Im Jahr 1993 war die Welt von The Legend of Zelda: Link's Awakening noch gelbgrün, zu mehr war Nintendos altehrwürdiger Game Boy nicht in der Lage. Das änderte aber nichts daran, dass eine ganze Generation von Videospielern dem Zauber dieses Spiels erlag und bis heute ein wohliges Gefühl im Bauch bekommt, wenn nur dessen Titel erwähnt wird.
Wenn wir jetzt schreiben würden, dass die Welt von Link's Awakening im Jahr 2019 kaum wiederzuerkennen ist, wäre das gelogen. Denn das Switch-Remake des Nintendo-Klassikers belässt es bei wenigen (spielerischen) Neuerungen und fängt auch deshalb auf ganz wunderbare Art und Weise den Charme des Originals ein. Allerdings mit einer Optik, die es zu einem der unserer Meinung nach schönsten Remakes überhaupt macht.
Ein Zelda ohne Zelda
Link's Awakening erzählt eine der ungewöhnlichsten Zelda-Geschichten, denn ausnahmsweise geht's mal nicht um die Vernichtung von Ganon oder die Rettung der titelgebenden Prinzessin. Stattdessen erleidet Held Link auf einer Seereise Schiffbruch und wird an den Strand der Insel Cocolint gespült. Von der jungen Marin gefunden und aufgepäppelt, wird Link schnell klar, dass es nur einen Weg von der Insel gibt.
Ein seltsamer Uhu erzählt ihm, dass er dafür den Windfisch wecken muss, ein mysteriöses Wesen, das in einem riesigen Ei hoch oben im Gebirge über dem Eiland schlummert. Überhaupt spielt Link's Awakening sehr viel mit den Motiven "Schlaf" und "Traum" und hat darüber hinaus einige sehr schöne ruhige und auch melancholische Momente - die kurze Episode etwa, in der Link einem Geist hilft, der noch einmal sein altes Zuhause sehen möchte, geht uns auch 26 Jahre nach dem Original noch ans Herz.
Als wäre es nie weg gewesen
Spielerisch gibt's dagegen weniger Ungewöhnliches, sondern das ganz bewährte Zelda-Prinzip aus der Vor-Breath of the Wild-Ära. Heißt also: Wir bereisen nach und nach die Oberwelt von Cocolint und steigen in insgesamt acht Dungeons, um die nötigen Musikinstrumente für die Erweckung des Windfisches zu sammeln. Schön: Der optionale neunte Dungeon "Labyrinth der Farbe" aus der DX-Version für den Game Boy Color ist im Switch-Remake ebenfalls enthalten.
Um das hier direkt zu betonen: Link's Awakening ist keine Neuinterpretation des Originals - wie etwa das Anfang des Jahres erschienene Resident Evil 2 Remake - sondern in sehr großen Teilen das identische Spiel, nur eben in schickerem Gewand. Und das ist durchaus ein Kompliment, denn es ist erstaunlich, wie gut das Spielprinzip von Links's Awakening gealtert ist.
Die Erkundung der "Mini-Open-World" Cocolint mit ihren abwechslungsreichen Gebieten wie dem idyllischen Mövendorf, dem düsteren Zauberwald, der Durstwüste oder dem Taltal-Gebirge hat unter anderem dank der eingängigen Steuerung absolut nichts von ihrem Charme verloren, ebenso wenig die Kämpfe gegen Gegner wie Moblins oder Käfer-Stachis. Höhlen und brüchige Wände verbergen Schätze wie Herzteile oder Rubine, Minispiele wie Angeln oder eine Floßfahrt sorgen für Abwechslung im Abenteurer-Leben.
Jaaaa, der Enterhaken!
Das Highlight von Link's Awakening sind allerdings die Dungeons, deren Schwierigkeit nach und nach angenehm ansteigt. Die düsteren Gemäuer von Wurmpalast, Schleimsumpf oder Teufelsvilla sind auch aus heutiger Sicht eine absolut gelungene Mischung aus Erkundung (wo sind Karte und Kompass?), kleineren Rätseln und Bosskämpfen, letztere sind leider trotz leichter Anpassung im Remake immer noch etwas zu einfach.
Dafür ist es aber auch in der Neuauflage jedes Mal ein absolutes Hochgefühl, ein neues Item aus seiner Schatzkiste zu befreien. Feder, Pegasusstiefel, Kraftarmband und Co. sorgen nämlich nicht nur dafür, dass wir den jeweiligen Dungeon meistern können, sondern eröffnen auch neue Wege auf Cocolint. Das macht insbesondere die Progression im Spiel sehr befriedigend, weil wir stets das Gefühl haben, "mächtiger" zu werden.
Hier und da zeigt das "alte" Spieldesign aber auch Schwächen. So lässt uns Link's Awakening hin und wieder ziemlich allein und gibt uns nur eine grobe Richtung oder einen ungefähren Hinweis an die Hand. Das ermuntert zwar auf der einen Seite dazu, die Welt zu erkunden, kann auf der anderen Seite aber auch nerven, wenn selbst nach langer Suche ein bestimmter Charakter oder die Lösung eines Problems nicht gefunden wird.
Zum Beispiel, wenn es darum geht, den Weg zum nächsten Dungeon zu finden und sich letztendlich herausstellt, dass man dafür einen ganz bestimmten Busch weghäckseln muss, der eine versteckte Passage freigibt - dieser aber mit keiner Silbe erwähnt wird.
Für hochgezogene Augenbrauen sorgen zudem die sehr oft respawnenden Gegner, wenn wir in einen bereits besuchten Bereich zurückkehren. Und zwei gewisse Pferdestatuen brachten uns auch beim Remake zu einem entnervten Aufseufzen. Veteranen wissen sicher, was gemeint ist.
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