Wenn man ein Spiel wie Secret of Mana in einer aktualisierten Fassung testen soll, muss man sich zwingen, gleich zu Beginn die Brille der rosaroten Retro-Verklärung gegen die Lupe des nüchternen Betrachters einzutauschen. In der vorliegenden iPhone-Version ist der Klassiker aus der Super-Nintendo- um den Mehrspielermodus beschnitten worden, der 1994 bis zu drei Spieler vor dem SNES versammelt hat. Gerade das iPhone hätte sich dafür angeboten, was aber einen recht hohen Eingriff in das Originalprogramm verlangt hätte. Vor allem die gemeinsame, taktische Nutzung der Waffen verlangte nach echter Zusammenarbeit – vielleicht scheute sich Square Enix vor einer allzu starken Veränderung. Vielleicht wollte man aber auch einfach nur möglichst wenig Arbeit haben. Diese Kröte müssen Käufer des Spiels schlucken und verdauen.
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So gewappnet, begeben wir uns erneut mit den drei unverwechselbaren Charakteren, die wir im Test mit den Namen Falk, Selene und Redhead versehen haben, auf eine lange und gefahrvolle Reise. Wir erkunden Festungen, Wüsten und verschneite Wälder. Wir lauschen erneut der zauberhaften Musik von Altmeister Hiroki Kikuta, der auch schon Konzerte in Köln und Oberhausen besucht hat – Konzerte, auf denen das WDR Rundfunkorchester eben jene Musik gespielt hat. Wir tauschen erneut ständig die Waffen zwischen den Figuren hin und her, damit alle Charaktere gegen die stetig härter werdenden Echtzeit-Kämpfe gerüstet sind. Wir fliegen mit Drache Flammie über das Land und lassen uns von den Kanoni-Brüdern hin und her schießen. Wir nutzen erneut die praktischen Ringmenüs, die für die iPhone-Fassung etwas angepasst wurden. Wir versuchen uns in den Bossgefechten zu erinnern, welche Waffe jetzt nochmal die richtige war – war es der Bogen, der Bumerang oder doch die Axt?
Und nach kurzer Zeit sind wir auch schon wieder mittendrin und erliegen erneut der Magie dieses Videospiel-Kleinods. Ja, der Multiplayer fehlt, aber der Zauber ist erhalten geblieben. Die deutsche Übersetzung fehlt dafür. Nintendo Großostheim hat seinerzeit in Eigenregie vor allem die RPG-Klassiker eingedeutscht. Dabei legte man oftmals eigenwilligen Humor an den Tag, der damals wie heute nicht jedem gepasst hat. So wurden bei Secret of Mana aus den Rabites "Pogopuschel", Drache Flammie wurde unverständlicherweise zu "Luftie". Da Square an diesen Texten nicht die Rechte hat, fehlen sie in der iPhone-Fassung.
Bei der Portierung wurde die Grafik und Bedienung ganz leicht verändert. Wasserflächen spiegeln jetzt den Himmel wieder, und die Handhabung der Ringmenüs funktioniert nun über Streichbewegungen. Über diese Menüs verwaltet ihr Ausrüstung und Gegenstände, tauscht die Waffen hin und her oder betrachtet den Status der Charaktere. Ganz rechts am Bildrand befindet sich nun eine Schnellzugriffsleiste, auf deren Slots ihr beispielsweise Heilmittel ohne Umweg über die Ringmenüs sofort zugänglich machen könnt. Vier Plätze stehen zur Verfügung. Eine Autosave-Funktion macht mobiles Spielen möglich und erlaubt es, auch mitten im Dungeon abzubrechen. Die Echtzeitkämpfe sind unverändert: Eure Waffen laden sich nach jedem Schlag über eine Leiste wieder auf, bis sie auf hundert Prozent angelangt sind. Wenn ihr dann angreift, erzielt ihr den höchstmöglichen Schaden. Manchmal ist es auch sinnvoll, früher zur Attacke überzugehen, aber dann schlagt ihr deutlich schwächer zu.
Die Steuerung ist sinnvoll ergänzt oder verändert worden. Die Zugriffsleiste wird durch einfaches Antippen eingesetzt, per Fingertipp auf die entsprechende Figur wählt ihr dann aus, wer das Ziel sein soll. Das wird in engen Gebieten mit hohem Feindaufkommen gelegentlich etwas fummelig. Die drei Helden können als Anführer durch Antippen eines kleinen Portraits am unteren Bildrand bestimmt werden. Mit dem virtuellen Stick steuert man immer noch nur den jeweils als Führer gewählten Charakter, die anderen zwei werden vom Programm übernommen. Hierzu gibt es aber einen Unterpunkt im Ringmenü, über den ihr die grobe Verhaltensweise festlegen könnt. Laufen und Angreifen erfolgt über Buttons, der Angriffsbutton ist kontextabhängig auch die Taste für Sprechen oder Aktionen. Die Superschläge (erst möglich mit dem Einbau spezieller Waffen-Orbs) müsst ihr durch Halten des Angriffsbuttons aufladen. Dann geht die Leiste über die erwähnten hundert Prozent hinaus.
Technisch gibt es nichts zu meckern. Da auch heute noch immer wieder Spiele in diesem Stil und bewusst gehaltener Retro-Optik erscheinen, lassen sich leicht Vergleiche ziehen. Charme und Gestaltung von Secret of Mana sind immer noch up to date, nur die beiden Zenonia-Spiele auf iPhone und jüngst auch über DSi-Ware sind hübscher, weil mehr Effekte eingesetzt werden. Über die Qualität der Musik braucht man sich erst gar nicht zu unterhalten. Das diese von einem deutschen Orchester in Konzerten aufgeführt wird, sollte als Referenz ausreichen. Auffällig sind jetzt nur die deutlichen Loops ("zusammengeklebte" Enden eines Musikstückes), wenn die Kompositionen wieder von vorne anfangen. Das wird heutzutage mit Tricks kaschiert.
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