Wenn die Falle zur Falle wird
Die Anspannung ist enorm, das Gefühl des Terrors wächst ständig. Allein die im besten Sinne abscheulichen Umgebungen jagen uns wohlige Schauer über den Rücken und erinnern uns immer wieder an Filme wie Saw, Ju-On, Jacob's Ladder, Texas Chainsaw Massacre oder die surrealen Werke eines Lucio Fulci. Simple Aufgabenstellungen wie »Drücke den Schalter da vorne, um weiterzukommen« lösen bereits Panik aus, da wir schnell verstanden haben, dass uns das Spiel irgendetwas um die Ohren haut, sobald wir den Schalter drücken.
Oft müssen wir blitzschnell überlegen, wie wir eine Situation angehen: Kostbare Armbrustbolzen opfern, mit der Schrotflinte draufhalten oder vielleicht die Umgebung nutzen? Die Abschnitte sind gespickt mit Sprengfallen, die wir entweder entschärfen oder für unsere eigenen Zwecke missbrauchen können, indem wir die Gegner hineinlocken.
Entschärfte Fallen haben aber ebenfalls einen Vorteil, denn aus dem eingesammelten Material können wir neue Bolzen für unsere Armbrust fertigen. Besonders in Situationen, in denen wir es mit anstürmenden Gegnerhorden zu tun bekommen, ist es aber oftmals sinnvoller, die Fallen ihren ursprünglichen Zweck erfüllen zu lassen: Explodieren und Dinge in Stücke reißen.
Ebenfalls wichtig: grünen Schleim aufsammeln! Den hinterlassen erledigte Gegner, und es gibt ihn immer wieder mal in großen Einmachgläsern zu finden. Was wir damit anstellen? Ist doch logisch: Sebastians Fähigkeiten und Waffen verbessern! Wer hat bitteschön noch nie mit Schleim die Schussrate einer Pumpgun aufgemotzt? Oder die eigene Ausdauer?
Um uns Upgrades zu verpassen, kehren wir über spezielle Spiegel, die wir in abgetrennten Räumen innerhalb der Abschnitte finden, in das Sanatorium mit der Krankenschwester zurück. Dort dürfen wir auch Schließfächer mit Boni wie Munition oder besagtem Schleim öffnen, wenn wir zuvor kleine Schlüssel eingesammelt haben, die ebenfalls in den Levels verstreut sind. Erkunden lohnt sich also.
Eine Verbeugung vor dem Survival-Horror
The Evil Within erreicht nicht ganz die Klasse eines Resident Evil 4 oder Silent Hill 2. Dank der zunächst undurchschaubaren Story, der ungewöhnlichen Settings, die voller Selbstzitate Mikamis stecken, und der generell richtig guten Spielbarkeit macht es aber großen Spaß. Zumindest, wenn man einen unempfindlichen Magen hat, denn mit ausufernden Splattereffekten wird wahrhaftig nicht gespart.
Da stört es auch nicht besonders, dass das Spiel technisch eher Mittelmaß ist. Hereinploppende Texturen, gelegentliche Ruckler, etwas grob modellierte Objekte und die teils ziemlich hampeligen Animationen von Hauptfigur und Gegnern sind Dinge, die heutzutage einfach nicht mehr sein müssen. Mikami versteht es geschickt, diese Mängel durch die meist sehr eingeschränkte und düstere Farbpalette sowie einen Grieselfilter zu verschleiern, der zusammen mit den nicht ausblendbaren Widescreenbalken einen Hauch von 80er-Jahre-Horrorkino versprüht.
Und auch der Sound trägt seinen Teil zur Gruselatmosphäre bei: Effektiv eingesetzte Surroundeffekte lassen uns ein ums andere Mal zusammenzucken, wenn wir etwa durch einen zappendusteren Waldabschnitt schleichen und es um uns herum beständig im Unterholz knackt und raschelt.
Um zu unserer eingangs gestellten Frage zurückzukehren: Was ist Horror? The Evil Within ist Horror. Purer, spannender Survival-Horror, wie er von vielen Publishern derzeit leider totgesagt wird. Bestes Beispiel ist die von Shinji Mikami selbst ins Leben gerufene Resident-Evil-Reihe, die unter der Ägide von Capcom zunehmend zur spannungsarmen Zombieschießbude mutiert. Schön, dass Bethesda entgegen des Trends an Mikamis Vision glaubt und es ihm ermöglicht, jetzt einen Best-of-Mix des Genres zu verwirklichen.
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