Social Net works!
Wie es sich für ein anständiges Rollenspiel gehört, stehen auch Besuche in den zahlreichen Städten und damit verbundene, ausgiebige Shoppingtouren auf dem Programm. Bei den Händlern bekommt ihr alles, was das Ausrüstungsherz begehrt: Oberteile, Hosen, Kopfbedeckungen, Handschuhe, Stiefel, Waffen. Rollenspiel-typisch haben sämtliche Rüstungsteile Stärken und Schwächen und steigern die Statuswerte (Blockrate, Stärke, Agilität etc.) eurer Charaktere. Besonders cool: Wenn ihr eine Figur mit einem neuen Shirt ausstattet oder ihm eine Fliegerbrille auf den Kopf setzt, sind diese Ausrüstungsgegenstände fortan im Spiel sichtbar -- sogar in den Zwischensequenzen. Habt ihr euer Erspartes schließlich auf den neu geschmückten Kopf gehauen, haltet ihr mit kommunikationsfreudigen Bewohnern ein Schwätzchen und baut so euer soziales Netzwerk aus (siehe Kasten »Harmoniebedürftige Helden: Das Harmoniesystem«).
Wenn ihr euch nicht ausschließlich auf die handlungsrelevanten Missionen konzentrieren möchtet, haltet Ausschau nach Figuren mit einem Ausrufezeichen über dem Kopf. Diese Bewohner schicken euch auf Nebenmissionen, von denen es in Xenoblade Chronicles annähernd 500 gibt! Abwechslung ist dabei allzu oft Mangelware: In den meisten Fällen müsst ihr einen Gegenstand besorgen und dafür ein bestimmtes Monster erlegen. Als Belohnung winken allerdings seltene Gegenstände, Erfahrungspunkte oder Bares. Mit Charakteren, die sich namentlich zu erkennen geben, macht ihr hingegen Tauschgeschäfte. Auf diesem Weg ergattert ihr Gegenstände, die ihr weder in Schatztruhen, noch im Sortiment der Händler finden könnt. Besonders begehrt sind die sogenannten Juwelen. Bestimmte Rüstungen und Waffen verfügen über »Sockel«, in die ihr die Juwelen einsetzt. Der Clou: Ähnlich wie die »Substanzen« (oder »Materia«) in Final Fantasy VII, verleihen die Juwelen dem entsprechenden Gegenstand Status-Boni. So steigern einige Kristalle beispielsweise die Angriffskraft, andere erhöhen eure Lebenspunkte. Im späteren Spielverlauf schmiedet ihr an den Juwelenöfen sogar eure eigenen, individuellen Klunker.
Xenoblöd? Xenobrilliant!
Technisch gibt Xenoblade Chronicles ein -- für Wii-Verhältnisse -- sehr gutes Bild ab. Die Körperteile des Giganten sind mit unterschiedlichsten Pflanzen und Tieren bevölkert und bei der Gestaltung der Welt wurde viel Wert auf Detailreichtum gelegt. Hardwarebedingt kann das Rollenspiel der PlayStation-3- und Xbox-360-Genre-Konkurenz jedoch nicht das Wasser reichen. Allerdings werden RPG-Schwergewichte wie Final Fantasy XIII (Xbox 360) oft auf gleich drei Datenträgern ausgeliefert, während das Umfangmonster Xenoblade Chronicles auf nur eine Disk passt. Das macht sich in vielerlei Hinsicht negativ bemerkbar: Die Animationen sind teils extrem hölzern, viele Texturen sehen aus wie Teppichböden in einer 70er-Jahre-Doku und auch das ständige Kantenflimmern nervt. Dagegen sind die zahlreichen Zwischensequenzen wuchtig inszeniert und treiben Nintendos aktuelle Heimkonsole an ihre technischen Möglichkeiten. Der facettenreiche und stimmige Soundtrack untermalt das Geschehen stets mit den passenden Klängen, mal verspielt, mal bombastisch. Auch die englischen Synchronsprecher machen einen ordentlichen, wenn auch nicht überragenden Job. Die Lippen-Synchronität in den Dialogen lässt jedoch hier und da zu wünschen übrig. Am Umfang des Rollenspiels gibt’s nichts zu meckern. Im Gegenteil: Wenn ihr neben der Haupthandlung auch sämtliche Nebenmissionen absolviert, Techniken und Talente perfektioniert, euer soziales Netzwerk ausbaut und die riesige Welt bis in den letzten (Augen-)Winkel erforscht, seit ihr weit über 100 Stunden beschäftigt.
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