Tag 2
Gespielte Zeit: 12 Stunden, 36 Minuten
Charakterstufe: 12
Basis-Instandsetzung: 43 Prozent (13 von 30 Upgrades)
Highlight des Tages: Selbst hergestelltes (blaues) Covert-SRS-Präzisionsgewehr
Seit Johannes und ich uns gestern durch das Tutorial in Brooklyn geschlagen haben, ist viel passiert. Wir haben Manhattan betreten, die ersten sieben Storymissionen abgehakt, die Spielwelt nach Collectibles durchforstet und hunderten Feinden das Leben aus dem Leib gepustet. Und wir haben fleißig unsere Hauptbasis ausgebaut sowie uns erstmals an der Crafting-Werkbank aus einzelnen Komponenten selbst Waffen und Ausrüstungsgegenstände hergestellt. Was für ein Tag!
Eine Bruchbude als Schaltzentrale
Doch von vorn: Kaum haben wir unsere ersten Schritte in Manhattan getan, ist es unser erstes Ziel, die alte Poststation am Pennsylvania Plaza von Feinden zu säubern und einzunehmen. Das heruntergekommene Gebäude, das aus drei Flügeln besteht (Medizin, Technik, Sicherheit), dient uns fortan als Operationsbasis und Schaltzentrale. Hier rüsten wir uns bei Händlern mit neuen Items aus, versorgen uns am Lageplan mit neuen Nebenmissionen oder verstauen überflüssigen Kram in der Lagerkiste. Gleichzeitig dient der Unterschlupf als private Schutzzone - wir sind hier komplett allein unterwegs, da jeder Spieler seine eigene Basis besitzt.
Und das hat auch einen triftigen Grund, denn unsere wichtigste Aufgabe ist es, den Laden ordentlich aufzumöbeln. Anfangs macht die Basis nämlich eher den Eindruck einer Bruchbude - überall liegt Gerümpel und Müll herum. Im Laufe des Spiels müssen wir die drei Gebäudeflügel wieder einsatzfähig machen, was nicht nur für optische Veränderungen sorgt, sondern auch neue Skills, Talente und Vorteile (Perks) beschert. Tatsächlich basiert das gesamte Fähigkeitensystem in The Division auf dem Ausbau der Basis. Um unseren Charakter zu verbessern, reicht es entsprechend nicht aus, Erfahrungspunkte zu sammeln und im Level zu steigen.
Das klingt erst einmal kompliziert, ist aber eigentlich ganz einfach. Jeder Gebäudeflügel lässt sich mit zehn Upgrades aufrüsten. Bezahlen müssen wir den Ausbau mit Nachschubpunkten, die wir als Belohnung für Aktivitäten in der Spielwelt oder für das Absolvieren von Hauptmissionen erhalten. Es ist der Beginn einer mächtigen Suchtspirale, denn welche Mission wir absolvieren und welche Upgrades wir erwerben, liegt erst einmal bei uns.
Klassensystem ohne Klassen
Obwohl The Division auf ein Klassensystem verzichtet, ist es sehr wohl möglich, sich in den einzelnen Bereichen zu spezialisieren. Für mich stand von Anfang an fest: Ich werde Sanitäter. Während sich Johannes als klassischer Damage-Dealer auf den Technik-Skilltree konzentrierte, um den Geschützturm freizuschalten, habe ich als Heiler den Medizinbereich ins Auge gefasst. Glücklicherweise richten sich die ersten drei Medizin-Hauptmissionen an frischgebackene Division-Agenten der Stufe 4 bis 8 und dienen daher als optimaler Einstieg.
So retteten wir gemeinsam die Ärztin Dr. Kandel aus dem Madison-Feldlazarett, kämpften uns durch das Hudson-Flüchtlingslager, um Blutproben von infizierten Zivilisten zu entnehmen und stellten im Broadway-Einkaufscenter mit dem Pockenvirus kontaminierte Dollarscheine sicher. Nach jeder Mission folgte dabei der gleiche Ablauf: Wir freuten uns über die 500 Nachschubpunkte, die wir als Belohnung erhalten haben und teleportierten uns per Schnellreise zur Hauptbasis. Derweil rieben wir uns vor Vorfreude auf das nächste Upgrade die Hände.
Die Basis als Motivationsmotor
Zum Verständnis: Die erste Ausbaustufe jedes Gebäudeflügels ist Pflicht, um die neun anderen Upgrades freizuschalten. Danach haben wir die Qual der Wahl. Nach langer Überlegungszeit habe ich mich zunächst für das »Viren-Labor« entschieden. Dieses Upgrade schaltet nämlich den Skill »Hilfsposten« frei: Ab sofort kann ich Heilpäckchen werfen und somit mich selbst sowie alle Gruppenmitglieder im Umkreis von acht Metern aufpäppeln. Ein Muss für einen angehenden Erste-Hilfe-Agenten.
Die restlichen Punkte investierte ich in »Gefahrengut-Lager« (schaltet Modifikationen für das Heilpäckchen frei) und »Dekontaminierungseinheit«. Letzteres Upgrade beschert mir unter anderem einen Perk, der meine Skill-Abklingzeiten um 15 Prozent verkürzt, wenn ich Mitspieler mit einer Fähigkeit heile. Diese Reihenfolge passt perfekt zu meinem persönlichen Spielstil, weswegen ich die anderen Upgrades zunächst vernachlässigt habe.
Trotzdem kann ich es kaum erwarten, auch die anderen Stufen der Basis auszubauen. Missionen spielen, Punkte erhalten, Basis ausbauen, neue Talente freischalten - das ist der Kreislauf von The Division. Bleibt zu hoffen, dass diesem Motivationsmotor nicht allzu schnell der Sprit ausgeht. Immerhin haben wir bereits nach zwei Tagen schon fast die Hälfte aller Upgrades ausgebaut.
Items kaufen? Do it yourself!
Noch gespannter waren wir auf das Crafting-System, das in der Beta noch fehlte. In der Vollversion ist die Werkbank nun verfügbar und erlaubt es, nahezu alle Items selbst herzustellen - von Waffen über Schutzmasken und Knieschoner bis hin zu Waffenmodifikationen. Die dafür notwendigen Komponenten liegen überall in der Spielwelt verstreut. Werkzeugteile finden wir in Werkstätten, Elektronikteile in Elektrogeschäften (die teilweise an Apple Stores erinnern) und Stoff gibt's vorrangig in Klamottenläden.
Die zweite Möglichkeit, um an neue Rohstoffe zu kommen: Nicht benötigte Waffen (Waffenteile) und Rüstungsgegenstände (Stoffe) zerlegen. Dabei können wir mehrere Items als »Schrott« markieren und anschließend mit einem einzelnen Tastendruck einstampfen - sehr komfortabel.
Um hilfreiche neue Items zu craften, brauchen wir neben Komponenten auch die entsprechenden Baupläne - und die erhalten wir fast ausschließlich als Belohnung für Nebenmissionen. Diese Miniaufträge gehören meist zur Kategorie »Sammle dies!« und »Töte jenes« und sind damit zumindest bislang spielerisch ziemlich belanglos. Eine positive Ausnahme war die Suche nach einem vermissten Arzt. Dessen Entführungsgeschichte mussten wir an mehreren Stellen in der Spielwelt nachspüren, bis wir ihn schließlich unverletzt gefunden haben.
Im Gegensatz zu den Hauptmissionen sind die Nebenaufträge vergleichsweise kurz und dauern selten länger als zehn Minuten. Sie sind ohnehin eher als kleine Nebenbeschäftigung für Zwischendurch gedacht. Relativ flott haben wir genügend Einzelteile beisammen, um die ersten spezialisierten (blauen) Items zu craften. Besonders stolz bin ich als Scharfschütze über mein Covert-SRS-Präzisionsgewehr. Das verfügt nämlich über die äußerst praktische Eigenschaft, dass die erste Kugel jedes Magazins mit einer Wahrscheinlichkeit von 13 Prozent in Brandmunition verwandelt wird, sodass meine Feinde effektvoll in Flammen aufgehen und somit schneller den Löffel abgeben.
Darüber hinaus habe ich mir eine Micro-Laser-Zieloptik gebastelt, die nun an meinem M4-Sturmgewehr wertvolle Dienste leistet. Laut Ubisoft soll es im Endgame möglich sein, Highend-Items selbst zu craften, darunter sogar einige der besten Waffen des Spiels. Das Crafting ist also nicht nur eine Nebenschäftigung, sondern ein wesentlicher Bestandteil des Loot-Systems, zumal wir uns höherwertige Komponenten für wertvollere Items ebenfalls selbst herstellen können. Dazu brauchen wir allerdings zahlreiche Komponenten minderer Qualitätsstufe. Im späteren Spielverlauf könnte die Sammelei also durchaus mühsam werden.
Meinung der Tester - Tag 2
Mirco Kämpfer
(@MirCommander)
Wenn ich ehrlich bin, gibt es für mich nur einen Grund, warum ich die belanglosen Nebenmissionen überhaupt absolviere: Ich freue mich am Ende immer über einen neuen Bauplan für eine neue Waffe oder ein neues Item. Wenn mich mal wieder das Loot-Glück verlässt und ich keine gescheiten Rüstungsteile finde, bastle ich mir meine Lieblingswaffe einfach selbst. Die Jagd nach neuen Materialien und Rezepten motiviert mich durchgehend. Fraglich ist, ob das auch im späteren Spielverlauf so bleibt, denn Highend-Items dürften sündhaft viele Rohstoffe kosten und somit viel Farming erfordern.
Die größte Karotte, die vor meiner Nase baumelt, ist jedoch der Basisbau. Ständig freue ich mich über das nächste Upgrade, nach jeder Mission fiebere ich dem nächsten Skill entgegen. Dass sich die Basis durch den Ausbau auch optisch verändert, ist das Tüpfelchen auf dem i. Allerdings habe ich nach zwei Tagen schon fast die Hälfte aller Upgrades erworben. Daher befürchte ich, dass der Basisbau schon bald keine Rolle mehr spielen wird.
Johannes Rohe
(@DasRehRohe)
So langsam entfaltet sich The Division vor mir. Durch den Ausbau der Basis schalte ich mehr und mehr Skills frei und kann meinen Spielstil genauer definieren. War ich gestern noch froh über jedes gefundene Item, beginne ich jetzt, Ausrüstung gezielter nach ihren Boni auszusuchen oder sie mir notfalls per Crafting selbst herzustellen. Wer an Zahlenspielereien seinen Spaß hat, kann sich hier wirklich austoben und darüber nachgrübeln, ob er lieber die Rüstung anlegt, die ihm eine höhere Chance auf kritische Treffer verleiht oder jene, die seine Lebensenergie steigert.
Etwas schade finde ich, dass mir das Spiel durch verschiedene Schwierigkeitsgrade der Hauptmissionen eine bestimmte Reihenfolge aufzwingt, in der ich die Aufträge angehen muss. Als Spieler, der sich auf die Tech-Skills wie Haftmimen und den Geschützturm spezialisiert, würde ich diesen Flügel meiner Operationsbasis gerne schneller ausbauen. Das nötige Level für die kniffligen Missionen erreicht meine Spielfigur aber nur durch intensives Grinding der Nebenaufträge oder indem ich zuvor eben die Missionen des Medizin- und Sicherheitsflügels spiele, die geringere Anforderungen haben. Ich bin also nicht völlig frei in meinen Entscheidungen.
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