Seite 2: Sea of Thieves im Test - Piraten-Sandkasten mit Förmchenmangel

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Seeschlachten hui, zu-Fuß-Kampf pfui

Die Schatzsuchen der Goldsammler laufen meist nach demselben Schema ab: Zur entsprechenden Insel fahren, Ausschau nach der Markierung halten und dann graben. Der satte Soundeffekt, wenn unsere Schaufel auf die Holzkiste unter der Erde trifft, ist auch nach dem hundertsten Mal verdammt befriedigend, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir eben dasselbe immer und immer wieder tun.

Wer all seine Schüsse mit Pistole oder Gewehr verballert hat, muss zunächst eine Munitionskiste finden, um nachzuladen. Wer all seine Schüsse mit Pistole oder Gewehr verballert hat, muss zunächst eine Munitionskiste finden, um nachzuladen.

Auch die Kämpfe gegen die regelmäßig auftauchenden Skelette - andere Feindarten gibt es nicht - spielen sich schwerfällig und arten oft in einfachem Säbeldreschen aus. Die Seeschlachten hingegen sind zwar ebenfalls schwerfällig, genau das macht aber auch einen erheblichen Teil des Spaßes aus, wenn zwei Crews verzweifelt versuchen, ihren Kahn möglichst günstig zum Gegnerschiff auszurichten und hoher Seegang das Einschätzen der Kanonenkugelflugbahnen zum reinen Glücksspiel werden lässt.

Treffer bei gegnerischen Schiffen anzubringen, ist wegen der Bewegung und Flugkurven der Kugeln nicht einfach. Umso belohnender ist es dann, wenn man wirklich einen Schuss im Holz versenkt. Treffer bei gegnerischen Schiffen anzubringen, ist wegen der Bewegung und Flugkurven der Kugeln nicht einfach. Umso belohnender ist es dann, wenn man wirklich einen Schuss im Holz versenkt.

Besonders enttäuschend ist aber, dass uns Sea of Thieves trotz des vielversprechenden Sandkastenkonzepts nur wenige Förmchen hinlegt, mit denen wir spielen können, und auch unsere Entdeckerlust nur unzureichend bis gar nicht belohnt. Nur alle Jubeljahre haben wir mal bei einer Tour auf eigene Faust eine Truhe in einer Höhle, einen Schädel in einem versunkenen Schiff oder eine Flaschenpost am Strand entdeckt. Und wer eine riesige aus dem Meer ragende Felsspitze erklimmt, sollte damit rechnen, nicht etwa mit einem Goodie, sondern lediglich mit einem tollen Ausblick belohnt zu werden.

Immerhin erzählt die Umgebung vereinzelt ein paar Geschichten - beispielsweise entdecken wir an einer Insel ein riesiges Gerippe samt Schiffswrack auf dem Meeresgrund - aber auch die müssen wir uns eben selbst im Kopf zusammenreimen. So fühlt sich die Spielwelt trotz der optischen Opulenz oft auch ein wenig leer an. Rare hat zwar angekündigt, dass zukünftig fleißig Inhalte nachgeliefert werden sollen, uns ist das zum Start gebotene für einen Vollpreistitel aber zu wenig.

Die Wenn-Dann-Spaßgranate

Und jetzt kommt das große Aber: Trotz aller Kritikpunkte hatten und haben wir Spaß mit Sea of Thieves. Ehrlich gesagt verdanken wir Rares Piratenspiel sogar einige unserer witzigsten Spielerlebnisse der letzten Monate. Die richtige Crew und Mitspieler vorausgesetzt, ist es beispielsweise eine Riesengaudi, zusammen auf einem riesigen Galeonen-Pott in einen Sturm reinzuhalten und sich dann von den Wellen hin- und herwerfen zu lassen, sich im Kanonenweitschuss zu versuchen (mit sich selbst als Kanonenkugel versteht sich) oder sich nach einem zünftigen Rum-Besäufnis gegenseitig mit virtuellem Erbrochenem zu bewerfen.

Zeitvertreib: Während einer Überfahrt könnt ihr herumalbern oder einfach ein bisschen zusammen musizieren. Die enthaltenen Shantys sind echte Ohrwürmer. Zeitvertreib: Während einer Überfahrt könnt ihr herumalbern oder einfach ein bisschen zusammen musizieren. Die enthaltenen Shantys sind echte Ohrwürmer.

Das sind die Momente, in denen Sea of Thieves ganz hell strahlt und an denen auch das Potential des Konzepts durchscheint. Aber auch hier hat man eben nach ein paar Stunden alles einmal erledigt und gesehen, und selbst die launigsten Elemente wie das gemeinsame Musizieren mit Hurdy-Gurdy und Ziehharmonika (verdammte Ohrwürmer) verkommen zum nicht mehr ganz so launigen Zeitvertreib während der Überfahrten.

Das Seeleben der anderen

Neben dem Team-Aspekt sind die Interaktionen mit anderen Spielern das Salz in der Piratensuppe und dank ihrer Unvorhersehbarkeit auch die einzigen Situationen, in denen so etwas wie Spannung in Sea of Thieves aufkommt. Wenn am Horizont schemenhaft die Masten eines Schiffs auftauchen und der eigene Laderaum vor Schätzen nur so überquillt, kommt man schnell ins Schwitzen und beobachtet mit pochendem Herzen, welchen Kurs der vermeintliche Feind einschlagen wird. Wer auf Konfrontation geht, riskiert natürlich, den eigenen Kahn unter dem Hintern weggeschossen zu bekommen und darüber hinaus auch den Verlust seiner aktuell geladenen Schätze. Wer stirbt, darf übrigens nach kurzer Verweildauer auf der "Fähre der Verdammten" zurück in die Spielwelt. Auch gesunkene Schiffe werden dank Meerjungfrauen-Leuchtfeuer schnell ersetzt.

Bei eventuellen Wracktauchgängen sollte man sich vor gefräßigen Haien in Acht nehmen. Wir haben schon eine Banane zur schnellen Heilung parat. Bei eventuellen Wracktauchgängen sollte man sich vor gefräßigen Haien in Acht nehmen. Wir haben schon eine Banane zur schnellen Heilung parat.

Noch ein Wort zur Spielerzahl. Der meiste Spaß kommt logischerweise in der Gruppe auf, allein schon das Manövrieren einer großen Galeone mit klar verteilten Aufgaben kann unheimlich erfüllend sein. Solo funktioniert das Spiel unserer Meinung nach nur unzureichend. Ja, nachweislich geben viele Spieler an, auch alleine Spaß mit Sea of Thieves haben, das können wir nach unseren selbst gestarteten Solo-Touren aber nicht ansatzweise nachvollziehen. Denn alleine ist das Meta-Game - also beispielsweise kuriose Situationen und die Atmosphäre innerhalb einer festen Crew - lange nicht so ausgeprägt wie mit Freunden.

Sea of Thieves im Singleplayer - Fazitvideo zum Solo-Modus: Haben auch Einzelspieler Spaß? Video starten 4:45 Sea of Thieves im Singleplayer - Fazitvideo zum Solo-Modus: Haben auch Einzelspieler Spaß?

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