Fazit: Thimbleweed Park im Test - Benutze Köpfchen mit Spiel

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Fazit der Redaktion

Markus Schwerdtel
@kargbier

Offene Karten: Ich bin Backer der Kickstarter-Kampagne zu Thimbleweed Park, weil ich Ron Gilberts Humor und Stil einfach mag. Das macht mich allerdings nicht zu einem blinden Fan seines neuen Werks, an dem es nun wirklich genug zu kritisieren gibt. Etwa der nervige Sheriff oder das im Jahr 2017 eigentlich ausgestorben geglaubte Hotspot-Absuchen mit dem Fadenkreuz. Dem gegenüber steht aber ein ansonsten durchweg gelungenes Adventure. Ich mag die beiden Helden, das skurrile Dorf, die spannende Mordgeschichte und die Zeitreisen mit anderen spielbaren Charakteren.

Das wahre Highlight sind für mich aber die ständigen Anspielungen auf die 80er-Jahre mit ihren teils unsäglichen Moden und Trends. Vielleicht muss man wie ich (und Ron Gilbert) zu dieser Zeit Kind oder Jugendlicher gewesen sein, um das alles voll genießen zu können. Doch selbst wer damals nicht dabei war, wird in Thimbleweed Park seine Freude haben. Ich jedenfalls bereue es nicht, den Titel mit 25 Dollar (Ja, das war die »Ich habe Maniac Mansion raubkopiert und will mich von aller Schuld freikaufen«-Stufe, obwohl ich damals sogar ganz brav die C64-Version gekauft hatte) unterstützt zu haben.

Martin Deppe
@GameStar_de

Für Day of the Tentacle bin ich damals mal zehn Kilometer mit dem Fahrrad zum Hertie geradelt, um in der Zeitschriftenabteilung heimlich in die Lösung der PowerPlay zu schielen. Nur an einer verflixten Stelle, ehrlich! Würde ich das für Thimbleweed Park auch machen (wenn es kein Internet zum Nachgucken gäbe)? Nein. Denn Ron Gilberts neues Adventure kommt nicht an seine großen Titel wie Maniac Mansion oder Monkey Island heran.

Ich liege nicht mehr nachts wach und grübele über ein Rätsel nach. Sondern »nur« beim Gassigehen oder Zähneputzen. Das liegt zum einen daran, dass die bodenständigere Story mich weniger packt als Piratenkarriereleitern oder die toll verknüpften Zeitreisen von Bernard, Hoagie und Laverne. Zum anderen sind die Charaktere, die ich hier spiele und treffe, nicht so einzigartig wie Guybrush oder Purpur-Tentakel. Auf der anderen Seite hat der Altmeister genau das abgeliefert, was ich erwartet habe: Ein Oldschool-Adventure (das meine ich sehr positiv!), das auf neumodischen Schnickschnack verzichtet und mich in die Hoch-Zeit der Point&Click-Ausflüge mitnimmt.

Wer diese Epoche miterlebt oder später brav nachgeholt hat, der kommt hier für faire 20 Euro voll auf seine Kosten. Wer mit Begriffen wie Hertie, PowerPlay und Purpur-Tentakel nichts anfangen kann, verpasst allerdings viele Anspielungen. Kurzum: Thimbleweed Park ist kein Tentacle 2, sondern ein Tentacle Light – und das macht es immer noch zu einem richtig guten Adventure!

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