Nach einer arg langen Durststrecke und einem Vampir-Fail zu Beginn des Jahres kommt im September das lang ersehnte Science-Fiction-Epos Starfield. Für Microsoft könnte dieser Launch also kaum bedeutsamer sein.
Ausgerechnet in technischer Hinsicht scheint jedoch Sand im Raketentriebwerk zu stecken: Es geht mit nur einem Grafik-Modus ins All – 30 fps, that’s it.
Wie kann das beim wichtigsten Xbox-Spiel des Jahres, das uns eigentlich von der großartigen Technik der Konsolen begeistern sollte, passieren?
Stabile 30 fps sind ein gutes Vorhaben, aber zu wenig für Starfield
Dass ein Bethesda-Spiel zum Launch mit lediglich 30 fps erscheint, ist nichts bahnbrechend Neues und die Erklärung vom Game Director Todd Howard erscheint mir auch nachvollziehbar zu sein.
Bethesda wolle sich auf ein "konsistentes" Spielerlebnis fokussieren, gemeint ist damit wohl eine möglichst konstante Taktung der ausgegebenen Bilder in einem 60 Hertz-Signal.
Die Verteilung der Bilder wird auch 'Frame Pacing' genannt: Gemeint sind damit die Abstände der ausgegebenen Frames. Sind diese stets gleich, erscheint das Bildschirmgeschehen für viele Spieler*innen flüssiger als bei einer höheren Bildwiederholrate, die aber Schwankungen aufweist.
Ein gutes Frame Pacing bei einer Auflösung von 4K und 30 fps ist also lobenswert, aber beeindruckt mich das in irgendeiner Weise? Nö, nicht im Geringsten. Denn dahingehend waren auch Skyrim (mit Ausnahme der grausigen PS3-Version) und Fallout 4 ziemlich gut aufgestellt.
Und ich erwarte auch, dass Starfield das nach der Historie gut hinbekommt.
Wobei wir offenbar noch kein reines Xbox-Gameplay gesehen haben. In den bisherig veröffentlichten Videos und Trailern lief das Weltraumrollenspiel nämlich weitgehend mit (wackeligen) 45 bis 50 fps, die Aufnahmen stammen also aller Voraussicht nach vom PC.
So wie in diesem jüngsten Clip:
Anhand des gezeigten Materials ist es außerdem schwer einzuordnen, ob der Titel locker mit 60 fps auf der Xbox Series X laufen könnte, sofern die Auflösung reduziert wird. Grafisch präsentieren sich die Gesichter der Charaktere und deren Animationen extrem altbacken, dafür gibt es aber eine prächtige Beleuchtung.
Die richtet sich in Echtzeit nach dem Stand der Sonne(n) in einem System und berücksichtigt die Distanz zum Planeten, auf dem wir stehen. Ziemlich cool!
Des Weiteren sind Bethesda-Spiele berüchtigt für ihre rechenintensiven Open World-Mechaniken zum Beispiel im Bezug auf die Physik von Gegenständen und Tagesabläufe der nun tausenden NPCs.
Besonderheiten zur Technik von Starfield habe ich in einer weiteren Kolumne zusammengefasst:
Mit den Raumschiffen wird dieses Element nun auch noch auf Anschlag gedreht, es könnte also gut sein, dass es gar nicht an der Grafik des Titels liegt, sondern den Systemen dahinter. Dafür spricht zum Beispiel, dass die kleine Xbox Series S Starfield mit 1440p und 30 fps packt, also gar nicht so weit von der Series X entfernt ist.
Todd Howard betont zumindest, dass Starfield auf der Xbox Series X mehr könnte und häufig mit 60 fps spielbar ist. Wenn dem so ist, möchte ich aber folgende Frage in den Raum werfen:
Wieso ignoriert Starfield aktuelle TV-Features?
Moderne Fernseher kommen zumeist mit 120 Hertz-Displays, sind also flexibler im Hinblick auf die Bildwiederholrate. 30 fps gehen optimal in einem 120 Hertz-Signal auf, genau wie 60 fps und als Zwischenstufe 40 fps.
Wenn Starfield tatsächlich so gut performt, dann wäre ein 40 fps-Modus doch ein perfekter Kompromiss aus Spielbarkeit und Auflösung. Einige Titel wie God of War Ragnarök und Hogwarts Legacy kamen bereits damit und sammelten mit dem zukunftsorientierten Ansatz viele Pluspunkte.
Mehr zum Thema 40 fps und was exakt dahintersteckt, das könnt ihr hier nachlesen:
Möglich wäre ein 40 fps-Modus allerdings nur, wenn die technischen Voraussetzungen gegeben sind und die Grafikeinheit der limitierende Faktor ist. Anderweitig wurde eine Reduktion der Auflösung verpuffen, eine dynamische Regulierung je nach Szenenaufwand gar nicht erst anschlagen.
Was ist mit VRR? Eine weitere Option ist das Freischalten der Framerate. Das wäre aufgrund variabler Bildfrequenzen heutzutage eigentlich kein Problem mehr und würde Inkonsistenzen, wie Bethesda sie ja nicht haben möchte, komplett kaschieren.
Hinzu kommt, dass die Xbox Series X und S als einzige aktuelle Konsolen FreeSync unterstützen und darüber viele Monitore und ältere TVs abdecken. Das wäre doch DIE Gelegenheit für Microsoft, ein tolles Feature der Xbox im zugkräftigsten Spiel des Jahres zu haben!
Mehr zu FreeSync haben wir hier zusammengetragen:
Todd Howard erwähnte allerdings keine der beiden Techniken im Gespräch mit IGN. Eine freigeschaltete Framerate könnte im Hinblick auf die Creation Engine, die in der Vergangenheit arge Probleme mit mehr als 60 fps hatte, aber auch gar nicht erst machbar sein.
Dann kam es immer wieder zu Glitches in der Spielwelt, wie hier im Intro:
Link zum YouTube-Inhalt
Ein 60 fps-Cap könnte im Verbund mit VRR und den Eigenarten des Technikmotors schlicht zu problematisch sein, vielleicht geschieht bis zum Release am 6. September aber ja noch ein kleines Wunder.
So begründet Microsoft die Begrenzung auf 30 fps
Der aktuelle Xbox-Chef, Phil Spencer, rechtfertigt den Fokus auf 4K und 30 fps mit einer kreativen Entscheidung. Spieler*innen sollen die grafisch ansprechendste Version von Starfield spielen.
Nach dem Debakel um den verschobenen 60 fps-Modus von Redfall (und dem technisch mangelhaften Zustand des Xbox-Exclusives an sich), wirken solche Aussagen jedoch maximal beschwichtigend.
Und auch bevormundend: 60 fps wurde unter anderem vom Vizepräsidenten des Xbox Games-Marketings Aaron Greenberg als künftiger Standard bezeichnet. Ein Performance-Modus in fast jedem modernen Spiel garantiert das auch.
Bei Starfield nicht jetzt mehr?
Da läuft das Spiel laut eigenen Aussagen gut, aber dann doch nicht gut genug für 60 fps und eine niedrigere, aber immer noch akzeptable Auflösung? Oder 40 fps? Oder eine freigeschaltete Framerate mit VRR?
Versteht mich nicht falsch, das Spiel wird auch in 30 Bildern pro Sekunde gut spielbar sein und hoffentlich all seine Versprechungen im Hinblick auf das Open World-Gameplay einlösen.
Aus technischer Sicht hat es aber schon jetzt einen faden Beigeschmack, wenn das große Starfield, DAS Xbox-Zugpferd für 2023, nicht mehr auf dem Kasten hat als eine Framerate, die anno 2020 schon nicht mehr zeitgemäß war.
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