WWE 2K18 für PS4, Xbox One und Nintendo Switch kann sein Alter nicht leugnen. Die unter THQ begonnene und unter 2K Games weitergeführte Wrestling-Reihe mutet ein wenig wie die Videospiel-Entsprechung von WWE-Legende Ric Flair (mittlerweile 68 Jahre alt) an: Zu PS2-Zeiten toll in Form und technisch auf der Höhe, ist sie mittlerweile hoffnungslos veraltet und weiß nur noch nicht, dass es Zeit ist, aufzuhören.
Sowohl die WWE-Serie als auch Flair haben ihre glorreiche Zeit über die Maße überzogen. Nun gut, wollen wir mal nicht unfair sein. Ric Flair hat der Reihe etwas voraus: Er erkannte schließlich, dass niemand einen Athleten mit lange überschrittenem Verfallsdatum im Ring sehen möchte, und zog sich 2012 aus dem aktiven Geschehen zurück.
WWE 2K18 zeigt, dass der Spieleserie (beziehungsweise ihren Machern) diese Einsicht fehlt. Sie siecht mit ihrem technischen Grundgerüst aus PS2-Zeiten seit Jahren vor sich hin - doch sie erkennt es nicht und macht immer weiter.
Switch-Version
Für die Switch-Version von WWE 2K18 ist derzeit noch kein genauer Termin bekannt. Das Spiel ist lose für »Herbst 2017« angekündigt.
Wrestling bleibt Wrestling
Das Grundgerüst des Spiels ist seit Jahren unverändert. Logisch, denn man muss sich ja nach dem Sport richten, den man simulieren will. Zwei oder mehr Männer (oder Frauen) prügeln, werfen und verknoten sich durch den Ring, bis einer keine Kraft mehr hat und vom Gegner bis zum »3-Count« des Ringrichters auf die Matte gepinnt wird.
Dabei gibt's die abenteuerlichsten Regelabwandlungen, um Abwechslung reinzubringen. Etwa Kämpfe im Stahlkäfig, Battle Royales mit bis zu acht Wrestlern gleichzeitig im Ring, oder »Extreme Rules«, die sogar den Einsatz von Waffen erlauben.
Auch die Backstage-Kämpfe sind wieder mit dabei und verlagern das Kampfgeschehen hinter den Kulissen in Büroräume oder die Tiefgarage. Dabei gibt's eine Menge interaktiver Stellen wie Kommentatorenpult oder Ringpfosten, die zu Experimenten mit dem Gegner einladen.
PS4 Pro und Xbox One X
WWE 2K18 hat keine spezifischen Features für PlayStation 4 Pro und Xbox One X, läuft aber auf der PS4 Pro dank Boost-Mode stabiler als auf der normalen Konsole. Auf der Xbox One X konnten wir das Spiel zum Testzeitpunkt noch nicht ausprobieren.
Die Last der Features
Mit den Jahren verfeinerte der japanische Entwickler Yuke's die Steuerung immer mehr, um dem steigenden Simulationsanspruch der ursprünglich sehr arcadigen Reihe gerecht zu werden. Auch wenn die bis heute unveränderten Wurzeln des Spiels nicht so recht dazu passen wollen.
Auch diesmal gibt es wieder kleine Änderungen. So können wir beispielsweise den Gegner nun aus dem Lock (gegenseitiger Haltegriff) heraus auf die Schultern laden und durch den Ring tragen - bis zu einem Objekt wie dem Ringpfosten, den wir mit dem Kopf interagieren lassen. Eine coole Neuerung! Doch ändert das nichts daran, dass das Spiel mittlerweile sehr überfrachtet wirkt.
All die kleinen Minispiele, etwa beim Aufgabegriff (Wir müssen zwei rotierende Balken überlagern - fragt nicht!), oder das Chain-Wrestling (Kräftemessen nach dem Schere-Stein-Papier-Prinzip) sind zwar nette Ideen, doch letztlich fragt man sich, ob das wirklich nötig und tatsächlich sinnvoll ist, um das Showspektakel aus dem Fernsehen in ein Spiel zu übertragen.
Statt einer spaßigen Keilerei bekommt der Fan hier eine überambitionierte Simulation, die mitunter sperrig und nicht nachvollziehbar wirkt. Vor allem das seit Jahren im Kern unveränderte Kontersystem dürfte Neulinge frustrieren: Wollt ihr eine Aktion abwehren, müsst ihr innerhalb von Sekundenbruchteilen im genau richtigen Moment die Kontertaste drücken.
Damit das klappt, solltet ihr die Animationsphasen quasi auswendig kennen. Das Spiel blendet zwar entsprechende Tastensymbole ein, doch wer sich danach richtet, wird kein Land sehen. Intuitiv ist was anderes!
Stumme Karriere
Das »große Ding« ist dieses Jahr der generalüberholte Karrieremodus, in dem wir einen selbstgebastelten Newcomer (»Mein Spieler«) von der Entwicklungsliga NXT bis zum Wrestlemania-Main-Event führen. Klar, diese Aufgabenstellung ist nicht allzu frisch und sozusagen der Prototyp des Storymodus in einem Wrestling-Spiel.
Neu ist dabei der Einfluss von Rollenspielelementen: Ihr lauft hinter den Kulissen herum, redet mit WWE-Stars und erhaltet Aufgaben, um Statuswerte und euer Standing innerhalb der Wrestling-Liga zu verbessern. Im Prinzip holt ihr euch immer wieder Siegbedingungen für euer nächstes Match ab - etwa »Gewinne den nächsten Kampf mit einer Viersternewertung«.
Gar keine schlechte Grundidee, doch die Ausführung ist genau wie die Story an sich gelinde gesagt uninspiriert. Wir schreiben das Jahr 2017, und WWE 2K18 präsentiert uns einen Storymodus, in dem es unzählige Dialoge, aber keine Sprachausgabe gibt. Das Spiel zeigt uns lediglich die Personen, die in Endlosschleife Mundbewegungen machen, solange wir den zugehörigen Textkasten nicht wegdrücken.
Das schadet natürlich auch einigen nett gemeinten Gags. Zum Beispiel, wenn wir Triple H treffen und er zögerlich seinen DX-Spruch zum Besten gibt: »Okay, aber nur noch einmal … I've got two words for you: Suck it!« Ohne die Stimme des Wrestlers funktioniert das einfach nicht.
Einzug der Lootboxen
Ebenso unverständlich wie die fehlenden Sprachaufnahmen ist der Einsatz von Lootboxen im Karrieremodus: Statt gezielt zum Beispiel Gegenstände für den gewohnt umfangreichen Editor freischalten zu können, sind wir auf zufällige Lootboxen angewiesen, die wir mit schwer zu erarbeitender Ingame-Währung kaufen müssen. Im Editor abseits des Karrieremodus sind die Gegenstände hingegen schon freigeschaltet. Immerhin: Echtgeld-Transaktionen gibt es im Gegensatz zu NBA 2K18 nicht.
Eine weitere Sache, auf die die Entwickler von Yuke's und Visual Concepts stolz sind, ist die Verknüpfung des Spiels mit den Pay-per-Views von WWE. Im Modus »Road to Glory« verdient ihr euch das Recht, beim Main Event der nächsten Großveranstaltung mit eurem »Mein Spieler« anzutreten und gewinnt dabei Lootboxen und einzigartige Items für den Editor. Die Main Events des Spiels sind dabei an die tatsächlichen Austragungstermine der PPVs geknüpft.
Lootboxen und Ingame-Währung
WWE 2K18 setzt auf ein ähnliches System wie NBA 2K18: Mit Ingame-Währung könnt ihr Lootboxen kaufen, um euren Spieler zu entwickeln oder Editor-Gegenstände freizuschalten. Anders als im Basketballspiel ist es bei WWE 2K18 allerdings nicht möglich, Echtgeld einzusetzen, um diese Dinge schneller freizuschalten.
Unterm Strich bietet WWE 2K18 zwar einige gute Ansätze, doch das uralte Grundgerüst droht unter der Last des überladenen Gameplays langsam aber sicher zusammenzubrechen. Das Spiel schleppt sich mehr schlecht als recht durch den Ring - 2K sollte ernsthaft darüber nachdenken, mal jungen Talenten mit frischer Engine eine Chance zu geben, statt den alten Publikumsliebling bis zum Exitus auszuschlachten.
Soviel Kritik und trotzdem eine gute Wertung?
Der Test mag sich für den ein oder anderen etwas harscher lesen, als die Wertung letztlich ausfällt. Wir wollen im Text explizit darauf hinweisen, was bei der WWE-Reihe schief läuft, obwohl das Spiel natürlich letztlich alles andere als ein mieser Rohrkrepierer ist. Fans wissen ganz genau, was sie von der jährlichen Reihe erwarten können, das ist ein wenig so wie bei PES und FIFA.
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