The Witcher 3: Hearts of Stone ist eine Zeitreise zurück zu Geralts Wurzeln. Bevor sich der Hexer durch drei riesige Spiele und fünf Romane kämpfte, feierte er sein Debüt in einer Sammlung höchst unterhaltsamer Kurzgeschichten. Und genau das ist Hearts of Stone: eine Witcher-Kurzgeschichte, ein in sich geschlossenes Abenteuer ohne ausschweifende Weltrettung.
Wir erleben Geralt einfach mal wieder als wandernden Hexer und Monsterproblemlöser, der in einen Konflikt übernatürlicher Mächte hineinrutscht. Eine schöne Abwechslung einerseits, andererseits einer der besten DLCs, die wir bislang gespielt haben.
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Box mit Gwintkarten
Digital kostet Hearts of Stone zehn Euro. Bei Media Markt und Saturn gibt es aber auch eine Boxversion zum doppelten Preis - allerdings nur für PC und PS4, nicht für die Xbox. Die Packung enthält das Spiel zwar nur als Download, nicht als Disk, dafür aber noch zwei Gwint-Kartendecks mit insgesamt 154 Karten: Die Monster und die Scoia'tael. Dazu gibt es zwei Gwint-Kurzanleitung, eine Kartenschachtel und Punktzähler. Wer Hearts of Stone schon digital besitzt und trotzdem die Karten will, kann sie unter http://redeemgwent.com/ separat dazukaufen.
Bugs
Unsere Testversion lief größtenteils rund, wir stolperten aber doch gelegentlich über Bugs. Manchmal zeigte das Spiel völlig unsinnige Wege zum Ziel für unser Pferdchen Plötze an, und einmal jonglierte Geralt mit unsichtbaren Bällen. Bei einem Versuch ließ sich zudem eine Spitzhacke nicht aufnehmen, die wir brauchten, um den Runenschmied freizuschalten. Auf einem anderen Rechner ging's dann aber. Insgesamt ziehen wir für die Probleme einen Punkt von der Wertung ab.
Geralt aus der Dose
Los geht's einfach, indem wir irgendeinen Spielstand laden. Solange wir darin schon das Prologkaff Weißgarten hinter uns haben, erscheint ein neuer Auftrag namens »Der zarte Hauch des Bösen« in unserem Questlog. Der Adelsmann Olgierd von Everec will ein Monster in der Kanalisation von Oxenfurt tot sehen, und wer wäre dafür besser geeignet als Geralt? Ein Geralt der Stufe 32, um genau zu sein, denn die Erweiterung verlangt einen erfahrenen Hexer. Aber keine Sorge: Wer noch nicht soweit ist, kann auch direkt ein neues Addonspiel starten. Dann werden wir mit einem vorgefertigten und adäquat ausgerüsteten Hexer der richtigen Stufe direkt in der Nähe des neuen Auftrags abgesetzt.
Wir könnten also direkt mit Hearts of Stone loslegen, genauso steht uns aber die komplette Spielwelt des Hauptspiels mit all ihren Nebenquests offen - nur dessen Kernhandlung um Ciri und die Wilde Jagd gilt dann bereits als abgeschlossen. Auch als Witcher-Veteranen finden wir es löblich, dass CD Projekt jedem Spieler die Möglichkeit gibt, Hearts of Stone direkt anzusteuern. Freilich haben die frischen Aufgaben auch ein New-Game-Plus-Pendant, dort erfordern sie eine noch höhere Stufe.
In der Kürze liegt die Würze
Der Monsterjagd steht also nichts im Wege, was soll schon schiefgehen? Kurz gesagt: Alles - ist ja immer noch The Witcher! Bei dem scheinbar so simplen Auftrag gerät Geralt zwischen die Fronten einer tödlichen Fehde. Auf der einen Seite der Räuberbaron Olgierd von Everec, der ein - sagen wir mal - brisantes Geheimnis hat. Und auf der anderen Seite der nicht minder geheimnisvolle Gaunter O'Dim, der möglicherweise noch gefährlicher ist.
Er taucht immer wieder aus dem Nichts auf, kann scheinbar Gedanken lesen und verfolgt seinen ganz eigenen undurchschaubaren Plan. Diese zwei Figuren tragen die Story: Beide machen uns mit starken Auftritten neugierig, und an beiden ist mehr dran, als es scheint - umso motivierender also, ihre Vergangenheit aufzudröseln und dabei so manche Überraschung zu entdecken. Wie schon das Hauptspiel weiß Hearts of Stone, wie man interessante Figuren zeichnet. Auch wenn Geralt selbst diesmal nicht auf ganz so persönlicher Ebene drinsteckt wie bei der Suche nach Ciri, zieht uns das neue Abenteuer schnell in seinen Bann.
Zumal wir mit Geralts alter Flamme Shani eine lang vermisste alte Bekannte wiedersehen. Ist ja auch lange überfällig, nachdem The Witcher 2 sie damals fallenließ wie eine heiße Kartoffel! Weil die Handlung der Erweiterung aber in sich geschlossen bleibt, ist Shani keine dritte große Romanze wie Triss oder Yennefer -ein etwaiger Seitensprung mit ihr hat auf Geralts andere Liebschaften keine Auswirkungen.
Eine verpasste Chance, aber für sich genommen erzählt die Erweiterung ihre Story auf gewohnt hohem Witcher-Niveau. Als Kurzgeschichte hat sie zudem ihre eigenen Vorzüge: Sie ist flotter erzählt, Olgierd und O'Dim bleiben viel greifbarere Gegenspieler als der gesichtslose König der Wilden Jagd, und Geralt wird zwischendurch ja auch nicht durch Dutzende Nebenquests abgelenkt.
Wie alles begann:Making Of The Witcher
So erleben wir eine angenehm konzentrierte Haupthandlung. Die aber trotzdem noch gut zehn Stunden beschäftigt - für schlappe zehn Euro geradezu lächerlich großzügig, verglichen mit sonstigen DLC-Angeboten.
Die Witcher-Welt: Jetzt noch riesiger
Als Hearts of Stone ursprünglich angekündigt wurde, klang es so als würde diese Handlung weitgehend in bekannten Gebieten wie Oxenfurt spielen - aber weit gefehlt! Die Erweiterung dockt einen komplett neuen Landstrich nordöstlich von Novigrad an die bestehende Spielwelt an, inklusive eigener Nebenquests, Schatzsuchen, Monsternestern und dergleichen.
Gut, die Landschaften scheinen erstmal nur mehr vom Gleichen zu sein: Felder und Bauerndörfer, wie wir sie schon zuhauf aus dem Hauptspiel kennen. Im Laufe der Geschichte bekommen wir aber doch so einige eindrucksvolle Örtlichkeiten zu sehen, von der imposanten Ruine des Everec-Anwesens bis hin zu einigen überraschenden Abstechern, die wir an dieser Stelle nicht vorwegnehmen wollen. Außerdem führt uns die Haupthandlung in neue Ecken der alten Spielwelt, beispielsweise steigen wir durch den Brunnen auf dem Marktplatz von Oxenfurt in die Kanalisation hinab.
So nimmt uns Hearts of Stone doch auf eine angenehm abwechslungsreiche Reise mit und bietet - vor allem für nur zehn Euro! - viel zu entdecken. Besonders schön: Einige Gebiete wie die Familiengruft der von Everecs orientieren sich optisch gezielt am ersten The Witcher, und wir entdecken so manche Anspielung auf die Ursprünge der Serie - Shani ist längst nicht das einzige »Erinnerungsstück«. Überhaupt steckt die neue Spielwelt voller kleiner und großer Überraschungen. Auf einer Auktion ersteigern wir etwa eine Statue, die eine Schatzkarte enthält und uns schließlich zu fetter Beute in den Ruinen eines alten Adelssitzes führt - solche Entdeckungen machten schon das Hauptspiel so großartig.
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