Wonder Boy 3: The Dragon's Trap erschien erstmals 1989 für das Sega Master System und zählt für viele alte Hasen zu den besten 8-Bit-Jump&Runs der Videospielgeschichte. Gekonnt mixt der Klassiker Hüpfaction mit leichten Rollenspiel-Elementen und sicherte sich so einen Platz in den Spielerherzen.
Daher wurde das Abenteuer über die Jahre auch immer wieder für die unterschiedlichsten Plattformen portiert. Doch erst das schlicht Wonder Boy: The Dragon's Trap genannte Remake für PS4, Xbox One und Nintendo Switch zeigt den Klassiker im modernen Grafikgewand - und spricht somit selbst Serienneulinge wie mich an, die damals noch gar nicht auf der Welt waren.
Allerdings steckt unter dem malerisch schönen HD-Zeichenstil immer noch der Oldschool-Hüpfer von damals, spielerisch haben die Entwickler nahezu eins zu eins das Original übernommen. Die große Frage ist daher: Funktioniert das Spielprinzip auch nach knapp drei Jahrzehnten, oder bleibt es lediglich eine Nostalgieperle für Liebhaber des Klassikers?
Jump&Run der alten Schule
Wer von Wonder Boy: The Dragon's Trap noch nie etwas gehört hat: Euch erwartet ein Sidescroller der alten Schule, in dem ihr als titelgebender Wonder Boy mit eurem Schwert allerhand Monster töten und diverse Hüpfeinlagen meistern müsst. Doch bereits im Prolog wird der Held vom Mecha-Drachen verflucht und in eine feuerspuckende, grüne Echse verwandelt.
Fortan kämpft ihr euch als sogenannter Lizard-Man mit Feueratem durch abwechslungsreiche Kulissen und macht unter anderem eine Wüste, einen Dschungel sowie ein Piratenschiff unsicher, um den Fluch wieder zu brechen.
Auffällig ist das ulkige Gegnerdesign: Neben schielenden Skeletten mit Augenklappe wollen euch auch Sonnenbrille tragende Wolken, gelangweilt drein schauende Krabben und mit schwerer Kriegsrüstung ausgestattete Schweine ans Leder. Niedergestreckte Feinde hinterlassen meist Klimpermünzen, die ihr in Shops für neue Schwerter (erhöhen Angriffskraft) sowie Schilde und Rüstungen (erhöhen Verteidigung) verhökert. Teilweise bekommt ihr aber auch spezielle Einmal-Items wie Pfeile, Tornados oder Bumerangs, mit denen ihr auch Monster über oder unter euch trefft.
Diese Gegenstände könnt ihr auch aus Schatzkisten fischen, die sich meist in versteckten Passagen oder Geheimräumen verbergen. Teilweise findet ihr in den Truhen auch jede Menge Gold oder einen neuen Herzcontainer für eure Lebensleiste.
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Generell ist es empfehlenswert, die Augen nach Herz-Upgrades offenzuhalten, denn Wonder Boy: The Dragon's Trap spielt sich selbst auf dem mittleren der drei Schwierigkeitsgrade ziemlich fordernd, zumal es keine Rücksetzpunkte oder Speichermöglichkeiten gibt. Beißt ihr ins Gras, startet ihr wieder im Dorf, das als Hub für die einzelnen Welten dient. Einsteiger müssen daher eine gewisse Frustresistenz mitbringen - so wie damals eben.
Eine außergewöhnliche Spielidee
Die Spielwelt ist übrigens anders als noch im linearen ersten Teil, der dieses Jahr unter dem Titel Wonder Boy Returns ebenfalls ein Remake spendiert bekommt, relativ offen gestaltet. Ihr könnt jedoch nicht von Anfang jedes Gebiet erkunden, denn - und das ist der Clou - nach jedem Bosskampf am Ende eines Areals verwandelt ihr euch in einen anderen Charakter und erhaltet somit auch jeweils eine spezielle Fähigkeit, die neue Wege öffnet.
So lauft ihr etwa als Mouse-Man kopfüber an Wänden entlang, wohingegen ihr in der Piranha-Form durchs Wasser schwimmen könnt. Mehr will ich euch gar nicht verraten, um euch nicht die Überraschung zu verderben. Schließlich macht die Vorfreude auf die nächste Verwandlung gerade den Reiz des Spiels aus. Ich war ständig gespannt, welche Fähigkeit ich als nächstes bekomme.
Angesichts dieser coolen und außergewöhnlichen Spielidee ist es fast schon traurig, wie stumpf die eigentlichen Bosskämpfe ablaufen. Habt ihr einmal das Angriffsmuster der unterschiedlichen Drachen durchschaut, braucht ihr lediglich immer wieder die gleiche Vorgehensweise abzuspulen: hüpfen, umdrehen, den Kopf treffen und wieder auf Distanz gehen. Die Viecher haben weder mehrere Phasen zu bieten, noch bedürfen sie einer bestimmten Taktik. Hier sind wir von modernen Genrevertretern mittlerweile verwöhnt.
Vorbildliches Remake, aber spielerisch altbacken
Die eintönigen Bosskämpfe zeigen deutlich das größte Problem des Spiels: Da die Entwickler die Spielmechanik für das Remake nicht angerührt haben, fängt Wonder Boy: The Dragon's Trap sicherlich wunderbar das Oldschool-Feeling des Originals ein, wirkt aber dadurch in der heutigen Zeit zuweilen furchtbar altbacken.
Rätsel etwa sucht ihr vergeblich, und die steifen Animationen nerven spätestens dann, wenn ihr von Feindprojektilen immer wieder zurückgeworfen werdet und nicht reagieren könnt. Die leicht schwammige Steuerung macht es nicht besser, denn Wonder Boy besitzt ein gewöhnungsbedürftiges Momentum. Das war in frühen Hüpfspieltagen normal, fühlt sich heute jedoch nur noch träge an.
Umso beeindruckender ist dagegen, wie hübsch sich das Remake präsentiert. Zwar reicht die grafische Pracht nicht an Rayman Legends heran, doch der Unterschied zum Original ist wie Tag und Nacht. Das könnt ihr sogar selbst vergleichen, indem ihr per Knopfdruck zwischen der alten und neuen Grafik wechselt - auf Wunsch lassen sich sogar Röhrenfernseher-Scanlinien einblenden. Doch damit nicht genug, selbst der Original-Retro-Sound ist nur einen Klick entfernt. So vorbildliche Einstellungsmöglichkeiten darf in Zukunft gern jede HD-Neuauflage bieten.
Während Kenner also dank zuschaltbarer Retro-Präsentation in alten Erinnerungen schwelgen und einen geliebten Klassiker erneut erleben dürfen, müssen sich Neulinge auf einen zwar hübsches, aber altmodisches Hüpfspiel einstellen, das mit rund drei bis fünf Stunden (je nach Upgrade-Sammelei) zudem ausgesprochen kurz ist und kaum Wiederspielwert bietet. Man merkt einfach, dass sich das Genre in den letzten 30 Jahren weiterentwickelt hat. Wonder Boy: The Dragon's Trap ist deshalb kein Pflichtkauf, aber wegen der coolen Spielidee einen Blick wert.
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