Star Ocean: The Last Hope im Test - Kostümparty in vierfacher Auflösung

Gut acht Jahre nach Release legt tri-Ace den vierten Teil seiner Weltraumoper neu auf. Auch heute macht die Trash-Wundertüte noch unheimlich viel Spaß.

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Star Ocean: The Last Hope Remaster im Test für PS4. Star Ocean: The Last Hope Remaster im Test für PS4.

Edge Maverick ist ein bescheuerter Name. "Der kantige Einzelgänger", wenn man es grob übersetzt. Huch, hört ihr auch dieses Telefonklingeln? Die 70er sind dran und wollen ihre Weltraumoper-Helden zurück. Nachdem ein gewisser Sternenkrieg in einer weit, weit entfernten Galaxis die Kinokassen klingeln ließ, wollten Plagiate wie Star Odyssey oder Star Crash auch etwas vom Jedi-Kuchen abhaben. Die Markenzeichen: Unendliche Weiten, unendliche Pappkulissen, unendlich kurze Röcke.

Kein Stoff für Filmhochschulen also, aber umso mehr für Freunde schriller, intergalaktischer Kostümpartys. In diese Kerbe schlägt auch das Remaster von Star Ocean: The Last Hope. Nur eben fast 40 Jahre später, mit Anime-Kulleraugen, und nicht als Film, sondern als Rollenspiel. Und wer ist jetzt dieser Edge Maverick? Na, das seid natürlich ihr, der Held des Spiels!

Wo noch nie zuvor ein Volltrottel gewesen ist

Edge ist stur, eingebildet, naiv, aber trotzdem voller Tatendrang. Der typische Jungspund aus Shonen-Mangas also, der zu trottelig ist, um zu merken, dass sich um ihn herum zahlreiche Space-Ladys scharen, die sich für ihn interessieren. Gemeinsam bilden Maverick und sein Gefolge eine Truppe von Weltraum-Pionieren, die ein neues Zuhause für die Menschheit finden soll. Die hat sich nämlich im Dritten Weltkrieg die Erde weggebombt, also bleibt nur der Griff nach den Sternen.

Trotz des SciFi-Settings teilen die Protagonisten mit altertümlichen Waffen aus. Somit ist das JRPG trotz Lichtgeschwindigkeit letztendlich doch ziemlich traditionell. Trotz des SciFi-Settings teilen die Protagonisten mit altertümlichen Waffen aus. Somit ist das JRPG trotz Lichtgeschwindigkeit letztendlich doch ziemlich traditionell.

Aus dieser Prämisse entwickelt sich eine durchgeknallte Odyssee über unterschiedlichste Planeten. Der Kante, wie wir Edge Maverick liebevoll getauft haben, laufen etwa Elfen und Engel über den Weg. Außerdem darf er auf einem großen, rosa Hasen reiten. Dagegen wirken Rieseninsekten, ausufernd transformierende Mechs und Zauberer fast schon normal. Ach so, eine Zeitreise in das Amerika der 50er-Jahre gibt es auch noch. Oh ja, die Mischung ist so trashig und seltsam, dass man sie eigentlich unmöglich ernst nehmen kann. Trotzdem mochten wir am Ende der rund 40 Stunden langen, unterhaltsamen Hauptkampagne alle Charaktere. Bis auf Edge. Der bleibt bis zum Schluss ein Vollhorst.

Beziehungen in Schwerelosigkeit

Das Trashfest ist JRPG-typisch strukturiert: Ihr könnt von Monstern bevölkerte Oberwelten und Dungeons voller Rohstoffe erforschen, die euch beim Craften von nützlichen Items helfen. Dazu werden Teammitglieder in Forschungsgruppen unterteilt, die nach einigem Kopfzerbrechen Rezepte präsentieren. Die Ergebnisse des Brainstormings sind von der Begabung der Einzelpersonen abhängig.

Metallene Strukturen sehen nach der Überarbeitung am überzeugendsten aus. Dafür sorgen Shader, die Tiefe und Glanz erzeugen. Metallene Strukturen sehen nach der Überarbeitung am überzeugendsten aus. Dafür sorgen Shader, die Tiefe und Glanz erzeugen.

In optionalen Gesprächen, sowie mit der, ähem, sinnvollen Verteilung der Crew auf Zweier-Schlafquartiere können zudem Beziehungspunkte gesteigert werden. "Private Actions" nennt die Serie diese biederen Bettszenen seit jeher. Doch ausgerechnet in diesem Teil wirkt dieses Markenzeichen reduziert. Besondere Auswirkungen auf die Party gibt es keine mehr, nur optionale Cutscenes.

Kampfsystem auf Lichtgeschwindigkeit

Von Zufallskämpfen bleiben wir verschont, da die Gegner auf der Karte sichtbar sind. Bei Berührung geht es in eine Arena, wo flotte Echtzeitgefechte in Brawler-Manier ausgetragen werden. Besonders wichtig ist das Blindside-System: Mit dem richtigen Timing könnt ihr Gegnern damit in den Rücken springen und mehr Schaden verursachen. Von den maximal neun Partymitgliedern dürfen vier gleichzeitig im Kampf aktiv sein, wobei ihr die Kontrolle über eine beliebige Figur übernehmt. Neben Team-Combos ist vor allem die Bonustafel ziemlich cool: Erfüllt ihr bestimmte Bedingungen im Kampf (etwa Multi-Kills), belohnt sie euch beim Sieg mit XP-Boosts oder Lebensenergie.

Das Original:Star Ocean: The Last Hope im Test für PS3 und Xbox 360

Allerdings taugt das Kampfsystem auf der strategischen Ebene kaum. Viel Hirnschmalz ist gar nicht nötig, da sich die allermeisten Kämpfe auch mit dem blinden Abfeuern von aufgeladenen Attacken bewältigen lassen. Trotz mangelndem Tiefgang macht das trotzdem Spaß, da die Gefechte sich sehr direkt spielen und stylisch in Szene gesetzt sind. Ihr habt eine Schwäche für elegante Kämpfer, die in Zeitlupe wilde Pirouetten schlagen und dabei Schusswaffen abfeuern? Dann habt ihr hier euer Glück gefunden. Das kann selbst die unfähige KI nicht kaputt machen - die setzt ihre Spezialtalente oft zum falschen Moment ein oder verpeilt es, geschwächte Teamkollegen zu heilen.

Eure Partymitglieder spezialisieren sich entweder auf Fern- oder Nahkampf. Warum trotz Raumfahrt-Technologie niemand fortgeschrittene Waffen nutzt? Weil … na, aus Gründen eben. Eure Partymitglieder spezialisieren sich entweder auf Fern- oder Nahkampf. Warum trotz Raumfahrt-Technologie niemand fortgeschrittene Waffen nutzt? Weil … na, aus Gründen eben.

Die Nebenquests hingegen stürzen qualitativ völlig ab. Hier wird von A nach B gelaufen, bis der Arzt kommt! Die 100-Stunden-Marke könnt ihr mit diesem unwichtigen Zeug zwar füllen, doch nichts davon bereichert die Welt mit spannenden Nebengeschichten. Und wer möchte denn bitteschön quer durch die Galaxis reisen, um dann in der Pampa den Postboten zu spielen?

Die Sterne zum Glitzern bringen

Wie gut kann ein acht Jahre altes Spiel denn heute noch aussehen? Die Überraschung ist: Sehr viel besser als gedacht. 60fps, 4K, höher aufgelöste Texturen und neue Schatteneffekte machen das Remaster zum Hingucker. Metalloberflächen und -Gegenstände profitieren von dieser Überarbeitung und haben trotz geringer Polygonzahl eine erstaunliche Tiefe. Shader, Beleuchtung und Texturfilterung arbeiten da toll zusammen. Weniger gut sehen Landschaften mit natürlicher Vegetation aus. Hügel werden da schon mal zu quadratischen Klumpen, und mit den einsamen Grasbüscheln muss man fast schon Mitleid haben. Obendrein ploppen auch die Schatten in der Entfernung unschön auf.

Ungewöhnlich: Sogar auf Konsole gibt es Grafikoptionen. Auflösung, Kantenglättung, Shadow Buffer, sogar Bewegungsunschärfe und ein Tiefeneffekt lassen sich einschalten. Ist alles an, kann es aber in Außenarealen zu Rucklern kommen. Trotzdem ist das Remaster ein klarer Fortschritt zu den ursprünglichen Xbox-360- und PS3-Fassungen. Nur die Puppengesichter mit ihren glasigen Augen wirken jetzt noch sehr viel mehr nach Porzellan, das ist arg gewöhnungsbedürftig. Aber wer Edge Maverick ertragen kann, wird auch damit fertig.

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