Nein, mit dem Roman »Tod in Venedig« von Thomas Mann hat Venetica nun wirklich nichts zu tun. Trotzdem ist die Geschichte eine der großen Stärken des Action-Rollenspiels: Die junge Scarlett wächst als Findelkind in einem einsamen Bergdorf auf, das plötzlich von Assassinen überfallen wird. Die Attentäter sind auf der Suche nach einem für sie gefährlichen Kämpfer aus einer Prophezeiung und töten Scarletts Geliebten Benedict. Blöd nur: Scarlett selbst ist (natürlich ohne es zu wissen) die mythische Heldin, die sich jetzt nach Venedig aufmacht, um dort ihren Benedict zu rächen und ganz nebenbei den Untoten Fürsten zu erledigen.
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Eine große Hilfe ist dabei Scarletts Herkunft: Ihr Papa ist nämlich niemand anderes als der finstere Sensenmann, der seiner Tochter praktischerweise ein paar besondere Fähigkeiten in die DNS geschrieben hat. So kann Scarlett jederzeit in die Schattenwelt wechseln -- ideal, um etwa Gegner zu umgehen oder verborgene Gegenstände sowie Durchgänge zu orten. Außerdem beherrscht sie die Kunst der Nekromantie, die ihr -- wenn ihr diesen Pfad einschlagen wollt -- im Lauf des Spiels immer weiter ausbaut.
Reden oder Schlagen
Man merkt Venetica immer wieder positiv an, dass die Macher bei Deck 13 eigentlich aus der Adventure-Ecke kommen. Sämtliche Dialoge sind nicht nur gut geschrieben, sondern auch hervorragend gesprochen. Dabei ist ausnahmsweise die deutsche Synchronisation sogar deutlich besser als die etwas lustlose englische Fassung. In den Stadtteilen von Venedig und den Katakomben darunter muss Scarlett etliche Aufgaben erfüllen: Medizin ausliefern, Monster erschlagen, Schriftrollen finden etc. Oft gibt es dabei -- ähnlich wie in Mass Effect -- eine »gute« und eine »böse« Lösung: Sollen wir zum Beispiel ein Banditenlager ausheben? Oder lassen wir die Räuber am Leben und verhindern dadurch, dass die korrupten Wachsoldaten die Stadt terrorisieren? Was nach ausgeklügeltem Moralsystem klingt, entpuppt sich in der Praxis allerdings als belanglos: Eure Entscheidungen beeinflussen lediglich Scarletts Ruf in der Stadt und damit, welches von zwei möglichen Spielenden ihr sehen werdet. Auswirkungen auf die Charakterentwicklung oder gar die Reaktionen der Mitmenschen gibt es nicht.
God of Venetica?
Auf ihrer Reise durchstreift Scarlett ihre bergige Heimat, drei Stadtteile von Venedig und sogar einen kleinen Zipfel Afrikas. Überall stößt sie auf die Schergen des Untoten Fürsten und andere Bösewichte, denen sie schnell den Garaus machen muss. Neben der mythischen Mondklinge benutzt Scarlett dazu ganz normale Schwerter, Äxte und Hämmer oder Speere. Jede Waffengattung hat ihre Besonderheiten und ist gegen bestimmte Gegner geeignet. Mit dem Hammer knackt ihr etwa Panzerungen, und gegen afrikanische Stammeskrieger ist das Schwert besonders effektiv. Die Kämpfe in Venetica laufen recht dynamisch in Echtzeit ab und sind im Grunde nur eine ständige Abfolge von Ausweichen, Blocken und Zuschlagen. Bei letzterem ist aber ähnlich wie in Fable 2 euer Timing entscheidend. Wer immer im richtigen Moment den nächsten Schlag ansetzt (wenn Scarletts Armband leuchtet), legt lange Kombos hin, die schließlich in einem Finisher gipfeln. Dieses System ist natürlich nicht so ausgefeilt wie in God of War, Ninja Gaiden Sigma oder Bayonetta, funktioniert aber sehr gut und flüssig.
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