Titan Quest im Test - Diablo-Ersatz für die Switch?

Titan Quest hätte die beste Diablo-Alternative für die Nintendo Switch werden können. Wir erklären, warum daraus nichts geworden ist.

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Titan Quest im Test für Nintendo Switch. Titan Quest im Test für Nintendo Switch.

Als Titan Quest 2006 für den PC erscheint, ist es einer der besten Diablo-Klone auf dem Markt. Sich metzelnd oder zaubernd durch Gegner zu klicken, Loot aufzusammeln und Skills freizuschalten funktioniert genauso gut wie beim großen Vorbild von Blizzard. Und mit dem Mythologie-Szenario im antiken Griechenland, Ägypten und China gibt's auch ein erfrischendes Setting.

2016 wird Titan Quest als Anniversary Edition neuveröffentlicht, inzwischen ist die Neuauflage auch für PS4 und Xbox One erhältlich. Mit dabei sind neben der ersten Erweiterung Immortal Throne auch überarbeitete Texturen und Bugfixes. Insgesamt versprechen die Entwickler über 1200 Verbesserungen. Klingt klasse, doch blöderweise merken wir von denen auf der Nintendo Switch kaum etwas.

Schlecht gealtert

Titan Quest hat über zwölf Jahre auf dem Spartaner-Buckel, dementsprechend karg sind die Umgebungen und Texturen. Geschmeidige Animationen oder detaillierte Kulissen dürft ihr nicht erwarten. Das ist erstmal nicht weiter tragisch, denn der kleine 720p-Bildschirm der Switch kaschiert viele Schönheitsfehler und außerdem handelt es sich um ein Remaster, nicht um ein vollwertiges Remake.

Grafisch wirkt Titan Quest sehr altbacken, was im Handheld-Modus aber nicht so extrem ins Gewicht fällt. Grafisch wirkt Titan Quest sehr altbacken, was im Handheld-Modus aber nicht so extrem ins Gewicht fällt.

Das Action-Rollenspiel ist aber auch spielerisch nicht besonders gut gealtert. Die meiste Zeit kloppen wir uns für langweilige Standard-Quests durch mal mehr, mal weniger dicke Level-Schläuche und simpel aufgebaute Höhlen. Das war 2006 völlig in Ordnung, doch mittlerweile wirkt der Ablauf schlichtweg veraltet. Heutige Spiele wie Diablo 3 und Path of Exiles haben die Messlatte inzwischen höhergelegt.

Schlechter Port

Doch Titan Quest hat nicht nur spielerisch mit seinem Alter zu kämpfen. Auch die technische Umsetzung macht Probleme. Framedrops und Grafikfehler wie Popups und flackernde Schatten trüben den Metzel-Spaß. Besonders in Gegenden mit großem Gegneraufkommen sowie im Splitscreen-Koop (immerhin gibt es diesen Modus!) verkommt Titan Quest zum Daumenkino. Gelegentlich ist uns das Spiel im Test sogar eingefroren.

Darüber hinaus ist die Benutzeroberfläche nicht besonders gut an Konsolen angepasst. Die Schrift wirkt generell zu klein, was insbesondere im Handheld-Betrieb die Augen anstrengt. Und Item-Tooltips nehmen schon mal den halben Bildschirm ein, lassen sich aber zum Glück deaktivieren.

Das Auto-Aiming ist ein ständiger Frustfaktor, denn wir haben gar keinen Einfluss darauf, welche Gegner anvisiert werden. Das Auto-Aiming ist ein ständiger Frustfaktor, denn wir haben gar keinen Einfluss darauf, welche Gegner anvisiert werden.

Am meisten stört uns jedoch die fummelige Bedienung. Trotz des Kreismenüs, das extra für die Konsolen entwickelt wurde, brauchen wir drei Handgriffe, um die Karte aufzurufen. Drei! In der Zeit hat uns längst ein Satyr das Leben aus dem Leib geprügelt.

Noch schlimmer ist das Auto-Aiming: Da wir Gegner nicht wie auf dem PC mit der Maus anklicken können, werden sie nach Druck auf die Angriffstaste automatisch anvisiert und auch verfolgt. Die Figur flitzt selbständig quer übers Schlachtfeld. Zwischen den Feinden zu wechseln ist nicht möglich, wir haben also bei Gegnerhorden keinen Einfluss darauf, auf wen wir einkloppen. Und Horden gibt es in Titan Quest häufig.

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Damit wird eigentlich das Beste an einem Diablo-Klon wie Titan Quest, nämlich das Kämpfen, auf der Nintendo Switch schnell zum frustrierenden "Hinterherrennen und Abhauen". Selbst der Loot lässt sich nicht gescheit aufsammeln, weil wir keinen Cursor haben. In der Hektik fischen wir uns aus dem Item-Berg daher oftmals den falschen Gegenstand.

Nintendo Switch-Extras? Fehlanzeige!

Hier hätte womöglich eine touchbasierte-Steuerung geholfen, doch angesichts des eher lieblosen Ports ist es überflüssig zu erwähnen, dass Titan Quest auf der Switch keine Konsolen-spezifischen Features unterstützt. Nicht einmal HD Rumble (Vibrationsfunktion) gibt es, von der Aufnahmemöglichkeit via Capture-Button ganz zu schweigen.

Das Inventar-Management ist mit dem Controller etwas fummelig, die Schrift vor allem im Handheld-Modus zu klein. Das Inventar-Management ist mit dem Controller etwas fummelig, die Schrift vor allem im Handheld-Modus zu klein.

Das ist unverständlich, denn Titan Quest macht durchaus auch einiges richtig. Die deutsche Sprachausgabe kann sich hören lassen, das Setting und die Story sind interessant, das Charaktersystem mit sagenhaften 28 Klassen äußerst komplex. Zudem stimmt der Umfang, denn in der Anniversary Edition steckt zusätzlich die erste Erweiterung Immortal Throne (allerdings nicht das zweite Addon Ragnarök). Sogar ein Online-Koopmodus für bis zu sechs Spieler ist dabei. Auf den Servern herrscht jedoch zum Testzeitpunkt gähnende Leere.

Kein Wunder, denn Titan Quest: Anniversary Edition ist ein liebloser Konsolenport eines einst tollen PC-Action-Rollenspiels, das mittlerweile aber sehr altbacken wirkt, an Bugs leidet und mit Interface- sowie Steuerungs-Problemen zu kämpfen hat. Trotz 1200 versprochener Verbesserungen.

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