Ein Bethesda-Rollenspiel, das Maßstäbe in Sachen Grafik setzt, das wäre doch einmal etwas! Starfield wird uns diesen Wunsch aber nicht erfüllen. Stattdessen machen Vergleiche mit dem simpel gehaltenen No Man’s Sky die Runde, die ich nur im Ansatz teilen kann.
Klar, besonders hübsch sieht das Spiel - vor allem angesichts der zahlreichen, von Fans erstellten Unreal Engine 5-Trailer in jüngster Zeit - nicht aus, das muss es meiner Meinung nach aber auch gar nicht, denn Bethesdas Creation Engine hat andere große Vorzüge.
Keine tolle Grafik, aber die Engine kann mehr als andere
Starfield hat seine grafischen Schwächen, die deutlich zu erkennen sind. Umgebungen sind nicht gerade detailreich gestaltet, die im Gameplay-Trailer gezeigte Stadt ist nur mäßig bevölkert und die Charakteranimationen fallen eher hölzern aus. Der Vergleich mit einem technisch wenig beeindruckenden, schlicht gestalteten No Man’s Sky ist aber dennoch drastisch:
Bethesdas Creation Engine beherrscht Dinge, die sonst nirgends zu finden sind: Ein großer Pluspunkt von Bethesdas hauseigener Technik ist die enorme Flexibilität, mit der sich Spielmechaniken und dazugehörige Animationen kreieren lassen. Eine ungeheure Menge an Gameplay-Systemen lassen sich damit innerhalb kürzester Zeit realisieren, weshalb ich von Starfield eine große spielerische Freiheit erwarte.
Die Tools von Bethesda sind sogar so ausgereift und zugänglich, dass sie Fans zur Verfügung gestellt wurden. Aus gutem Grund belegt Bethesda mit all seinen Spielen seit Oblivion die obersten Ränge auf Modding-Plattformen und das sogar mit gigantischem Abstand.
Mod-Support auf Konsolen: Außerdem verfügt die Creation Engine über das Alleinstellungsmerkmal, Mods auch auf Konsolen übertragen zu können. Sogar mit wenigen Klicks. Diese Vielfalt überwiegt in meinen Augen klar meinem Verlangen nach einer tollen Optik, schließlich steigt so der Wiederspielwert ins Unermessliche, sofern man sich denn über lange Zeit mit einem Spiel beschäftigen möchte.
Nirgendwo sonst kann ich mein Inventar so zumüllen
Man sollte außerdem nicht unterschätzen, welche Vorzüge es haben kann, wenn Entwickler*innen jahrelang mit den eigenen Tools vertraut sind. Der Umstieg auf eine neue Engine kann zu gewaltigen Verzögerungen führen, selbst wenn es sich um so zugängliche und ausgereifte Produkte wie die Unreal Engine 5 handelt. Zusätzlich besteht immer die Gefahr, dass beliebte Features nicht eingebaut werden können. Etwa das raffinierte Item-System der Creation Engine.
Die Möglichkeit, mit fast allen Objekten im Spiel interagieren zu können, ihre Position zu verändern oder sie einfach mitzunehmen, ist bei Bethesda einzigartig. Passend dazu verfügt die Engine über ein ausgeklügeltes Speichersystem, das sich den Ablageort von Gegenständen über mehrere Spieltage hinweg merkt, in manchen Arealen, wie dem eigenen Haus, sogar permanent.
Mir gefällt die Idee jedenfalls besser, meine Schiffs-Crew durch stapelweise Geschirr waten zu lassen, oder Sammelobjekte nach meinen Vorstellungen in meiner Kapitänskajüte zu verteilen, anstatt ein konventionelles, statisches Sci-Fi-Abenteuer in schickerer Grafik zu erleben.
Bugs als Spielspaßgarant
Zum Bethesda-Charme gehören für mich auch die unzähligen Bugs und Glitches, die schon kurz nach Release von Fans entdeckt werden. Wenn ich allein an meine Zeit in Skyrim zurückdenke… einfach köstlich!
Bei der Größe von Starfield kann ich mir nicht vorstellen, dass wir nicht auch zahlreiche Bugs gratis dazu bekommen. Ungefähr eintausend Planeten stehen uns zur Verfügung, um allerlei Schabernack zu treiben. Ich hoffe dabei jedoch auf unterhaltsame Fehlerchen, auf Bugs, die mich dagegen am Spielfortschritt hindern - was mir in Fallout 76 leider häufiger passiert ist - kann ich gern verzichten.
Für Eleen könnte Starfield hingegen deutlich kleiner sein:
Ausdruckslose Gesichter, mit denen man immerhin quatschen kann
Wie schon erwähnt, sind die Gesichtsanimationen eine der größten Schwächen von Starfield und der Creation Engine im Allgemeinen. Nach jedem Satz verharren die Charaktere in einem neutralen Ausdruck, ihre Gestik ist äußerst limitiert. Eine lebendige Konversation kommt daher nicht zustande.
Ich hoffe jedoch darauf, dass man sich wie in Fallout und The Elder Scrolls mit allen Nebencharakteren unterhalten kann. Und sei es nur um Gerüchte aus der Spielwelt zu erhaschen.
Mir hat der Bethesda-Ansatz schon immer sehr gut gefallen, dass jede Person innerhalb der Spielwelt auch wirklich “existiert”, ansprechbar ist und ihrem eigenen Tagewerk nachgeht, statt animiertes Beiwerk zu sein.
Das lahme Gunplay könnte wirklich überarbeitet werden
Im gezeigten Gameplay-Material war auch ein Schusswechsel mit Piraten zu sehen. Als überzeugter Fallout 76-Veteran (So schlecht ist das Spiel nach all den Patches nicht mehr!) habe ich sofort Parallelen zum Waffen-Handling der Endzeit-Reihe entdecken können. Es hat noch immer den Anschein, als hätte jede Nerf Gun mehr Wumms.
Dass die Entwickler*innen an Animations- und Spielsystemen festhalten, die seit Fallout 3, also ganzen 13 Jahren, erprobt sind, ist irgendwo nachvollziehbar, jedoch könnten bewaffnete Auseinandersetzungen deutlich mehr Schmackes vertragen. Dabei hilft es auch nicht gerade, dass Feinde kaum auf Beschuss reagieren und die Waffen erschreckend harmlos klingen.
So viel muss und sollte sich bei einem Bethesda-Spiel gar nicht ändern
Krachende Kämpfe wären aus technischer Sicht tatsächlich mein einziger Wunsch für Starfield. Zeitgemäßere Gesichter würden zwar ebenfalls einen gewaltigen Fortschritt darstellen, allerdings möchte ich weiterhin mit mehr als einer handvoll Charakteren im Spiel schwätzen können. Das ist leider bei vielen anderen Open-World-Spielen, etwa Horizon: Forbidden West oder Cyberpunk 2077, nicht möglich.
Ganz grundsätzlich würde es mir also gefallen, wenn Bethesda an seinen ganz eigenen Macken festhält und ein perfekt unperfektes Sandbox-Spiel mit großer spielerischer Freiheit abliefert.
Gibt es einen Bug aus den vergangenen Bethesda-Rollenspielen, den ihr in Starfield gern wiedersehen würdet?
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