Knuddeldino Yoshi ist seinen Ursprüngen als stets hungriger Mario-Untersatz schon lange entwachsen und einer der beliebtesten Charaktere im Nintendo-Universum. Kein Wunder also, dass Yoshi's Crafted World bereits das achte Spiel mit dem grünen Sympathieträger in der Hauptrolle ist - und ganz nebenbei auch dessen erster großer Auftritt auf der Switch.
Die Vorzeichen für ein erfolgreiches Debüt stehen gut. Denn für die Entwicklung des Jump&Runs zeichnet Good-Feel verantwortlich, jenes Studio, das schon mit dem hervorragenden Wii U-Vorgänger (Yoshi's Woolly World, GamePro-Wertung 89) für gute Laune sorgte.
Der Story-Aufhänger von Crafted World ist Nintendo-typisch schnell abgefrühstückt: Zauberer Kamek und Baby Bowser machen auf der Yoshi-Insel Stress, als sie die Traumsonne mopsen wollen, ein Artefakt, das Träume wahr werden lässt.
Als die Dinos das zu verhindern versuchen und sich mit dem bösen Duo balgen, platzen fünf Traumjuwelen aus dem Artefakt und verteilen sich über das gesamte Eiland. Ihr ahnt es schon: Natürlich müssen die Yoshis genau diese Juwelen wieder einsammeln.
Bruch mit einer Tradition
Ganz traditionell ist die Hintergrundgeschichte nicht das Steckenpferd des Jump&Runs, dafür punktet Crafted World in fast jeder anderen Hinsicht und wirft dabei sogar eine andere Nintendo-Tradition über den Haufen. Denn anders als beim direkten Vorgänger oder vielen Mario-Jump&Runs gibt es in Crafted World nicht nur wenige Welten mit jeweils mehreren thematisch ähnlichen Levels, sondern gleich satte 16 Welten, die dann aber jeweils nur 1 bis 3 längere Level haben.
Der große Vorteil: die höhere Abwechslung. Denn in Crafted World geht es neben den üblichen Wüsten-, Eis-, und Waldgebiete unter anderem auch durch eine Ninjawelt, einen Märchenbuch-Abschnitt und einen Hafen.
Was jetzt möglicherweise nicht sonderlich spektakulär klingt, wird es spätestens durch den genialen Grafikstil. Crafted World verwirft den Wolle- und Näh-Look des Wii U-Vorgängers, bleibt aber im Do-it-Yourself-Bereich. Denn jeder Level sieht aus wie gebastelt und ist ein extrem liebevoll gestaltetes 2,5D-Diorama.
Da "schwimmen" Fische an Seilen auf und ab, aus Dosen bestehende Eisenbahnen tuckern durch einen Abschnitt, Plattformen in der Wolkenwelt bestehen aus Eierkartons, und Felsen in einem Lava-Level entpuppen sich als zusammengeknüllte Alufolie.
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Insbesondere die letzten drei Welten stechen hier in Sachen Ideenreichtum noch einmal heraus, aber auch nach mehrmaligem Durchlaufen jedes anderen Abschnitts entdeckt ihr noch neue lustige Details, wirklich alles wirkt hier wie aus einem Guss.
Crafted World macht sich übrigens die Unreal Engine 4 zunutze, was der Optik insbesondere bei Lichteffekten oder der virtuellen Materialanmutung zugutekommt. Selten war ein Nintendo-Spiel derart stilsicher und schön.
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Spielerisch wagt Entwickler Good-Feel dagegen keine großen Experimente: Crafted World ist ein ganz klassischer Hüpfer, und insbesondere alle Kenner der Vorgängerspiele dürften sich sofort zurechtfinden. Der kleine Dino kann hopsen, einen längeren Flattersprung oder Stampfattacken ausführen und Gegner verschlucken, um sie dadurch in praktische Eier zu verwandeln.
Diese nutzt Yoshi dann als Wurfgeschoss, um Objekte einzusammeln, Gegner zu erledigen oder Mechanismen auszulösen. Cool: Ihr könnt die Geschosse nun auch in den Hinter- bzw. Vordergrund der Level feuern, was einige interessante Optionen eröffnet, wenn zum Beispiel Münzen schleppende Gegner im Hintergrund entlanglaufen.
Überhaupt spielt Crafted World an vielen Stellen geschickt mit der Perspektive, etwa wenn ihr auf die Kamera zu bzw. von ihr weglaufen müsst oder sich der komplette Level dreht, wenn ihr eine Bonusaufgaben-Wolke abschießt.
Apropos: Die Zielsteuerung empfanden wir beim Test nicht immer als optimal, insbesondere unter Zeitdruck und bei Schüssen in die Ebene kann das etwas hakelig sein. Ebenso nervig: An vielen Stellen hätten wir gerne ein Ei auf ein interessantes Objekt im Hintergrund geballert, fanden aber auf die Schnelle keinen Nachschub in der Nähe.
...oder doch nicht?
Dass Crafted World trotz seines simplen Konzepts nie banal oder gleichförmig wirkt, liegt an der spielerischen Abwechslung. Zwar fehlen die Sequenzen aus dem Vorgänger, in denen sich Yoshi beispielsweise in ein Motorrad oder einen Bagger verwandeln konnte, stattdessen nutzt der Knuddeldino in manchen Level nun besondere Objekte.
In der Wüste schlüpft er beispielsweise unter einen Dinoschädel und rammt Felsen aus dem Weg, an anderer Stelle muss er einen kleinen Magneten an die richtigen Stellen spucken, um höhergelegene Ebenen zu erreichen.
Und um die ansonsten konsequent durchgezogene Jump&Run-Linie zu durchbrechen, sind einige der über 40 Level sogenannte "Match"-Abschnitte, in denen es teils richtig kurios wird - beispielsweise wenn ihr als Riesen-Yoshi Kisten zerdeppern oder ein Rennen auf einem Solarauto stehend absolvieren müsst, das in der Sonne schneller fährt und im Schatten abbremst.
Und da auch die obligatorischen Bosskämpfe mit coolen Ideen überraschen (Krokodilzug!), seid ihr stets gespannt, was als nächstes kommt. Ihr solltet euch allerdings im Klaren sein, dass ihr anders als bei beispielsweise New Super Mario Bros. U Deluxe keinen großen spielerischen Anspruch erwarten dürft.
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Hier gibt es zum Beispiel keine kniffligen Hüpfpassagen oder Zeitdruck, stattdessen geht alles etwas gemächlicher zur Sache, sodass auch ungeübte Spieler Crafted World auf dem "klassischen" Schwierigkeitsgrad (daneben gibt es noch einen "Entspannt-Modus") in 5 bis 6 Stunden durchzocken können, wahlweise mit einem Kumpel im wenig originellen, aber trotzdem spaßigen Zweispieler-Koop-Modus.
Da könnt ihr lange suchen
Wiederspielreiz gibt es trotz der recht kurzen Spielzeit mehr als genug, denn fast jeder der über 40 Level ist vollgestopft mit geheimen Nischen und Ecken, oft gefüllt mit Sammelobjekten wie Grinseblumen (die auch als Türöffner für neue Welten fungieren) oder roten Münzen (für 20 gesammelte pro Level gibt es eine zusätzliche Grinseblume).
Und glaubt uns, gerade letztere sind oft alles andere als einfach zu finden. Darüber hinaus gibt es noch simple Such- und Sammelaufgaben ("finde fünf Pappkrabben in Level xy und schieße sie mit Eiern ab") und jeder Hauptlevel lässt sich für die Suche nach drei versteckten Mini-Schnuffelhunden sogar rückwärts noch einmal spielen. Für einen 100%-Abschluss könnt ihr also deutlich mehr Zeit einplanen.
Als ziemlich sinnlos empfinden wir dagegen die freischaltbaren Outfits: In jeder Welt könnt ihr an einem Kugelautomaten Geld investieren, um eines von etlichen zufälligen Outfit-Items freizuschalten, die sich euer Yoshi dann überstülpt. Das ist nur ein optischer Gag und hat keine weitere Relevanz. Außerdem fragen wir uns, was sich Nintendo beim Hauptmusikstück für das Spiel gedacht hat.
Prinzipiell geht das schon ins Ohr, aber wird im Verlaufe des Spiels derart oft wiederholt - wenn auch manchmal in diversen Variationen - dass uns das beim Spielen zeitweise richtig genervt hat. Aber macht uns das Yoshi weniger sympathisch? Nö.
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