuschka schreibt damals: »Mit dem Realismus nimmt es Formel 1 nicht ganz so genau. Die 700-PS-Flitzer steuern sich wie Go-Karts und sind ohne größere Probleme auf der Bahn zu halten – was das Spiel arg in Richtung Action drängt, dem Fahrvergnügen aber deswegen nicht abträglich ist. Fans des Rennsports, denen unkompliziertes Rundendrehen lieber ist als eine detailgenaue Simulation, liegen mit Formel 1 genau richtig.« Fans des Rennsports stört besonders die fehlende Tuningmöglichkeit für die Fahrzeuge.
In der englischen Version wird das Geschehen von der britischen BBC-Motorsportreporterlegende Murray Walker kommentiert, deutsche Rennfahrer müssen mit der Stimme des Rennpiloten Jochen Mass vorlieb nehmen - was peinlich bemüht wirkt und ein wenig die Atmosphäre verhagelt. -
Power F1 (1997)
Abermals ein Jahr später veröffentlicht das britische Entwicklerteam Teque London im Auftrag von Eidos Power F1, allerdings mit der damals schon recht angestaubten Lizenz der Saison 1995. Auch ansonsten kann das Rennspiel, trotz für damalige Verhältnisse beeindruckender Grafik, nicht überzeugen. Größter Kritikpunkt ist die fehlerhafte Fahrzeugphysik, die so unberechenbar ist, dass man sie nicht mal für ein Arcade-Rennspiel durchgehen lassen kann. Im Pressetext liest sich das aber noch anders: »Nehmt Teil an der angesehensten Meisterschaft der Welt! Offiziell lizensiert durch die FIA, ist Power F1 die realistischste, herausforderndste und spannendste Simulation, die jemals herausgegeben wurde. Mit allen aktuellen Teams, Autos und Strecken der Formel 1 Saison bringt das Spiel die Spannung und Herausforderung des echten Wettkampfes um die Weltmeisterschaft mit sich!« -
F1 Racing Simulation (1997)
Im gleichen Jahr taucht mit dem Entwickler Ubisoft ein Neuling im Fahrerfeld der Formel 1-Simulationen auf. Aber den Franzosen gelingt 1997 mit F1 Racing Simulation aus dem Stand ein Start-Ziel-Sieg, denn die GameStar-Redaktion ist sich einig: Das ist die bisher beste Simulation des Formel 1-Rennsports. Realistisches Fahrzeughandling, etliche Fahrhilfen für Einsteiger, ein umfangreiches Fahrzeug-Setup und eine ansprechende Grafik: F1 Racing Simulation bietet alles, was sich der Rennsport-Fan 1997 wünschen kann. Einzig die Tatsache, dass Ubisoft nur die Vohrjahressaison ins Spiel gebracht hat, trübt den Gesamteindruck etwas.
Nach dem sehr guten Erstlingswerk legt der französische Entwickler 1998 nach und veröffentlicht Racing Simulation 2. Allerdings diesmal ohne die FIA-Lizenz. Das Spiel ist erneut ein sehr gutes Rennspiel (GameStar Wertung: 87%), allerdings büßt es durch den Mangel an Originalfahrern und -teams etwas an Atmosphäre ein. -
Formel 1 '97 (1998)
1998 legt Bizarre Creations nach, und veröffentlicht das nach eigenen Angaben in nur acht Monaten programmierte Formel 1 '97. Das Spiel hat die FIA-Lizenz der Saison 1997. Die Entwickler geben zwar vor, dass die Fortsetzung mehr als nur ein Vollpreis-Update sein soll, grafisch ist aber zum mittlerweile zwei Jahre alten Vorgänger kein Unterschied festzustellen. Einzige sinnvolle Neuerungen sind der Netzwerk-Modus, in dem sich bis zu acht Rennfahrer miteinander messen können, und ein Tuningfeature, das sich aber auf sehr wenige Einstellungen beschränkt.
Als Kommentatoren können für die deutsche Sprachausgabe die RTL-Reporter Heiko Wasser und Christian Danner gewonnen werden, die auch die echte Übertragung der Formel 1 beim Kölner Privatsender kommentieren. -
F1 World Grand Prix (1998)
F1 World Grand Prix erscheint 1998 für Nintendos Konsole N64. Das Spiel hat die Lizenz des Vorjahres mit allen 17 Strecken, aber nur 20 Fahrern der Saison 1997. Ausgerechnet der Weltmeister, der Kanadier Jaques Villeneuve, fehlt aufgrund von Lizenzstreiterein.
Ein Besonderheit ist der Challenge-Modus: Hier ist es die Aufgabe das Spielers reale Rennsituationen aus der WM-Saison 1997 nachzuspielen.
F1 World Grand Prix ist, auch aufgrund mangelnder Konkurrenz, das beste F1-Rennspiel auf dem N64. -
Grand Prix Legends (1998)
»Für Rennspielprofis das Nonplusultra.« Wenn GameStar so etwas schreibt, dann muss schon ein außergewöhnliches Spiel vorliegen. Und das tut es, denn Grand Prix Legends vom Publisher Sierra, wirbelt das Rennspielgenre mit einer außergewöhnlich Idee durcheinander. Das Spiel hat die FIA-Lizenz des Jahres 1967. Damals wurde der Australier Denis Hulme im Brabham-Repco Weltmeister. Michael Galuschka lobt im Test in GameStar 11/1998 die außergewöhnliche Atmosphäre und die wirklich anspruchsvolle Steuerung der Oldtimer-Boliden.
Leicht kurios an Grand Prix Legends: Scheiden Sie aus dem Rennen aus, müssen sie warten bis es beendet ist, bevor Sie zum Menü zurückkehren können - das kann trotz Zeitraffer bis zu 15 Minuten dauern! -
Official Formula 1 Racing (199)
Fünf Jahre nach F1 entwickelt auch Lankhor wieder ein Formel 1-Spiel. Official Formula 1 Racing erscheint bei Eidos mit der Lizenz der Saison 1998. Anscheinend war aber wegen der hohen Kosten für die Lizenz nicht mehr viel Budget für die Entwicklung übrig: Häßliche Grafik, schlechte KI und eine schwammige Steuerung sorgen dafür, dass das Rennspiel im Test 07/1999 nur 48% bekommt. Michael Galuschka über Official Formula 1 Racing: »Addiert man nun auch noch die öde Grafik, eine grausame Menübedienung sowie übervorsichtige Gegner, dann sind über die Qualitäten dieses actionlastigen F1-Geschrammels genug Worte verloren. Steuerung und Fahrgefühl erinnern kaum an die Formel 1, sind aber erträglich und retten die lahmende Raserei vor der totalen Pleite.« -
F1 World Grand Prix (2000)
F1 World Grand Prix schafft es auch im Jahr 2000 nicht die Talsohle der schlechten Formel 1-Spiele zu überwinden. GameStar beschert dem Spiel eine Wertung von 44%. Michael Galuschka schreibt im Test: »Nettes Intro, nix dahinter. Wie frech (oder einfach nur blind) muss man sein, um alten Schrott ein Jahr später fast unverändert wieder anzubieten? Seit dem erschreckenden schwachen Official F1 Racing hat Lankhor lediglich die Grafik ordentlich aufgebohrt. Das Renngesehen dagegen krankt immer an denselben Symptome: F1-unwürdiges Fahrzeughandling, seltsames Crash-Verhalten, kaum erkennbare KI, wirre Menüs. Damit hat es Eidos geschafft, selbst EA Sports‘ enttäuschendes F1 2000 noch mal locker zu unterbieten.« -
Formel Eins 99 (1999)
1999 ist einfach kein gutes Jahr für Formel 1-Spiele. Obwohl gleich zwei lizenzierte Spiele erscheinen, kann keines auch nur über ein 60%-Wertung kommen. Formel Eins 99 schneidet mit einer Wertung von 52% noch am besten ab. Das Spiel vom britischen Entwickler Studio 33 hat zwar alle Fahrer und Strecken, inklusive der neuen Piste im malaysischen Sepang, und den RTL-Kommentator Heiko Wasser, fährt aber spielerisch eher in der Spielstraße. Mick Schnelle im GameStar-Test 02/2000: »Als Simulation ist Formel Eins 99 zu simpel gestrickt, für ein Actionrennen sieht es zu schlecht aus. Ablegen unter 'Braucht man nicht'.« -
Grand Prix 3 (2000)
Nach einer langen Durststrecke für Formel 1-Spiele, im Juli 2000 der Paukenschlag: Grand Prix 3 ist da und GameStar titelt »Der Pistenkönig kehrt zurück«. Altmeister Geoff Crammond ist wieder da und liefert abermals das beste Formel 1-Spiel ab. Aber das nicht nur, weil das Konkurrenzfeld mehr als schwach ist, sondern weil Grand Prix 3 auch für sich genommen sehr gut ist. Der Titel bekommt im GameStar-Test 09/2000 88%. Fahrzeugverhalten, Grafik und Umfang sind fast über jeden Zweifel erhaben. Einzig die Tatsache, dass Hasbro offenbar aus Kostengründen nur die Lizenz für die Saison 1998 erworben hat, trübt den Gesamteindruck. Dank der engagierte Community stört das aber kaum, denn die stürzt sich begeistert in die Arbeit und liefert bis heute Patches, die aktuelle Fahrzeuge, Fahrer und Strecken nachliefern. Auch Microprose selbst liefert mit Grand Prix 3: Season 2000 selbst noch mal ein Addon mit den Daten der Saison 2000. -
F1 2000 (2000)
Im Jahr 2000 steigt auch der Platzhirsch unter den Sportspielen, EA Sports, mit einem eigenen Formel 1 Spiel in das Rennen ein. Entsprechend hoch sind die Erwartungen der Rennsportgemeinde vor dem PC. Doch F1 2000 enttäuscht und kann im GameStar-Test gerade mal eine Wertung von 64% über die Ziellinie retten. Das reicht für Electronic Arts nicht um vorne mitzufahren - trotz der brandaktuellen Lizenz der Saison 2000. Michael Galuschka im Test in GameStar 06/2000: »Aua, wie kann mir EA sowas nur antun? Da hofft man auf einen Formel-1-Knaller und bekommt stattdessen eine veraltet wirkende Halbsimulation vorgesetzt.« Eitel Sonnenschein dagegen bei EA, denn verschiedene Wetterbedigungen sucht der Hobbyrennfahrer im Spiel vergebens - Rennen finden immer bei Sonne statt.
F1 2000 kann die Formel 1-Spiele also nicht aus dem Jammertal führen. Gerade deshalb blickt die Spielergemeinde auch gespannt auf Geoff Crammond und sein nur zwei Monate später erscheinendes Grand Prix 3. Wird es das Niveau des hervorragenden Vorgängers erreichen und sich die Pole Position der Rennspiele sichern? -
F1 Championship Season 2000 (2000)
Knapp ein halbes Jahr nach dem eher mäßigen F1 2000 legt Electronic Arts mit F1 Championship Season 2000 nach. Anstatt sich wirklich Zeit für den Nachfolger zu nehmen, schiebt EA ein uninspiriertes Update nach, verlangt aber selbstverständlich den vollen Preis dafür. Das neue Entwicklerstudio, Visual Science, verändert lediglich ein paar Kleinigkeiten im Vergleich zum Vorgänger. So wird es nichts mit der Formel 1-Simulations-Krone für EA, abermals bekommen die Entwickler von Image Space wegen des übermächtigen Konkurrenten Grand Prix 3 die blauen Flaggen gezeigt.
Michael Galuschka schreibt im Test in GameStar 02/2001 über F1 Championship Season 2000: »Es fehlt irgendwie an allem, der Funke springt zu keinem Zeitpunkt über. Bemühen kann man dem Entwicklerteam nicht absprechen, das wird von mir mit zwei Bonuspunkten belohnt. Dennoch frage ich mich, warum EA Sports ausgerechnet mit einem uninspirierten Update zur Konkurrenz aufschließen will. Ob Grand Prix 3, Racing Sim 2 oder Grand Prix Legends – besseres F1-Futter gibt es zuhauf.« -
Formula One 2000 (2000)
Im Jahr 2000 sortiert sich mit Sony ein neues Team in die Startaufstellung. Allerdings mit mit einem bekannten Fahrer hinter dem Lenkrad: Studio 33, die auch schon Formula One 99 auf die PlayStation brachten, allerdings unter anderem Publisher. Sony sucht 2000 zugkräftige Marken für seine PlayStation - da erscheint die teure, aber bekannte Formel 1-Lizenz gerade recht.
Formula One 2000 kann also mit den Original-Daten des Formel 1-Zirkus aufwarten, wird aber ansonsten eher in mittelmäßiges Spiel. Grafisch fährt die im Jahr 2000 am Ende ihres Lebenszyuklus angelangte PlayStation dem PC und Titeln wie Grand Prix 3 nur mit gebührendem Abstand hinterher. Während sich in den nächsten Jahren auf dem PC ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Spitze andeutet. -
F1 2001 (2001)
Electronic Arts wäre nicht Electronic Arts ohne jährliche neue Versionen seiner Spiele: Im Herbst 2001 kommt F1 2001 in den Handel, diesmal wieder vom Entwickler Image Space. Allerdings hat F1 2001 diesmal eine Daseinsberechtigung, denn die Programmierer haben ihre Hausaufgaben gemacht und den Vorgänger spürbar verbessert. So hält auch erstmals ein Wettersystem Einzug in die Serie. Der Titel ist ein ordentliches Formel 1-Spiel geworden, für die erste Startreihe reicht es aber nicht.
Heiko Klinge im Test in GameStar 12/2001: »Wow, da staunt aber der kleine Schumi in mir! In den wichtigen Rennspieldisziplinen Fahrphysik und Gegner-KI zeigt sich F1 2001 deutlich verbessert und kann sogar mit den hochdekorierten Konkurrenten F1 Racing Championship und Grand Prix 3 mithalten.« -
F1 2002 (2002)
Michael Schumacher gewinnt im Jahr 2002 zum dritten Mal in Folge, und zum fünften insgesamt, den Weltmeistertitel. Auch Electronic Arts tritt 2002 zum dritten Mal mit einer Formel 1-Simulation an und kann auf einmal das Rennen für sich entscheiden. Der im gleichen Monat erschienene bisherige Platzhirsch Grand Prix 4 hängt dem EA-Titel zwar im Getriebe, trotzdem kann F1 2002 einen hauchdünnen Vorsprung über die Startzielgerade retten. Mit 89% bekommt das EA-Spiel ein Prozentpünktchen mehr als der großer Konkurrent. Wohl auch weil F1 2002 auf die Lizenz der aktuellen Saison setzen kann, in Grand Prix 4 hingegen drehen noch die Fahrer der WM 2000 ihre Runden.
GameStar-Redakteur Florian Stangl schreibt im Test in Test in Ausgabe 07/2002: »Da muss ich doch glatt vor EA Sports meinen Helm ziehen: Die KI der Computergegner ist hochklassig, das Fahrgefühl schweißtreibend realitätsnah und die Grafik exzellent – einen flotten PC vorausgesetzt. Ich bin überrascht, dass sich selbst Grand Prix 4 geschlagen geben muss. Besonders freue ich mich über den reibungslos funktionierenden Mehrspielermodus.« -
Grand Prix 4 (2002)
Das Genre der Formel 1-Spiele hat auf dem PC seinen Höhepunkt erreicht, innerhalb eines Monats erscheinen zwei erstklassige Simulationen: Nach F1 2002 von EA, rollt auch Microprose sein Grand Prix 4 aus der Boxengasse, muss sich aber erstmals in der Geschichte mit dem zweiten Platz auf dem Podest zufrieden geben. Grand Prix 4 ist ein sehr gutes Rennspiel, aber der Titel floppt und stürzt den Entwickler Microprose endgültig in den Ruin. Schuld ist offenbar die starke Konkurrenz aus dem Hause EA und die veralteten Lizenz aus der Saison 2001.
Auch in der GameStar-Redaktion wird unter den Redakteuren heiß diskutiert. Heiko Klinge favorisiert den Geoff Crammond-Titel: »Wer die Wahl hat, hat die Qual: Mir gefällt die farbenfrohe Grafik von Grand Prix 4 von allen Formel-1-Simulationen am besten. Der gegenüber dem Vorgänger verbesserte Sound und die klasse modellierten Rennstrecken trösten mich über die veraltete Lizenz hinweg. Am Fahrgefühl gibt es nichts zu rütteln, und durch die originelle Visier-Perspektive kommt sogar echtes Piloten-Flair auf. So etwas habe ich mir schon lange gewünscht.«.
Florian Stangl entscheidet sich lieber für F1 2002: »Ob man den Grafikstil von Grand Prix 4 oder F1 2002 bevorzugt, muss jeder selbst entscheiden. Beide Spiele sind erstklassige Simulationen doch ich greife zum EA-Sports-Produkt. Ein Grund ist die Lizenz der Saison 2002 – ich will einfach nicht mit Mika Häkkinnen fahren, wenn doch Kimi Räikkönen auf seinem Platz sitzt. Und als Sound-Fetischist ergötze ich mich an den brachi- alen Motorgeräusche von F1 2002. Insgesamt hat GP 4 zu wenig Neuerungen – gerade als alter Fan hätte ich mir etwas mehr versprochen.« -
F1 Challenge 99-02 (2002)
Abermals ein Jahr später holt Electronic Arts zum Rundumschlag aus: F1 Challenge 99-02 beinhaltet die Fahrer, Teams und Strecken aus gleich vier Weltmeisterschaftsjahren, ist allerdings auch die letzte Ausfahrt eines Formel 1-Spiels auf dem PC. Sony wird alleiniger Lizenznehmer der FIA, hat aber verständlicherweise mehr Interesse daran, die eigene Plattform zu unterstützen als für den PC zu entwickeln.
GameStar 07/2003 ist folglich die bis dato letzte Ausgabe mit einem Formel 1-Test. Der beschert F1 Challenge 99-02 ein hervorragendes Zeugnis. Der Entwickler Image Space hat sich nicht auf den Lorbeeren vom Vorjahr ausgeruht. Das Spiel wird mit 89% zur Ehrenrunde für das Studio, denn es wurde behutsam und sinnvoll verbessert. -
Formula One 2002 - 2006 (2002 bis 2006)
In den Jahren 2002 bis 2006 ist Sony der einzige Lizenznehmer der FIA und folglich die PlaySation 2 die einzige Plattform, die mit Formel 1-Spielen bedient wird. Im japanischen Unternehmen findet für die fünf Formula One-Titel, die in diesem Zeitraum erscheinen, die EA Sports-Taktik Anwendung: Alle zwölf Monate erscheint ein neues Spiel, an dem sich aber in der Regel außer der aktuellen Lizenz nur die Jahreszahl hinter dem Titel ändert. Die Formula One-Spiele, die Sony ausnahmslos im eigenen Studio im englischen Liverpool programmieren lässt, sind spielerisch eher mittelmäßig. -
Formula One Championship Edition (2007)
2007 rollt die Formel 1 auch auf den Konsolen vorerst in die Boxengasse: Formula One Championship Edition ist die bisher letzte Next-Gen-Simulation der Motorsportkönigsklasse, allerdings nur mit der Lizenz der Saison 2006. Das Spiel erscheint weniger Monate nach dem Launch der PlayStation 3 und soll eigentlich die Grafikpower von Sonys neuer Konsole zeigen - vergeblich, denn wirklich von den Socken ist niemand beim Anblick der Grafik.
GamePro-Chefredakteur Markus Schwerdtel schriebt im Test: »Formula One ist so eine Sache: Auf der einen Seite bekomme ich das volle Formel 1-Programm, auf der anderen Seite ist der Titel eigentlich nur eine herausgeputzte Version des PS2-Vorgängers.«
Es gibt etliche Gründe, sich eine PlayStation 3 zu kaufen - Formula One Championship Edition gehört nicht dazu. Der Erfolg des von Sony erhofften System-Sellers bleibt aus und die FIA-Lizenz liegt erstmal brach. -
F1 2009 (2009)
Als der englische Spieleentwickler Codemasters 2009 wieder die Rechte für ein offizielles Formel 1-Spiel erwirbt, ist die Aufregung groß. Erstens haben die Entwickler mit DiRT und Race Driver: Grid bewiesen, dass sie etwas von Rennspielen verstehen. Zweitens ist Codemasters ein Multiplattform-Studio, sodass sich auch gerade PC-Spieler wieder berechtigte Hoffnungen auf ein F1-Spiel machen können.
Mit F1 2009 dann aber der erste Euphorie-Dämpfer: Das Spiel erscheint exklusiv für Nintendos Wii und ist somit aus Sicht von PC, Xbox 360 und PlayStation 3 grafisch nicht auf Höhe der Zeit. Codemasters erklärt dies mit der kurzen Entwicklungszeit für F1. Eine Next-Gen-Version für mehrere Systeme sei in dieser Zeit nicht zu stemmen gewesen.
Entsprechend hastig kommt aber auch F1 2009 daher. GamePro-Redakteur Thomas Wittulski schriebt im Test: »Der anfänglichen Euphorie über ein neues Formel Eins-Spiel folgt schon bald eine gewisse Ernüchterung, nein, eigentlich eine Enttäuschung: Trotz der originalgetreuen Autos und Strecken hat Codemasters es nämlich nicht geschafft, ein authentisches Rennspiel zu schaffen. (…) In Zeiten von Need for Speed: Shift und Forza Motorsport 3 stelle ich hohe Ansprüche an Rennspiele. Die Formel Eins ist da keine Ausnahme. F1 2009 spielt sich allerdings wie ein liebloses Produkt, dass unter enormem Zeitdruck zusammengeschustert wurde, um nicht umsonst für die teure FIA-Lizenz zu blechen.« -
F1 2010 (2010)
Mit der Saison 2010 hat die Formel 1-Welt einen neuen Champion. Der Deutsche Sebastian Vettel gewinnt in einem dramatischen letzten Rennen den Weltmeistertitel. Codemasters bringt im Herbst desselben Jahres das erste eigene F1-Spiel für die Next-Gen Plattformen Xbox 360, PlayStation 3 und PC. Auf Letzterer legte die Formel 1 zuletzt eine siebenjährige Zwangspause ein. Anders als das Wii-F1 aus dem Vorjahr ist F1 2010 optisch ein echter Leckerbissen. Vor allem der Regeneffekt zeigt, was die schon aus Dirt 2 bekannte EGO 1.5-Engine leisten kann und sorgt für reihenweise offene Kinnladen. Codemasters feiert mit F1 2010 einen gelungenen Einstand, allerdings gibt es auch Kritikpunkte: So fährt die künstliche Intelligenz beim Qualifying etwa keine echten Runden, sondern greift auf vorgefertigte Rundenzeiten zurück. Was den Computerfahrern beim Qualifying fehlt, scheinen sie in ihrer Fahrweise im Rennen auszulassen: Die KI ist ganz schön aggressiv und verwickelt den Spieler desöfteren in Unfälle. Auch dass am Streckenrand nur sehr wenig los ist, lässt auf die Verbesserungen von F1 2011 hoffen. -
F1 2011 (2011)
Die offensichtlichsten Neuerungen von F1 2011 sind schnell ausgemacht: KERS (Kinetic Energy Recovery System) und DRS (Drag Reduction System) sind gleichzeitig auch die größten Änderungen im Reglement der Motorsport-Dachorganisation F.I.A. (Fédération Internationale de l’Automobile): Seit dieser Saison stehen den Fahrern diese beiden Systeme zur Verfügung, um das Auto temporär über die eigentliche Leistung hinaus zu beschleunigen.
Codemasters hat auch die Künstliche Intelligenz der Kontrahenten überarbeitet. Die fahren jetzt deutlich ruhiger und nicht mehr wie von der Tarantel gestochen wild im Zickzack. Lediglich wenn es zu Massenkarambolagen kommt, wirkt die KI überfordert: Die Fahrer stehen dann planlos herum, anstatt die Unfallstelle zu umfahren.
Aber immerhin ist Schluss mit den Fake-Zeiten der KI-Piloten. Die wurden nämlich über Bord geworfen, auch der Computer muss stattdessen echte Rundenzeiten auf der Strecke fahren.
Im Multiplayer treten jetzt zudem 16 Fahrer zum Rennen an, im Splitscreen immerhin noch zwei.
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