Ein großer Hollywood-Trend der letzten Jahre: Der Superhelden-Film ist wieder da! Aus allen Ecken und Enden strömten und strömen immer noch neue Comic-Adaptionen und Sequels auf die große Leinwand und auch in der Streaming-Welt von Netflix und Co. setzt man mittlerweile ungeniert auf bekannte und unbekannte (weniger Lizenzgebühren!) Helden-Gesichter. Kein Wunder also, dass es in South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe vor allem um eine Frage geht: Wer kann das lukrativste Superhelden-Franchise aus dem Boden stampfen?
Im Video:Test-Video zum zweiten South-Park-Rollenspiel
Superhelden statt Herr der Ringe
Mit dem direkten Nachfolger zu South Park: Der Stab der Wahrheit entfernen sich die Entwickler von Game of Thrones- und Fantasy-Rollenspiel-Parodien und widmen sich lieber dem Zweikampf von Marvel und DC Comics, beziehungsweise den jeweiligen Kino-Universen der beiden Comic-Verlage. Während sich Eric Cartman mit Coon and Friends nach dem Durchbruch sehnt, haben die Freedom Pals unter Mysterion (alias Kenny) ihre ganz eigenen Pläne. Doch so groß der Setting-Wechsel von Fantasy zu Helden-SciFi auch sein mag, die Nähe zum Vorgänger ist jederzeit zu spüren.
Das liegt vor allem daran, dass die Geschichte von South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe noch während der Ereignisse aus Der Stab der Wahrheit einsetzt. Wieso, weshalb und warum die Kinder plötzlich ihre Holzschwerter gegen selbstgemachte Kostüme eintauschen ist so bekloppt und einfallsreich wie das gesamte Spiel. Aber auch ohne Fantasy-Anleihen bleibt das neueste South Park-Abenteuer ein waschechtes Rollenspiel und bedient sich genre-typischer Mechaniken. Wir erledigen Quests, sammeln Erfahrungspunkte und steigen langsam im Level auf.
Schreib dir deine eigene Origin-Story
Gleich zu Beginn von South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe wird uns klar gemacht, dass ein echter Superheld eine Entstehungsgeschichte (eine so genannte Origin Stoy) braucht, einen tragischen Hintergrund, der den Kräften erst eine echte Bedeutung verleiht. Und was könnte einer kindlichen Seele stärker schaden, als die Eltern beim Sex zu erwischen. Aber auch darüber hinaus dreht sich in den ersten Spielstunden alles darum, die eigene Superhelden-Persona aufzubauen. Dabei ist unser Kryptonit, also unsere größte Schwachstelle (alte Leute, Mädchen, Krabbenmenschen etc.), ebenso wichtig wie das Geschlecht (inklusive Transgender-Option), mit dem wir uns identifizieren.
Mit der Wahl aus über zehn unterschiedlichen Klassen können wir uns einen individuellen Helden anfertigen, der sich seine vier gleichzeitig aktiven Kampf-Fertigkeiten nach und nach aus einem Pool vielfältiger Attacken zusammenstellen darf. Im Gegensatz zu den anderen Kindern, die sich ihre Mächte (außerhalb der Kämpfe) nur einbilden, scheint der Protagonist des Spiels sogar echte Superkräfte zu haben. Denn die Fürze, die wir in South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe durch unsere knallig-bunte Unterhose filtern dürfen, sind richtig nützlich.
Ein Riss in Furz und Zeit
Zwar war es schon in Der Stab der Wahrheit wichtig, wie effizient wir unsere Darmwinde einsetzen, doch dieses Mal entscheidet unser Anus über das Schicksal von ganz South Park. Mit unserem Mentor Morgan Freeman, der im Spiel einen Taco-Laden betreibt, lernen wir unsere besonderen Kräfte zu kontrollieren und richtig einzusetzen. Wer den richtigen Burrito isst und an sich glaubt, kann die Zeit anhalten oder sie sogar zurückdrehen. Und das öffnet Tür und Tor für eine Vielzahl von Möglichkeiten.
So können wir Ninjas und Sechstklässler, die uns in Seitengassen auflauern, mit einem gezielten Stinker betäuben und dadurch einen Kampfvorteil erlangen. Den Gegnern wird nämlich schlecht und sie sind mehr damit beschäftigt, sich zu erbrechen statt zu kämpfen. Wenn wir eine verschreckte Katze einfangen sollen, können wir mit der richtigen Darmaktivität die Zeit einfrieren und den Stubentiger erwischen, bevor er flüchten kann. Es gibt viele Rätsel in South Park, die sich nur lösen lassen, wenn wir im entscheidenden Moment und an den entscheidenden Stellen pupsen. Doch die Neuerungen von South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe erschöpfen sich nicht in furzenden Superhelden, denn an ganz anderer Stelle überrascht das Sequel mit spielerischer Tiefe.
Schach für Viertklässler
Einer der größten Kritikpunkte an Der Stab der Wahrheit ist das seichte Kampfsystem, das nur wenig Abwechslung zu bieten hat. Im Nachfolger wurden die rundenbasierten und oftmals starr wirkenden Gefechte durch ein dynamisches Kampfsystem ersetzt, das an Taktik-Rollenspiele erinnert. Zwar gibt es immer noch Runden, doch auf einem Schachbrett-Raster, können wir unsere Helden jetzt auch während der Züge über den Bildschirm wandern lassen und uns so strategisch klug positionieren. Denn die Reichweite von Attacken spielt in den Kämpfen eine wichtige Rolle. Manche Angriffe wirken etwa auf alle Gegner in einer Reihe, andere verlangen zwei Felder Abstand. Und natürlich gibt es auch Flächenangriffe und Heilsprüche.
Bei mehreren Party-Mitgliedern und Feinden gleichzeitig müssen wir zudem darauf achten, uns nicht die Wege abzuschneiden und Nahkampf-Helden hinter der Front nutzlos warten zu lassen. Auch zu beachten: Viele Statusveränderungen (Feuer!) können auf nebenstehende Charaktere übergreifen. Durch die vielen Möglichkeiten, die Figuren auf dem Schlachtfeld anzuordnen, fühlen sich die Kämpfe stets einzigartig an und entfalten eine strategische Tiefe, die man auf dem ersten Blick bei einem Spiel nicht erwartet, in dem Kinder in Luftballons pinkeln, um diese als Giftgranaten in die Menge zu schleudern.
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