Wenn wir The Hunter: Call of the Wild in diesem Test zum derzeit besten Jagdspiel küren, darf nicht unerwähnt bleiben, dass es tatsächlich noch andere gibt. Cabela's African Adventures und den Hunting Simulator etwa. Bei diesen Titeln verendet jedoch außer dem digitalen Getier auch der qualitätsbewusste Käufer.
Doch Sarkasmus beiseite, The Hunter: Call of the Wild ist wirklich gut! Allerdings nicht grandios, weil es Spieler bisweilen gängelt und stets auf einem Grat balanciert: zwischen entspannend und unspannend, Lust und Frust, Pirschen und Zähneknirschen.
Der sich 'nen Wolf rennt
Eine potenzielle Spaßbremse: der Leerlauf. Bei The Hunter passiert die meiste Zeit relativ wenig. Allein, weil die beiden Jagdgebiete in Europa und Nordamerika zusammen 130 virtuelle Quadratkilometer groß sind. Das führt zu weiten Wegen, immerhin entspricht die Fläche zweimal der von San Marino.
Ja, es gibt mit den spaßigen Quads fahrbare Untersätze, ein Jäger schleicht aber meistens, geduckt und oft sogar bäuchlings. Das muss er, weil Kriechdienstverweigerer in diesem Spiel kein Land sehen. Klar, das entschleunigte Gameplay getreu dem Motto "Erst mal Jagertee trinken und abwarten!" ist hauptsächlich dem Thema und dem Simulationsgenre geschuldet.
Eine umfangreichere Schnellreisefunktion hätte dennoch nicht geschadet. Es gibt dafür zwar Außenposten, die auch als Speicherpunkte fungieren. Die sind aber rar, liegen weit auseinander, und der Spieler muss sie erst freischalten.
Commander Kriecher
Trotz der Ecken und Kanten gibt's viele gute Jagdgründe, The Hunter zu empfehlen. Als Kriechberichterstatter attestieren wir, dass die Atmosphäre dichter ist als jeder Wald. Sobald der Mond am Himmel steht und die Grillen zirpen, möchte man angesichts der Lagerfeuerromantik fast ein Bärenfell ausrollen und darauf Liebe machen.
Ferner ist der Tiefgang des Spiels einer Simulation würdig. Zwar hilft der Huntermate, eine Art Star Trek-Tricorder für Hobbyforstleute, beim Fährtenlesen. Wenn es jedoch um die Wurst geht, muss Commander Kriecher aber selber auf seine Deckung, Geräusche, Windrichtung und den Puls achten, um letztlich beim Schuss den Atem anzuhalten.
Auch sogenannte Ansitzjagden funktionieren einwandfrei. Was in Ego-Shootern als feiges Versteckspiel (neudeutsch: campen) gilt und noch unbeliebter als Echtgeld-Lootboxen ist, fällt bei The Hunterin die Kategorie "»taktisch kluges Auflauern".
Damit kannst du mich jagen!
Wenn es darum geht, neue Waffen und Ausrüstung zu kaufen, stößt der Wohnzimmer-Waidmann auf einen Designschnitzer: Angesichts der hohen Freischalthürden entsteht der Eindruck, die Entwickler könnten nicht alle Patronen in der Trommel haben. Ein Erste-Hilfe-Set (im Spiel: Medipack) erfordert, dass der Charakter mindestens Stufe 9 erreicht hat. Der Geruchsreduzierer verlangt gar Level 23 (!).
Der Spieler soll also etliche Stunden erst mal damit verbringen, zu üben. Wenn er's dann drauf hat, sich ans Wild heranzupirschen, darf er zur Belohnung endlich das Eau-de-Closet-Spray erwerben, um seinen menschlichen Geruch zu übertünchen - was das Anschleichen deutlich erleichtert. Hoffentlich ist das ein Scherz, den Jan Böhmerwald bald auflöst.
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