Rang-Aufstiege und Nonstop-Belohnungen
In den Matches verdienen wir durch Abschüsse, Assists und das Erfüllen von Missionszielen oder Herausforderungen haufenweise Erfahrungspunkte. Die wiederum sorgen regelmäßig für Level-Aufstiege, wodurch neue Waffen, Fähigkeiten und Ausrüstungs-Slots freigeschaltet werden. Geübte Spieler dürften nicht länger als ein Wochenende benötigen, um den Maximal-Level 50 zu erreichen. Immerhin werden bis zum Schluss sehr mächtige neue Waffen und Talente freigeschaltet.
Alle paar Rangstufen sind wir also in der Lage, gänzlich neue Spielweisen und Ausrüstungs-Kombinationen auszuprobieren. Obendrein regnet es besonders in den ersten Spielstunden beständig Erfahrungspunkte-Belohnungen, weil wir bereits mit wenigen Abschüssen und Siegen eine Vielzahl an Herausforderungen bestehen. Diese Mini-Aufgaben, deren Erfüllung prominent mitten ins Spielgeschehen eingeblendet wird, sind erstaunlich motivierend.
Genau wie in Call of Duty, wo jeder noch so kleine Erfolg mit einem kernigen Gitarrenriff gefeiert wird, belohnt uns Titanfall immer wieder. Wir haben 50 Gegner mit der gleichen Waffe ausgeschaltet? Belohnung! Wir sind zehn Kilometer weit gelaufen? Belohnung! Nach jedem Match sehen wir dann, für welche Herausforderungen uns nur noch wenige Punkte, Treffer oder Spielminuten fehlen. Das motiviert enorm, noch eine Runde zu spielen. Und noch eine. Und vielleicht noch eine.
Die Smart-Pistol
Das Waffenarsenal der Piloten orientiert sich am etablierten Shooter-Standard. Wir ballern mit Maschinenpistolen, Sturmgewehren, Scharfschützengewehren, MGS oder Karabinern mit Einzelfeuer. Jede dieser Waffen hat seinen idealen Einsatzzweck, jede funktioniert. Eine einzige Hauptwaffe sticht jedoch mit ihrer äußerst kuriosen Funktionsweise hervor: die Smart Pistol. Sie visiert automatisch Gegner an. Klingt wie ein Cheat, entpuppt sich aber als interessanteste Waffe im Spiel. Denn das Aufschalten auf Gegner dauert etwa eine Sekunde, und nur die KI-Fußsoldaten fallen bereits nach einem Treffer um.
Wer die besser gepanzerten Spectre-Truppen oder gar gegnerische Piloten ausschalten will, muss mehrere Schüsse auf sein Ziel aufschalten lassen und es dabei die ganze Zeit über im Ziel-Rahmen der Smart Pistol behalten. Alternativ legen wir die Handfeuerwaffe an und zielen manuell. Das Auto-Zielen wäre fast schon unfair, wenn die Smart Pistol nicht relativ schwach wäre. Gegnerische Piloten schalten wir nur aus, wenn sie uns nicht bemerken oder sich reichlich blöd anstellen. Dafür ist die Waffe perfekt zum schnellen Ausknipsen von KI-Truppen geeignet. Ein witziges kleines Ding, diese Smart Pistol. Schade, dass sie der einzige Exot im Arsenal von Titanfall ist.
Wer will, fängt von vorn an
Haben wir Rang 50 erreicht, gibt es die Möglichkeit, eine »Regeneration« durchzuführen, wieder so eine Call of Duty-Mechanik, dort auch als »Prestige« bekannt. Entscheiden wir uns dafür, landen wir zurück auf Level eins und verlieren alle freigeschalteten Objekte, bis auf die drei Roboter-Modelle. Allerdings prangt dann ein besonderes Logo neben unserem Spieler-Namen, und wir erhalten einen dauerhaften Bonus für zukünftige Erfahrungspunkte.
Bis zu neun Mal können wir diesen Neuanfang durchführen, danach ist endgültig Schluss. Als allzu lohnend empfinden wir diesen Rückschritt nicht, allerdings kann es nach einiger Zeit auf dem Maximal-Level durchaus reizvoll sein, nur mit dem begrenzten Equipment der ersten Levels auszukommen. Überhaupt ist Titanfall eher übersichtlich, was Waffen und Fertigkeiten betrifft. Es gibt nur eine Schrotflinte, nur ein Maschinengewehr, nur einen Vertreter jedes Baller-Archetypen. Doch das stört nicht. Es wirkt geradezu befreiend.
Titanfall ist nicht so überladen mit Waffenmodellen, Zubehörteilen, Spielerfertigkeiten und Herausforderungen wie etwa das aktuelle Call of Duty: Ghosts. Das mag einige Spieler grämen, doch das vergleichsweise spärliche Angebot ist dennoch flexibel genug, um eigene Spielweisen und Taktiken zu entwickeln, ohne gleich von zu komplexen Systemen erschlagen zu werden. Und wer braucht schon sieben verschiedene MG-Modelle, wenn sie sich doch nur in Nuancen voneinander unterscheiden? Besser noch: Titanfall interpretiert gewisse Shooter-Konventionen erfrischend neu. Bestes Beispiel dafür sind die Burn Cards!
Diese schlanke Linie tut dem Spiel gut, schließlich ist es eben kein normaler Militär-Shooter, obwohl es sich zuweilen stark danach anfühlt. Spätestens wenn einige Minuten nach dem Start einer Runde plötzlich die riesigen Titanen zu Boden krachen, wird aus Titanfall ein ganz und gar einzigartiges Erlebnis.
Der Titan - Kampfanzug und Leibwächter
Schon ohne die riesigen Kampfroboter wäre Titanfall ein griffiger, flotter und gut ausbalancierter Online-Shooter. Die Titanen verändern das Spielgefühl allerdings dramatisch. Nach einer Wartezeit von einigen Minuten, die wir mit Bonusitems oder im Materialschlacht-Modus auch durch Gegner-Abschüsse etwas verkürzen können, fordern wir mittels Druck auf das Digipad unseren Roboter an.
Die Ausstattung unserer Titanen können wir, genau wie die verschiedenen Ausrüstungs-Varianten unsere Spielfigur, aus diversen Einzelteilen zusammenstellen. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal zwischen den Titanen ist ihr Chassis. Da gibt es mit schwerer, ausgewogener und leichter Robo-Basis eine zwar sehr gewöhnliche, aber deshalb nicht weniger praktische Auswahl. Wir können uns beispielsweise einen schwer gepanzerten Koloss mit Zusatzschild bauen, der enorm viel einsteckt. Oder wir setzten auf einen »Hit and Run«-Robo, der schnell zuschlägt und sich zurückzieht, bevor er Schaden nehmen kann.
Markieren wir einen Zielpunkt für unseren Titanen, wird er aus der Luft abgeworfen und schlägt nach wenigen Sekunden in cooler Pose am Boden auf. Danach bleibt er für einige Sekunden durch einen Energieschild geschützt. Dann sollten wir entweder einsteigen oder ihn in einen von zwei KI-Modi schalten, woraufhin er uns als Leibwache folgt oder selbständig ein bestimmtes Areal absichert. Kills, die unser Titan um KI-Betrieb sammelt werden unserem Punktekonto gutgeschrieben.
Die Waffenauswahl für unseren Robo-Helfer ist solide. Mit Maschinengewehr, 40mm-Geschütz, Blitzkanone oder Granatwerfer gibt es Schießprügel für jeden Einsatzzweck. Zusätzlich hat jeder Titan irgendeine Form von Artillerie an Bord und besitzt passive sowie aktive Spezialfähigkeiten. Er fängt beispielsweise mittels Kraftfeld etwa gegnerische Geschosse aus der Luft und schleudert sie zurück, er kann giftigen Dampf als Infanterie-Abwehr und Schutz vor Raketen erzeugen oder eine Energiebarriere im Level aufstellen. Vor allem aber fühlt es sich toll an, an Bord eines Titans zu sitzen.
An Bord eines Titanen
Jederzeit können wir in den Sitz unseres Roboters klettern und haben dann eine ganz neue Perspektive auf die Schlacht. Andere Piloten schrumpfen zu winzigen Figürchen, und viele Wege sind uns durch Hindernisse versperrt. Die Welt ist geschrumpft. Wir müssen uns völlig neu zurechtfinden, was aber leicht fällt. Denn ein Titan hat eine recht menschenähnliche Gestalt und steuert sich fast genau wie unsere Spielfigur. Sogar das Nachladen führt der Blechkamerad manuell mit seinen riesigen Pranken durch.
Einzig springen können wir mit unserem Titanen nicht, dafür weichen wir per Raketen-Boost Geschossen aus oder nehmen die Verfolgung von Gegnern auf. Ähnlich wie ein Panzer in den Battlefield-Spielen ist der Titan eine Einheit, deren bloße Anwesenheit die Schlacht verändert. Ein Titan ist für alle sofort erkennbar und er muss von jedem Spieler ernst genommen werden. Er teilt enormen Schaden aus und macht Infanterie im Handumdrehen platt.
Titanen sind aber nicht unverwundbar. Als Fußsoldat tragen wir stets eine Anti-Titanen-Waffe und können außerdem jederzeit versuchen, einem gegnerischen Roboter aufs Dach zu steigen und ihm mit einem so genannten Rodeo-Angriff einzuheizen. Oder wir stellen uns im Duell Robo gegen Robo. Auch dann ist das Spiel wunderbar ausbalanciert. Unter den Titan-Waffen befindet sich keine, die für alle Situationen gut geeignet ist. Wir können also keinen Titanen zusammenstellen, der in jeder Lage überlegen ist.
Wohl aber ist es möglich, für bestimmte Spielmodi und Spielweisen hochspezialisierte Kombinationen aus Pilot und Titan auszutüfteln. Trotz der sehr überschaubaren Anzahl von Spielern, Ausrüstung und Modi entfaltet der Kampf in Titanfall auch nach etlichen Partien immer neue Facetten. Das Matchmaking ist flott, die Server-Infrastruktur solide und zum Test-Zeitpunkt herrschte im Voice-Chat eine positive, zivilisierte Grundstimmung.
Dazu kommt die segensreiche Tatsache, dass die Entwickler auf jegliche Superwaffen verzichtet haben. Anders als in all den letzten Call of Duty-Spielen, ist es nicht möglich, ein übermächtiges Bombardement oder Angriffshubschrauber herbeizurufen. Auch das Campen, also das Ausharren und Lauern in einem Bereich der Map, ist nur selten wirklich effektiv.
Die Entwickler haben Ihren Job also richtig gemacht. Sie haben die Call of Duty-Formel neu interpretiert, sie um spannende Features und Eigenheiten erweitert und ihr all den Ballast genommen, den sie über die vergangenen Jahre hinweg angehäuft hat. Und wo wir schon von Eigenheiten sprechen: Da wäre ja noch die Sache mit den KI-Kameraden.
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