Wolfenstein: Youngblood macht einiges anders als die modernen Vorgänger. Anstatt wieder in B.J. Blazkowicz zu schlüpfen, spielen wir dieses Mal seine Zwillingstöchter und können allein oder im Koop das vom Regime besetzte Paris in den alternativen 1980er Jahren befreien.
Damit das auch zu zweit alles funktioniert, gibt es ein paar neue Mechaniken und Gameplay-Ideen. Gleichzeitig müssen wir aber auch auf Besonderheiten der Einzelspieler-Vorgänger verzichten. Das Ergebnis ist ein solider Koop-Shooter, der Story-Freunde allerdings enttäuschen wird.
Zu verfassungsfeindlichen Symbolik:
Wolfenstein: Youngblood ist der erste Teil der Reihe, der auch in Deutschland mit allen verfassungsfeindlichen Symbolen gekauft werden kann. Gleichzeitig gibt es aber auch die geschnittene Version. Beide sind ab 18 Jahren freigegeben.
Die internationale Fassung entspricht eins zu eins der amerikanischen Version und hat dementsprechend auch keine deutsche Synchro. In der deutschen Variante wird meist vom "Regime" gesprochen. In wenigen Fällen werden aber auch konkret Nazis erwähnt. Adolf Hitler heißt zudem weiterhin "Herr Heiler". Mehr zum Urteil der USK und warum ihr auf unseren Screenshots trotzdem keine Hakenkreuze seht, erfahrt ihr unter den markierten Links.
Zusammen gegen das Regime
Gemeinsames Spielen geht entweder online mit fremden Spielern oder per Einladung an eure Freundesliste. Ihr könnt jederzeit gemeinsam loslegen. Besonders cool: Käufer der Deluxe Edition bekommen einen Buddy Pass, mit dem der Partner das Spiel nicht selbst besitzen muss.
Mit dem Koop kommt auch ein Level-System. Ihr steigt mit besiegten Gegnern und abgeschlossenen Missionen im Level auf und bekommt für jede Stufe einen Fähigkeitspunkt, den ihr auf drei Skill-Trees ausgeben könnt. In den Kategorien "Macht, Kraft und Verstand" könnt ihr somit nach und nach aktive oder passive Boni freischalten oder die Fähigkeiten eures futuristisch wirkenden Kampfanzugs verbessern und somit beispielsweise länger unsichtbar bleiben, solltet ihr euch für diesen Skill entschieden haben.
Dementsprechend haben auch eure Gegner einen Level. Sollte dieser deutlich über eurer Stufe liegen, müsst ihr deren Gebiete und Missionen vorerst meiden und Nebenmissionen abschließen, um selbst hochzuleveln. Das artet stellenweise in einen nervigen Grind aus.
Startet ihr eine Partie mit einem Freund, der schon einige Stunden gespielt hat, skaliert Youngblood den Schwierigkeitsgrad auf einen Mittelwert. Dadurch können auch ein Level 0- und ein Level 15-Spieler gemeinsam loslegen, ohne das einer von beiden das Nachsehen hat.
Die Fortschritte bei Waffen und Charakteren werden für Host und Gast gespeichert. Nach einer Session behalten beide ihre gefunden Items, Geld und Levelfortschritte. Das gilt allerdings nicht für den Missionsfortschritt, der nur für den Host erhalten bleibt. Hier könnte Frust vorprogrammiert sein, wenn ihr mit Fremden im Koop spielt und so eventuell Story-Fortschritt verliert.
Eine weitere Koop-Mechanik sind eure Leben. Davon habt ihr drei Stück, die für beide Blazkowicz-Töchter zusammen zählen. Geht eine Schwester zu Boden, kann die andere sie unter Zeitdruck wiederbeleben. Blutet die verwundete Kämpferin aus, verliert ihr beide ein Leben, aber es geht direkt weiter. Habt ihr allerdings kein Herz mehr übrig, müsst ihr die aktuelle Mission von vorne starten. Vor allem bei langen Einsätzen kann es sehr frustig sein, wenn ihr beim Bosskampf verliert und mehr als 30 Minuten zurückgeworfen werdet.
Funktioniert Youngblood auch alleine?
Ihr habt auch die Möglichkeit, offline mit einer KI-Schwester zu spielen. Eure Begleiterin funktioniert allgemein zwar recht gut, muss sich aber auch einige Kritik gefallen lassen.
So benutzt die KI zwar die "Gesten" genannten Fähigkeiten, mit der sich die Zwillinge gegenseitig unterstützen können (z.B. Heilung, Schild-Boost, etc.), allerdings kommt die Hilfe manchmal zu sinnlosen Zeitpunkten oder bleibt ohne Grund ganz aus.
Das soll allerdings nicht schlimmer klingen, als es ist. Die Begleiter-KI macht ihre Sache soweit gut. Ihr könnt Youngblood ohne große Probleme auch allein durchspielen. Wir empfehlen euch allerdings trotzdem einen echten Mitspieler. In brenzligen Situationen können euch gezielte Absprachen die Leben retten. Und zusammen macht das Koop-Abenteuer einfach mehr Spaß.
Erwartet keinen Story-Shooter
Kommen wir nun zur zweiten großen Neuerung und dem größten Sorgenkind von Wolfenstein: Youngblood. Egal, ob ihr allein oder im Koop spielt: Youngblood ist kein Story-Shooter. Das ist umso überraschender, da die Vorgänger auch für ihre Geschichten und Charaktere gelobt wurden.
Die Prämisse ist schnell erzählt: 20 Jahre nach den Ereignissen von New Colossus sind BJs Töchter erwachsen und machen sich auf die Suche nach ihrem Vater, der aus unbekannten Gründen in das besetzte Paris untergetaucht ist.
Mikrotransaktionen
Ihr könnt in Wolfenstein: Youngblood für die Premium-Währung "Gold" kosmetische Items kaufen. Dazu gehören beispielsweise neue Farben für euren Anzug oder Nahkampfwaffen, die sich spielerisch jedoch nicht unterscheiden. Alle Mikrotransaktionen sind rein optional und nicht spielentscheidend. Zudem werden sie nicht aggressiv beworben. Ihr könnt sie also getrost ignorieren.
Im Koop-Ableger gibt es kaum Zwischensequenzen, oder gar große Story-Missionen. Nach der spektakulär inszenierten Einführung landet ihr in der Basis des Pariser Widerstands, die fortan als Hub dient. Von diesen Katakomben aus werdet ihr in verschiedene Viertel der französischen Hauptstadt geschickt.
Dort herrscht ein Mangel an coolen Quests. Die Stadtteile sind recht offen gehalten und bieten viel Raum für Erkundung. Allerdings dienen sie vor allem dazu, um Schauplatz für unzählige Nebenquests zu sein. Die Widerstandskämpfer geben euch vor allem Aufgaben wie "Finde X" oder "Töte Y", meist ohne coole Story-Ideen. Das wäre an und für sich auch kein Problem, doch Youngblood besteht zum Großteil nur daraus. Nach kurzer Zeit fühlt sich die Nebenaufgaben daher an wie sinnloser Grind, der das Spiel unnötig streckt.
Anstelle von spannend inszenierten Missionen an besonderen Schauplätzen wie der Mondbasis aus New Order, oder einem Regime-Filmset in New Colossus, lauft ihr hauptsächlich durch die sich wiederholenden Straßen von Paris und klappert kleine Missionsziele ab. Das müsst ihr auch tun, denn die Hauptmissionen benötigen höhere Stufen.
Die Masse an inhaltlich kaum nennenswerten Nebenaufgaben und der Mangel an echten Story-Missionen mit Zwischensequenzen und witzigen Charakteren sind das größte Problem von Youngblood und dürften vor allem die enttäuschen, die sich auf eine neue Geschichte im Wolfenstein-Universum gefreut haben.
Die Entwickler haben schon vor Release klargestellt, dass Youngblood kein Wolfenstein 3 ist. Das zeigt auch die Spielzeit: Wenn ihr alle Nebenaufträge abschließen wollt, solltet ihr dafür um die 30 Stunden einplanen. Konzentriert ihr euch nur auf Nötigste, reichen auch 15 Stunden. Das ist soweit auch in Ordnung, denn Wolfenstein: Youngblood ist kein Vollpreis-Titel. Trotzdem hätten wir uns mehr Story-Elemente gewünscht.
Technik & Bugs:
Wir haben Wolfenstein: Youngblood sowohl auf der normalen PS4, als auch auf der PS4 Pro gespielt. Auf beiden Konsolen läuft der Shooter gut, ohne große Framerate-Einbrüche. Trotz des Patches auf Version 1.02 sind uns allerdings immer wieder kleinere Bugs aufgefallen. So blieb beispielsweise der Ton für kurze Zeit stumm und KI-Gegner standen ab und an regungslos herum oder haben uns ignoriert und in die Luft geschossen. Der Spielfortschritt wurde allerdings nie verhindert oder stark beeinflusst.
Wann Youngblood am meisten Spaß macht
Der neue Fokus auf kleine Nebenquest in offenen Arealen hat aber auch seine Vorteile. Da es keine Einschränkungen für das gemeinsame Spielen durch Fortschritt gibt, könnt ihr jederzeit gemeinsam ins Geschehen springen und kurzweilig ein paar Missionen abhaken. Dazu passt auch, dass es tägliche und wöchentliche Herausforderungen gibt, an denen ihr euch versuchen könnt.
Hier entfaltet Youngblood auch sein volles Potenzial, denn die schnellen Runden machen gemeinsam mit einem Freund und dem gewohnten Wolfenstein-Gameplay auf jeden Fall Spaß. Verschiedene Gegnertypen unterscheiden sich durch ihre Bewaffnung und Schwachstellen in der Panzerung. Dadurch ist oft Taktik gefragt, vor allem bei größeren Widersachern, die viele Treffer aushalten und nur bestimmte Schwachstellen haben. Das allgemeine Gunplay und die Waffenauswahl sind genauso gut, wie schon in den Vorgängern.
Wenn ihr euch also schon immer im Koop durch die Welt von Wolfenstein ballern wolltet, solltet ihr Youngblood eine Chance geben. Allerdings dürft ihr nicht erwarten, dass ihr eine Story-Kampagne wie in The New Order, The New Colossus oder The Old Blood bekommt.
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