Wir machen es mal wie ein ambitionierter Fußballklub: In diesem Test zu Pro Evolution Soccer 2017 arbeiten wir uns aus den Tiefen der Zweiten Liga bis in die Champions League nach oben. Denn wie in den Vorjahren hat der neueste Ableger der PES-Reihe viele Stärken, aber auch einige Schwächen.
Die größte ist das Lizenzpaket, das mit knapper Not auf Zweitliga-Niveau bleibt - Konami macht hier eher Rück- als Fortschritte: Das Anheuern der brasilianischen und argentinischen Liga ist ja nett, doch in Europa geht es drunter und drüber. So laufen zum Beispiel in der spanischen Eliteklasse nur noch der FC Barcelona und Atletico Madrid mit Originaltrikots samt echten Wappen auf.
Die übrigen Teams in »La Liga« tragen Fantasie-Outfits und Namen wie »MD White« (Real), schicken aber Originalspieler wie Cristiano Ronaldo aufs Feld. Aus deutscher Sicht gibt es nicht mal das: keine Bundesliga, sondern nur drei Klubs - und kein FC Bayern. Das ärgert die Fans der »Roten« und schmälert Pluspunkte wie die Champions-League-Lizenz.
Was nützen Logos und Hymne, wenn die Königsklasse ohne den Halbfinal-Dauergast aus München stattfindet? Mit den originalgetreuen Ruhrpottklubs Borussia Dortmund und Schalke 04 macht Konami aber doch noch viele Fans glücklich. Und Bayer Leverkusen, nun ja, ist auch dabei.
Stimmungskiller vor dem Ruhrderby
Ebenfalls auf Zweitliga-Niveau bleibt bei PES 2017 der Kommentar von Marco Hagemann und Hansi Küpper. Da treten der BVB und Schalke zum Revierderby an und die beiden faseln Texte ins Mikro, als würde gleich ein Amateurkick zwischen Recklinghausen und Wanne-Eickel angepfiffen: »Wir warten nur noch darauf, dass alle Formalitäten erfolgt sind, damit alles seine Richtigkeit hat.« Richtig ist hier nur, den Kommentar ganz schnell auszuschalten.
Die optische Präsentation ist da deutlich besser, hier ist Konami ein solider Erstligist: Das Einlaufen der Teams wird TV-reif inszeniert, es gibt detaillierte Spielergesichter, schöne (Flut-)Lichteffekte und authentische Fan-Massen zu sehen. Das gilt aber nur für PS4 und Xbox One - die PC-Fassung basiert auf der Grafik von PS3 und 360, bietet also viel weniger Details.
Der Rasen ist außerhalb der Wiederholungen nur eine matschige Texturtapete und das Publikum könnte als Klon-Armee in »Star Wars Soccer« auflaufen. Während das Camp Nou, die lizensierte Heimstätte des FC Barcelona, auf Current-Gen-Konsolen mit schönen Kamerafahrten auch von außen präsentiert wird, ist davon auf dem PC keine Spur. Die altbackene Grafik kostet massiv Atmosphäre.
Rollt der Ball, zeigt PES 2017 seine größte Grafik-Stärke - auch auf dem PC: Die Bewegungen der Kicker sehen noch besser aus als im Vorgänger: Zweikämpfe, Dribblings oder Torschüsse sind vielfältig und lebensecht. Selbst bei Zusammenstößen und Fouls schaut man gerne hin: Die Spieler rasseln physikalisch korrekt aneinander, auch wenn es dabei kleinere Clipping-Fehler gibt. In den Replays spektakulärer Spielzüge haben die Entwickler es aber mit Unschärfe und Verwischeffekten übertrieben.
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