Sébastien Loeb Rally Evo im Test - Rekordsieger mit Rückstand

Mit einem neunfachen Rallyeweltmeister als Zugpferd peilt das Entwicklerteam Milestone mit Sébastien Loeb Rally Evo die Spitze an. Aber wie gut ist der Dirt-Herausforderer?

Sébastien Loeb Rally EVO - Launch-Trailer Video starten 1:43 Sébastien Loeb Rally EVO - Launch-Trailer

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Mehrspieler-Modus
Der Mehrspielermodus von Sébastien Loeb Rally Evo war zum Zeitpunkt dieses Tests noch nicht spielbar, dürfte aber nur bedingt einen Mehrwert liefern. So sind im Hauptmenü des Onlinemodus bisher nur »Schnelle Spiele« und das Erstellen privater Lobbys möglich, bei denen wir die Wahl zwischen Einzeletappen und Rallyecross-Rennen haben.

Das italienische Entwicklerteam Milestone wurde seinem Namen in den vergangenen Jahren nicht gerecht: Statt Meilensteinen lieferten die Rennspielspezialisten hauptsächlich routinierte Updates der MotoGP- oder WRC-Reihe. Die Lizenz der Rallye-Weltmeisterschaft versoftet Milestone mittlerweile nicht mehr - und wagt mit einem anderen berühmten Namen einen Neuanfang: Sébastien Loeb Rally Evo soll sich nicht nur um den Rekordsieger aus Frankreich drehen, sondern auch eine beinharte Simulation sein.

Das erste Ziel wird mit Bravour gemeistert: In der Loeb-Experience schlüpfen wir in den Rennanzug des Franzosen und spielen 25 seiner Karrierehöhepunkte von den Anfängen im Jahr 1998 bis zum Pikes-Peak-Rennen von 2013 nach. Garniert wird das Ganze mit interessanten Loeb-Interviews, durch die ein stimmiges Gesamtbild einer großen Sportlerkarriere gezeichnet wird. Das zweite Ziel, eine waschechte Simulation an den Start zu bringen, gelingt den Entwicklern dagegen weniger gut. So ist der Anspruch zwar hoch, doch bringen ein paar Mängel auf der Piste die Mechanik ins Wanken. Wo genau es hakt, und warum Sebastien Loeb Rally Evo dennoch ein gutes Spiel ist, zeigen wir im Test.

Beeindruckende Zahlen

Stürzen wir uns zuerst auf die nackten Zahlen, dort kann das Spiel nämlich ordentlich punkten: Insgesamt 300 Kilometer Strecke haben die Entwickler gebaut, und zwar deutlich individueller als bei den früheren Rallye-Spielen von Milestone: Dank GPS-Vermessung sind die Strecken in Australien, Mexiko, Schweden, Finnland, Italien, Monte Carlo, Italien, Wales und Frankreich sehr abwechslungsreich und haben jede Menge Tücken wie Spitzkehren, Steigungen und Kuppen.

Die Optik des Spiels ist gut gelungen, hat aber auch mit Problemen wie Pop-Ups zu kämpfen. Die Optik des Spiels ist gut gelungen, hat aber auch mit Problemen wie Pop-Ups zu kämpfen.

Mit 58 Fahrzeugen bietet auch der Fuhrpark genug Varianten, zumal die Fahrzeuge aus verschiedenen Jahrzehnten stammen, von einem Peugeot 504 Coupe aus dem Jahre 1976 bis zu hochgezüchteten Wagen der Gegenwart. Auf den Strecken gilt es dann, die Power der PS-Monster zu bändigen - und das ist gar nicht so einfach.

Selbst wenn sämtliche Fahrhilfen eingeschaltet sind und sogar das automatische Bremsen aktiviert ist, fühlt sich Sébastien Loeb Rally Evo kein bisschen »arcadig« an, sondern wie eine dezent entschärfte Simulation. Und je mehr Fahrhilfen deaktiviert werden, desto anspruchsvoller und spannender sind die Rennen gegen die Uhr.

Die Cockpit-Perspektive bietet nicht nur technisch die flüssigste Performance, sondern vermittelt auch das beste Fahrgefühl – trotz mangelnder Übersicht. Die Cockpit-Perspektive bietet nicht nur technisch die flüssigste Performance, sondern vermittelt auch das beste Fahrgefühl – trotz mangelnder Übersicht.

Wir lauschen deshalb gebannt den Kommandos unseres Co-Piloten und versuchen darüber hinaus, uns Details der langen Strecken zu merken - denn zu spätes Bremsen oder das Rumpeln über kleine Hügel am Streckenrand bedeutet den sofortigen Abflug. Ausflüge in finnische Wälder oder in den australischen Wüstensand lassen sich aber auch per »Rewind« verhindern.

Dieses Rückspul-Feature ist aber nur optional und kommt für beinharte Simulationsfans sowieso nicht in Frage. Stattdessen leben sie lieber mit den Folgen ihrer Crashes - und die sind sowohl sicht- als auch spürbar. Das Schadensmodell zeigt nicht nur verbeulte Motorhauben und gesplitterte Scheiben, sondern lässt den Wagen auch gehörig über die Strecke schlingern.

Stotternder Grafikmotor

Der große Haken bei Sébastien Loeb Rally Evo ist das eigentliche Fahrgefühl: So simulationslastig die Steuerung ist, fühlt sie sich doch leicht künstlich an - selbst auf griffigen Streckenabschnitten wie Asphalt scheinen die Wagen zu gleiten, statt echte Bodenhaftung zu haben.

Klar, ein Rallye-Auto rutscht eigentlich permanent, und doch kann man beim Konkurrenten Dirt Rally den Kontakt zur Piste besser spüren. Bei der Vielfalt der Untergründe macht Sébastien Loeb Rally Evo dagegen so ziemlich alles richtig. Trotz der kleinen Physik-Mankos ist deutlich spürbar, ob wir auf Asphalt, Schotterpisten oder Eis und Schnee unterwegs sind. Gerade die Strecken im hohen Norden sorgen für Nervenkitzel.

Das Schadensmodell ist nicht nur optischer Natur: Nach ein paar Kollisionen steuert sich unser Wagen deutlich anders, zieht zum Beispiel zu einer Seite oder bricht leichter aus Das Schadensmodell ist nicht nur optischer Natur: Nach ein paar Kollisionen steuert sich unser Wagen deutlich anders, zieht zum Beispiel zu einer Seite oder bricht leichter aus

Ein Nachtrennen durch einen finnischen Wald wird hier zu einer gewaltigen Herausforderung. Dabei stören dann auch kleinere technische Mängel nicht wirklich: Obwohl die Bildrate speziell auf der Xbox One manchmal ins Stottern gerät, sorgen die Verwischeffekte für ein gutes Geschwindigkeitsgefühl.

Auch das gelegentliche Aufploppen von Streckenbegrenzungen oder Teilen von Bäumen fällt nicht arg ins Gewicht - letztlich sind wir bei Sébastien Loeb Rally Evo vor allem damit beschäftigt, unseren Wagen auf der Strecke zu halten, und haben deshalb kaum Augen für die Landschaft.

20 Kilometer bis zum Gipfel

Für Langzeitmotivation sorgt bei Sébastien Loeb Rally Evo der Karrieremodus. Darin absolvieren wir kleinere Rennen und Events, bei denen es Punkte für das Ansehen und natürlich Bares zu gewinnen gibt - so schalten wir neue Wagen und damit auch neue Wettbewerbe frei.

Ein Traum für Rennsport-Fans: 20 Kilometer schlängelt sich die Pikes-Peak-Strecke den Berg hinauf, und dann sind wir auch noch in einem 550-PS-Monster unterwegs. Ein Traum für Rennsport-Fans: 20 Kilometer schlängelt sich die Pikes-Peak-Strecke den Berg hinauf, und dann sind wir auch noch in einem 550-PS-Monster unterwegs.

Im Gegensatz zur Loeb-Experience ist die Karriere allerdings ziemlich dröge präsentiert und stillt in erster Linie unsere Sammelwut. Immerhin gibt es auch in diesem Modus nicht nur klassisches Rallye-Rennen gegen die Uhr, sondern Rallyecross-Wettbewerbe gegen fünf KI-Fahrer oder Hillclimb-Rennen wie die legendäre Pikes-Peak-Herausforderung über eine 20 Kilometer lange Bergstraße.

Aber selbst mit dieser Ikone von einer Rennstrecke kann das Spiel nur bedingt prahlen - denn die gibt es beim großen Konkurrenten Dirt Rally ebenfalls. Dieser Titel ist auch das Hauptproblem von Sébastien Loeb Rally Evo: Auf dem PC hat Dirt Rally den Nachzügler bereits mit einer Fabelwertung abgehängt, und auch auf PS4 und Xbox One dürfte Codemasters die Nase vorn haben, falls bei der Entwicklung nicht noch gewaltig etwas schiefgeht.

Schade für Milestone und Sébastien Loeb - Letzterer ist zweite Plätze eigentlich nicht gewohnt, muss sich in der Welt der Videospiele aber mit Silber begnügen.

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