Action-Overkill
Was Square Enix natürlich 1:1 von der ursprünglichen Version übernommen hat, sind die kleinen Schwächen des Spiels. Die unausgegorene Wandlung Laras vom jammernden Waschlappen (»Oh Gott, das ist alles so schrecklich!«) zur erbarmungslosen Kampfmaschine (»Ihr Schweine! Ich werd euch alle umbringen!«) erfolgt einfach zu abrupt, als dass sie dem hohen Anspruch der Entwickler gerecht werden würde.
Die wollten nämlich ursprünglich eine nachvollziehbare, realistische Geschichte über Laras Überlebenskampf erzählen und heuerten dafür Mirror's Edge-Autorin Rhianna Pratchett an.
Doch die guten Ansätze, wie etwa die anfängliche Hirschjagd mit Pfeil und Bogen, werden einfach fallen gelassen und weichen Nonstop-Schießereien mit irrwitzigem Bodycount - mit der riesigen Kultisten-Armee könnten die Inselbewohner einem kleinen Land den Krieg erklären.
Die eigentlich gelungene Geschichte geht im Explosions-Overkill unter. Klar, Action ist gut. Besonders so spektakulär inszenierte Deckungs-Shooter-Action wie in Tomb Raider.
Doch genau da liegt der Hund begraben: Ein Tomb Raider ohne atmosphärische Erkundungstouren durch finstere Höhlen, das nur auf lineares Geballer setzt, ist eigentlich kein Tomb Raider mehr.
Sonys zu Beginn als Tomb Raider-Kopie belächelte Uncharted-Reihe zeigt, wie man's richtig macht: Hier ist die Mischung aus Feuergefechten und Abenteurereinlagen ausgewogener und insgesamt stimmiger gelungen als beim Lara-Neustart, der ironischerweise seinerseits im Grunde eine strikt auf Action ausgelegte Uncharted-Kopie geworden ist.
Stolzer Preis!
Stärken und Schwächen halten sich bei Tomb Raider: Definitive Edition die Waage: Wer auf ausufernde Grabräuber-Aktivitäten und knifflige Sprungpassagen verzichten kann, wird mit einem tollen, technisch aufwendigen Actionkracher belohnt.
Wenn das euer Ding ist und ihr keine starke Bindung zur ursprünglichen Reihe habt, solltet ihr über einen Kauf nachdenken - gerade in Anbetracht der derzeitigen, etwas mauen Softwaresituation auf den Next-Gen-Konsolen. Allerdings finden wir den Preis von knapp 60 Euro frech.
Immerhin handelt es sich um die Umsetzung eines Spiels, das schon ein Jahr auf dem Buckel hat. Zwar sind sämtliche DLCs für den Multiplayer-Modus dabei, doch den spielt ohnehin keiner. Wer mit dem Kauf liebäugelt, muss sich im Klaren darüber sein, dass es (abgesehen von der Technik) keinerlei Mehrwert zur bereits veröffentlichten Version gibt - und die bekommt ihr mittlerweile zum Budgetpreis.
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