Selbstmorde mit Methode
Aber was passiert mit den Klonen oder mit dem eigenen Original, wenn sie runterfallen und aufschlagen? Sie sterben und verschwinden wieder als Energie in der Kanone. Gleiches passiert, wenn man die Klone berührt, durch eine Luke in den nächsten Raum schlüpft oder durch spezielle Lichtstrahlen geht. Sensible Gemüter, die nicht nur die Mechanik von The Swapper genießen, sondern auch alle Aufzeichnungen akribisch lesen, dürften sich mit der Tatsache konfrontiert sehen, dass sie sich immer und immer und immer wieder selbst töten.
Lichtbarrieren im Gehirn
Unsensible Stiesel erfreuen sich lediglich an den kniffligen und zugleich motivierenden, weil cleveren Rätseln, und das ist völlig okay. Die aus zig Gängen und Räumen zusammengesetzte Station können wir nur erkunden und schließlich aus ihr entkommen, wenn wir Energiekugeln einsammeln, die größere Teleport-Portale oder Türmechanismen aktivieren. Diese Energiekugeln müssen wir uns in Rätselräumen ertüfteln, indem wir unsere Klone und das »Swappen« geschickt einsetzen.
Mit einfachen Bodenschalter-Puzzles ist es allerdings schnell vorbei. Es addieren sich Lichtbarrieren, die entweder das Klonen (blaues Licht) oder den Körpertausch (rotes Licht) verhindern. Hin und wieder vermischen sich beide Lichter auch zu einer einzigen gemeingefährlichen, pinken Universal-Blockade. Und um dem Spaß die Krone aufzusetzen, werfen uns die Entwickler später auch noch eine umgekehrte Gravitation zwischen die Denkmuskeln.
So steht man also alle naselang in Konstruktionen, die auf den ersten Blick unlösbar erscheinen. Die Energiekugeln thronen auf einem hohen Absatz auf der gegenüberliegenden Seite, davor eine massive Steinwand. Lichtbarrikaden, zwei Bodenschalter auf unterschiedlichen Ebenen (die Licht sowie Steinwand steuern) und ein Gravitationsfeld komplettieren den Wahnsinn. Und dann geht das Tüfteln los. Versuch reiht sich an Versuch, Idee reiht sich an Idee. Bis man schließlich auf die Lösung stößt, wie man die Klone arrangieren muss, dass sie abhängig von der eigenen Bewegung im richtigen Moment Lichtschranken und Steinwand überwinden und man sich selbst in genau jenen Klon teleportieren kann, der auf dem Absatz mit den Energiekugeln steht, können gefühlte (oder echte) Stunden vergehen.
Abhängig von ein bisschen Glück (»Ui, die Lösung gleich beim ersten Versuch!«) und Intelligenz lassen sich die Rätsel mal schneller, mal langsamer lösen, deswegen ist es schwierig, eine auch nur ungefähr genaue Spielzeit an The Swapper anzugeben. Wir vermuten allerdings, dass jeder das Spiel in spätestens acht Stunden gemeistert hat. Zuzüglich der Stunden, die man in der Badewanne, bei einem Spaziergang oder im Bus über den Knobeleien brütet.
Befremdlich beklemmend
Wie bei Indie-Spielen allein wegen des im Regelfall bescheidenen Budgets üblich, bleibt auch The Swapper inszenatorisch sparsam. Hin und wieder gibt es kleinere Zwischensequenzen, der Großteil der Handlung wird allerdings in geschriebenen oder gesprochenen Texten transportiert. Die - wie schon erwähnt - oft kryptisch bleiben. Das passt jedoch perfekt zur merkwürdigen Kulisse. Die Raumstation, obwohl oft aus den gleichen Versatzstücken gebaut, überrascht uns immer wieder mit gekonnt ausgeleuchteten Gängen und Räumen, in denen seltsame Konstrukte für ein beklemmendes Gefühl sorgen.
Der dichte Ambient-Sound (etwa entfernte Maschinengeräusche) und die unaufdringliche elektronische Musik tragen ihr Übriges zur befremdlichen, Portal-artigen Atmosphäre bei. Auch wenn bei The Swapper der beißende Humor von Valves Meisterwerk fehlt. Macht aber nichts, Facepalms Erstling ist auch ohne Humor ein Meisterwerk - und zwar eins, das man unbedingt jenen Menschen vorsetzen sollte, die steif und fest behaupten, Spiele machten dumm.
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