Die wilde Monster-Jagd
Nicht ohne Grund verfügt Geralts über ein neu gewonnenes Talent im Fährtenlesen, das die Spuren von Monstern rot aufleuchten lässt. Eine Fähigkeit, die wohl nicht ohne Grund in fast jeder gezeigten Mission des Spiels zum Einsatz kommt. An in der Welt verteilten schwarzen Brettern lassen sich neben solchen Jagdaufträgen auch eine Reihe von anderen Nebenmissionen annehmen, über deren genauen Inhalt die Entwickler vorerst noch nichts verraten wollen.
CD Projekt verspricht aber, dass es darin nicht immer nur um »töte dies« und »töte jenes« gehen soll und insbesondere auch das Erforschen der Welt belohnt würde. Eine Spielwelt, die wegen ihrer schieren Größe allerdings immer noch die Frage aufwirft, ob CD Project sie am Ende wirklich mit genug Inhalt füllen kann. Die gezeigten Sumpflandschaften der E3-Demo beispielsweise sehen zwar hübsch aus, bestehen aber aus einem endlosen Arrangement der immer gleichen Bäume und einer ebenso endlosen Oberfläche aus Brackwasser.
Natürlich ist ein Sumpf schlechterdings nicht die abwechslungsreichste Landschaft der Welt, doch die erkennbar uniforme Gestaltung steht im merklichen Gegensatz zu den malerischen Berglandschaften und ungemein glaubwürdigen Siedlungen. Nach einer wahren Flut von Rollenspielen, die bis zu hin zu den Türklinken vom Tolkien-Design beeinflusst sind, findet The Witcher 3 eine eigene Linie mit überzeugend realistischer Architektur, die gerade deswegen einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Ruf als Problem-Entwickler
So hervorragend der Eindruck der E3-Vorführung aber auch sein mag, sie steht nach wie vor im Schatten von CD Projekts nicht ganz unverdientem Ruf als Problem-Entwickler. Als Unternehmen, dessen eigentlich großartige Spiele erst ab dem dritten Patch einen spielbaren Zustand erreichen.
Dass sich ausgerechnet dieses Studio an einer der größten offenen Spielwelten aller Zeiten versucht, lässt zumindest Nervosität aufkommen. Tatsächlich beichten uns Mitarbeiter des Studios, dass die kürzliche Verschiebung von The Witcher 3 auf den Februar 2015 mit technischen Problemen zusammenhing. »Bis vor kurzem«, so erzählt man uns im Anschluss an die Präsentation »stürzte das Spiel noch ständig ab«. Erst ein neu programmiertes Streaming-System, das immer nur die nähere Umgebung um Geralt herum lädt, habe für Abhilfe gesorgt. Jedenfalls auf dem PC.
Auf den Konsolen, so ist zu hören, kämpfe CD Projekt weiterhin um eine annehmbare Performance. »Zu Anfang dachten wir noch, das kriegen wir auf den Konsolen nie zum Laufen«, sagt uns ein Entwickler. Auch auf dem PC, so der gleiche Entwickler, sei die Bildwiederholrate momentan mitunter noch unvertretbar.
Was die Frage aufwirft, auf welcher Hardware die bis auf starkes Tearing durchaus stabile und flüssige E3-Demo des Spiels lief - oder ob es sich um eine speziell angepasste Miniversion des Spiels handelt. So oder so werden Witcher-Fans bis zur geplanten Veröffentlichung am 24. Februar 2015 weiter Nägel kauen müssen.
Eine weitere Verschiebung oder ein Release im Quasi-Beta-Stadium sind scheinbar noch nicht vom Tisch. Die Entwickler von CD Projekt jedoch kann auch das scheinbar nicht aus der Ruhe bringen. Breit lächelnd stehen sie am Ende der letzten Präsentation dieser E3 vor ihrem Publikum. Ein letzter Trailer zeigt Momentaufnahmen aus dem kommenden Spiel: ein Bordell, ein brennendes Dorf, Triss Merigold, Geralt in einem Schiff auf hoher See und natürlich die Hauptbedrohung des Spiels, die Wilde Jagd, eine Gruppe übernatürlicher Vollstrecker, die scheinbar hinter dem Mädchen mit den aschfarbenen Haaren her sind.
Es gibt Applaus, ganz besonders von den anwesenden Publishern und Entwicklern. Das Team von CD Projekt verbeugt sich wie nach eine Theatertruppe nach der Auffpührung. Als es wieder ruhig wird, grinsen sie immer noch über beide Ohren. »Und?«, fragen sie strahlend in den Raum, so wie das nur Menschen können, die wissen, dass sie gerade das beste Spiel der E3 vorgeführt haben, »wie war das Bier?«
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