In der mittlerweile vierten Xbox-Generation hat Microsoft einiges aufzuholen. Schließlich hinkte man in der Xbox One-Ära Konkurrent Sony meilenweit hinterher, stellte aber in der jüngeren Vergangenheit viele richtige Weichen, etablierte etwa den Game Pass und baute das hauseigene Studio-Portfolio deutlich aus. Man spürt: Microsoft will die Spieler*innen zurück - und bei dieser Mission kommt der Xbox Series X eine ganz besondere Bedeutung zu.
Ich habe Microsofts Next Gen-Konsole im Lauf des letzten Monats ausführlich ausprobiert und meine ersten Eindrücke bereits in mehreren größeren Preview-Artikeln niedergeschrieben. Die Erfahrungen für meinen Test decken sich größtenteils mit diesen Eindrücken, ich fasse sie nachfolgend aber noch einmal zusammen. Abseits davon gibt es eine separate und umfangreiche Hardware-Einschätzung von meinem Autoren-Kollegen Chris Werian. Diese findet ihr auf der zweiten Seite dieses Artikels.
Inhalt
- Optik, Anmutung und Haptik
- Controller
- Setup und Dashboard
- Starke Abwärtskompatibilität, aber noch kein Wow-Titel
- Multimedia
- Speicher
- Fazit Tobi
- Hardware
- Grafikleistung und Bildqualität
- Stromverbrauch
- NVME-SSD als interner Datenträger
- Sound
- Fazit Chris
Wie schlägt sich die Series S? Hier ist unser Test zur kleinen Schwester der Series X:
Wie gut ist die PS5? Für den Test zur direkten Konkurrenz, geht es hier endlang:
Optik, Anmutung und Haptik
Schon optisch ist die Xbox Series X eine Kampfansage. Das unkonventionelle und wuchtige Tower-Design lässt bereits erahnen, dass hier jede Menge potente Technik drin steckt. Bereits das Auspacken der schwarzen Konsole ist mit der fast schon Altar-haft anmutenden Präsentation und der "Power your Dreams"-Banderole beim Hochklappen des Kartondeckels ein echtes Highlight.
Der Lieferumfang fällt insgesamt überschaubar aus, neben dem Controller samt Batterien finden sich in der Verpackung lediglich das obligatorische Stromkabel, eine HDMI 2.1-Strippe und ein bisschen Papierkram. Mich wundert, dass Microsoft nicht zumindest einen Probemonat Xbox Game Pass beigelegt hat, das hätte sich durchaus angeboten.
Und schnell danach habe ich auch gemerkt: Den schwarzen, viereinhalb Kilo schweren Klotz zu platzieren, könnte in manchen Haushalten eine besondere Herausforderung darstellen. Denn durch die ungewöhnlichen Abmessungen passt die Xbox Series X nicht unbedingt in jedes Regalfach und auch den Platz neben dem Fernseher muss man erstmal haben.
Die Konsole wirkt vertikal aufgestellt übrigens deutlich schicker als horizontal, funktioniert aber in beiden Ausrichtungen ohne Probleme. Der wuchtige optische Ersteindruck ist bei mir übrigens schon nach sehr kurzer Zeit verflogen, mittlerweile empfinde ich das Design sogar als sehr kompakt und angenehm, auch weil es sich prima ins Wohnzimmer einfügt.
Die leicht sichtbaren Fingertapser auf der matten Oberfläche der Konsole nerven mich dagegen immer noch und auch wenn man die Konsole natürlich nicht ständig durch die Gegend trägt, sollten penible Naturen unbedingt ein Mikrofasertuch parat liegen haben. Alles in allem ist die Verarbeitung des Systems auf einem sehr hohen Niveau, der "Leuchteffekt" der Lüftungslöcher auf der Oberseite sorgt zudem für einen schönen optischen Akzent.
Controller: Evolution statt Revolution
Deutlich weniger progressiv ist das Design des Controllers, hier hat sich Microsoft auf das bewährte - und beliebte - Konzept des One-Controllers verlassen und diesen in Nuancen feingeschliffen. Dank der fein angerauten Rückseite und der leicht modifizierten Triggerbereiche schmiegt sich das Gamepad für meine Begriffe noch ein wenig besser in die Hände als sein Vorgänger und hat auch nach längeren Spielsessions nicht für Handkrämpfe gesorgt.
Das überarbeitete Steuerkreuz hat bessere Druckpunkte, die Klickgeräusche beim Bedienen sind allerdings sehr laut. Eine wirklich große Verbesserung ist die neue, mittig auf dem Controller platzierte Share-Taste für Screenshots und die Aufnahme von Videoclips, damit umgeht man das lästige Drücken des Guide-Buttons.
Von einer weiteren großen Verbesserung - der geringeren Latenz und besseren Verbindungsgeschwindigkeit des Controllers - habe ich beim Test dagegen nicht wirklich etwas gemerkt, diesbezüglich aber auch keinen Grund zu meckern, weil die Latenzen ohnehin nie ein Problem der Xbox-Gamepads waren.
Die beiliegenden Batterien (halten ca. 30 Stunden) können übrigens mit einem optional erhältlichen Akkupack ersetzt werden, auch die von mir ausprobierten Akkus der Xbox One-Generation passen problemlos und ebenso lassen sich USB-Zubehör und sämtliche Xbox One-Gamepads wie der famose Elite Series 2 an der Xbox Series X verwenden.
Setup und Dashboard
Die Einrichtung der Xbox Series X ist ein Kinderspiel, auch weil sich dafür optional die neue Xbox-App nutzen lässt, was bei meinem Test einwandfrei funktioniert hat. Während die Konsole die notwendigen Updates installiert, lassen sich bereits diverse Einstellungen treffen und Accounts anlegen, das ist wirklich praktisch. Aber auch ohne die Smartphone-Hilfe gelingt das Setup in kurzer Zeit und man kann direkt im Dashboard loslegen.
Das Hauptmenü der Konsole hat sich im Vergleich zur letzten Generation kaum verändert, ähnlich wie beim Controller setzt Microsoft hier also auf altbewährtes. Im Detail gibt es zwar ein paar Series X-exklusive Features wie den einstellbaren - und sehr schicken - dynamischen Hintergrund, aber im Großen und Ganzen ist das exakt das Dashboard, das es auch auf der Xbox One bereits gibt.
Kenner des alten Dashboards dürften sich also sofort zurecht finden, Neueinsteiger könnten mit dem Aufbau des Systems aber erstmal ein wenig überfordert sein, komplett intuitiv ist dieses nämlich nicht aufgebaut. Wichtig: Die Hauptkacheln wie "Meine Spiele und Apps" oder "Game Pass" lassen sich auf Wunsch auch anders anordnen, sodass die meistgenutzten Punkte weiter oben platziert werden können.
Die essentiellen Menüpunkte wie die Einstellungen erreicht man weiterhin auch während des laufenden Spiels über einen Druck auf den Guide-Button des Controllers, man muss also nicht erst komplett zurück ins Menü wechseln. Die Einstellungen selbst sind ziemlich umfangreich, bei Ton- und Videooptionen etwa lässt sich die Series X sehr spezifisch an das eigene Bild- und Ton-Equipment anpassen.
Cool: Es gibt eine native 1440p-Einstellung für den Anschluss an Monitore, eine HDMI-CEC-Einstellung zur Steuerung anderer Geräte und die Möglichkeit, die Konsole als "Heimkonsole" einzustellen. Dann sind sämtliche auf der Konsole installierten Spiele des jeweiligen Accounts auch für andere verfügbar - selbst wenn diese sich auf der Konsole mit dem eigenen Konto anmelden.
Highlight Performance: Das wohl bestechendste Merkmal, das sich durch meine gesamte bisherige Xbox Series X-Erfahrung zieht, ist die enorme Geschwindigkeit des Systems. Die Konsole ist nach dem Einschalten in wenigen Sekunden im Dashboard, die Navigation in den Menüs klappt ohne Verzögerungen, Spiele laden deutlich schneller. Alles fühlt sich spritziger und direkter an, nicht umsonst habe ich meine Preview vor einigen Wochen mit "Diese Next Gen fühlt man wirklich" überschrieben. Deshalb ist es für mich auch nahezu undenkbar, nach der Series X überhaupt noch einmal zu einer Konsole mit popeligem Magnet-Harddrive zurückzukehren, und ich bin sicher, den meisten von euch dürfte es genauso gehen.
Starke Abwärtskompatibilität, aber noch kein Wow-Titel
Aber genauso eine Rückkehr ist auch gar nicht nötig, zumindest wenn es um ältere Xbox-Konsolen geht. Schließlich verfügt die Xbox Series X über eine umfangreiche Abwärtskompatibilität, schluckt etwa sämtliche Xbox One-Spiele, sehr viele Xbox 360-Titel und ein paar Handvoll Xbox Classic-Spiele. Ich habe etwa 50 Spiele während der Testphase ausprobiert (sowohl auf Disc als auch digital) und war sehr angetan von den automatischen Performance-Anpassungen durch die Series X.
Die Ladezeiten sind etwa kürzer und Framerates stabiler und auch hier habe ich wieder den Eindruck, dass alles einfach einen Ticken runder läuft. Dazu kommt auch das zumindest auf dem Papier praktische Quick Resume-Feature, mit dem man schnell zwischen mehreren Spielen hin- und herwechseln kann.
Das funktioniert über den Guide-Button übrigens ohne Probleme - nach einigen Testversuchen habe ich das Feature aber nur noch sporadisch genutzt. Dennoch: Ein weiteres "Quality of Life"-Upgrade, das ich in Zukunft vermutlich nicht mehr missen möchte.
Insbesondere in Sachen Abwärtskompatibilität kann die Xbox Series X also mit einem richtigen Pfund wuchern, bei den wirklich neuen Titel sieht die Sache dagegen deutlich mauer aus. Klar, Blockbuster wie Gears 5 oder Forza Horizon 4 erscheinen zum Start der Konsole in noch einmal optimierter Form, sind aber eben auch "alte" Spiele. Ein wirklicher neuer System-Seller fehlt dem Series X-Lineup hingegen, die großen angekündigten First Party-Titel wie Halo: Infinite oder Hellblade 2 werden noch länger auf sich warten lassen.
Das soll natürlich den Eindruck der von mir gespielten Titel keinesfalls schmälern, Spiele wie Dirt 5 oder Yakuza: Like a Dragon oder Gears Tactics laufen allesamt mit stabilen Framerates, knackiger Auflösung von bis zu 4K und teilweise sogar mit 120 Bildern in der Sekunde, hier habe ich rein performancetechnisch kaum etwas zu meckern.
Hier und da habe ich sogar optisch ein bisschen Next Gen-Gefühle, etwa bei den Eisspiegelungen in Dirt 5 oder den Lichteffekten in Yakuza. Dennoch ist da noch deutlich Luft nach oben: Die Series X wuppt die bisherigen Testaufgaben mit Leichtigkeit und ich habe noch nicht annähernd das Gefühl, dass die Power der Konsole wirklich von der Kette gelassen wird. Hier wird erst die Zukunft zeigen, was die Konsole tatsächlich zu leisten imstande ist.
Alle bislang angekündigten Xbox Series X/S-Spiele findet ihr übrigens hier:
Lautstärke und Temperatur
Bei alldem - also abwärtskompatiblen und Series X-optimierten Spielen - bleibt die Konsole übrigens stets sehr leise, auch nach langer Zeit unter Volllast ist lediglich das sanfte Säuseln des großen Lüfters zu hören, wenn man nahe mit dem Ohr an das Gehäuse herangeht.
Und das wird übrigens gerade bei leistungshungrigen Spielen auch merkbar warm, genau wie die Luft, die oben aus dem Gehäuse gepustet wird. Das ist Teil des Kühlkonzeptes der Series X und deswegen auch völlig normal. Übermäßige Temperaturen oder gar Hitzeprobleme konnte ich allerdings in der bisherigen Zeit mit der Xbox Series X nicht feststellen.
Multimedia: Gut gerüstet
Auch für Multimedia-Zwecke eignet sich die Xbox Series X vorzüglich. Das Laufwerk der Konsole schluckt fast alle runden Datenträger, darunter auch Musik-CDs und UHD-Scheiben, auch wenn es für letztere enttäuschenderweise keine Dolby Vision-HDR-Ausgabe gibt.
Penible Heimkino-Fans wird das ärgern, die meisten anderen dürfte die Xbox Series X dank App-Support für wichtige Streaming-Dienste wie Netflix oder Amazon Prime aber rundum glücklich machen. Im App Store der Konsole lohnt es sich übrigens ein bisschen herumzustöbern und zum Beispiel mit den Kophörer-Apps zu experimentieren. Die bekommen nämlich auch auf "normalen" Stereo-Headsets" ein ganz passables Raumklang-Erlebnis hin.
Speicher: Ausreichend oder knapp bemessen?
Von der 1 TB großen internen SSD stehen 802 GB zur Verfügung. Ob das viel oder wenig ist, ist natürlich sehr stark vom persönlichen Spielverhalten abhängig. Wer aber einige Xbox Series X-optimierte Spiele und darüber noch eine Fuhre abwärtskompatibler Spiele auf der SSD parkt - und das kann dank des Game Pass schnell mal passieren - stößt vermutlich über kurz oder lang an die Kapazitätsgrenze, zumindest ist mir das passiert. Dann hilft entweder nur Löschen von nicht oft verwendeten Spielen oder die Erweiterung des Speichers.
Dafür gibt es dank der extra für die Series X/S entwickelten Storage Expansion Card, USB 3.0-Festplatten und externen SSDs glücklicherweise gleich mehrere Möglichkeiten. Hier zeigt sich die Series X ebenfalls enorm kompatibel: Die 2 TB-Festplatte, die ich bislang an meiner Xbox One genutzt hatte, wurde von der Series X anstandslos erkannt und war in Sekundenschnelle einsatzbereit. Wichtig ist aber zu wissen: Die Geschwindigkeit und den Komfort der internen SSD erreicht allerdings nur die (noch sehr teure) Storage Expansion.
Fazit
Tobias Veltin
@FrischerVeltin
Microsoft liefert mit der Xbox Series X ein wirklich starkes Stück ab. Das hochwertig verbaute und angesichts der im Inneren schlummernden Leistung fast schon filigrane Gehäuse läuft während des Betriebs beeindruckend leise und fügt sich insbesondere in vertikaler Position gut ins Wohnzimmer ein.
Darüber hinaus zeichnen vor allem die Geschwindigkeit und eine umfangreiche Kompatibilität Microsofts Power-Klotz aus. Alles fühlt sich unheimlich responsiv an, es gibt deutlich weniger Wartezeiten und dank der umfangreichen Abwärtskompatibilität für Spiele und Zubehör können bisherige Nutzer des Xbox-Ökosystems sehr viel ihres bestehenden Equipments weiterverwenden. Microsoft setzt noch mehr als Sony auf die schon öfter zitierten Quality of Life-Verbesserungen, die das Gaming-Leben in vielerlei Hinsicht erleichtern und deren Summe durchaus die Bezeichnung "Next Gen" rechtfertigen, auch wenn sich die Konsole in manchen Bereichen (Dashboard, Controller) "nur" wie eine etwas weiterentwickelte Xbox One X wirkt.
Für wen ist die Xbox Series X also etwas? Natürlich erst einmal für alle Technik-Enthusiasten, die über das entsprechende Setup verfügen (4K-TV mit HDMI 2.1-Features, Soundsystem) und jederzeit die beste verfügbare Hardware zuhause stehen haben wollen - egal, ob sie schon im Xbox-Ökosystem sind oder nicht. Denn die Xbox Series X liefert genau dieses technische Spitzenpaket, allerdings ist sie derzeit noch unterfordert, da die bisher erhältlichen Spiele lassen die Power der Series X zwar erahnen, das System aber noch annähernd ausreizen.
Auch wer auf Langfristigkeit und Zukunftssicherheit schaut und wem das kleinere Modell Xbox Series S zu viel Kompromiss ist, darf sich die Series X in jedem Fall genauer anschauen. Denn dank der Technik-Power ist sichergestellt, dass die Konsole auch für kommende hardwarehungrige Aufgaben geeignet ist.
Zum Launch muss das allerdings nicht zwingend der Fall sein. Viele Spiele erscheinen noch Cross-Gen, dank Smart Delivery-System für viele Spiele ist zudem sichergestellt, dass man auch bei einem zukünftigen Series X-Kauf die bestmögliche Version der Spiele kostenlos nachgeliefert bekommt. Und die echten vermeintlichen Systemseller erscheinen wie bereits erwähnt erst im nächsten oder übernächsten Jahr. An meinem eigentlichen Fazit kann das allerdings nicht rütteln: Microsoft hat mit der Xbox Series X eine echte und technisch beeindruckende Gaming-Maschine geschaffen, die aber in vielerlei Hinsicht auch eine Wette auf die Zukunft ist.
Auf Seite 2 findet ihr die Hardware-Einschätzung von Chris
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