Die Geschichte: ein Hauch Science-Fiction
Im Roman A Clockwork Orange schlägt das System irgendwann gegen den außer Kontrolle geratenen Gewalttäter Alex zurück und macht ihn in Experimenten zum willenlosen Opfer, unfähig zu jeder Art von Aggression oder Begierde.
Auch in Saints Row: The Third schlägt das System zurück. Die Saints brechen im Rahmen der Hauptkampagne im neuen Schauplatz Steelport (einer Art New York) einen entfesselten Bandenkrieg gegen das mächtige Syndikat vom Zaun. Und als deren als mexikanischer Wrestler verkleidete Boss die wichtigste Stadtbrücke zerstört, interveniert der Staat. Auf Geheiß der Senatorin von Steelport übernimmt die militärische Eliteeinheit STAG die Kontrolle und bringt allerhand Sci-Fi-Geräte wie Lasergewehre, Strahlenpanzer oder Senkrechtstarter mit.
Die in Zwischensequenzen sehr gut erzählte Hauptkampagne überschlägt sich von Beginn an mit irren Volten und zahllosen Überraschungen, die wir hier natürlich nicht verraten wollen. Nur eines können wir nicht für uns behalten: Siebziger-Jahre-Macho Burt Reynolds glänzt mit einem herrlich selbstironischen Auftritt!
Die Quests: Das Für und Wider
Durch den nun umerzogenen Alex, der fortan zum Opfer der Vergeltung suchenden Gesellschaft wird, kommt A Clockwork Orange auf seinen Kern: die Willensfreiheit des Menschen und die Frage, ob dies auch die Wahl für das Böse einschließt.
Auch die Saints haben sich für das Böse entschieden, schließlich sind sie eine nicht zimperliche Verbrecherorganisation. Aber immerhin dürfen sie ihr Schicksal selbst bestimmen und so müssen wir in einigen Missionen weitreichende Entscheidungen treffen. So befreien wir in einer wilden und über mehrere Etappen gehende Rettungsaktion eine Ladung Prostituierter von einem Containerschiff, nur um im Anschluss zu entscheiden, ob sie fortan für uns arbeiten oder ob wir sie gegen einen Batzen Lösegeld postwendend zurückverkaufen.
Die Wahlfreiheit mündet in zwei alternativen und völlig gegensätzlichen Enden. Wer aber außerhalb der Missionen viel Open-World-Feeling erwartet, der wird eher enttäuscht. Mini-Spiele wie Bowling oder Billard fehlen komplett, und die zahllos vertretenen Stripclubs können wir gar nicht erst betreten. Die frei befahr- und befliegbare Spielwelt ist daher eher eine Ansammlung von Missionen und weniger eine Sandbox-Welt.
Die Musik: ganz großes Kino
Bei seiner Verfilmung des Clockwork-Romans hat Kubrick die Gewaltszenen extrem stilisiert inszeniert und mit einem klassischen Musiksoundtrack unterlegt. Dass die Action in Saints Row 3 überstilisiert ist, wissen wir schon, aber auch der Soundtrack feuert aus allen Rohren. Kayne Wests »Power« dröhnt die passende Attitüde aus den Boxen, im Auto singt der Spielheld mit einem Kumpel »What I Got« von Sublime, wir stoßen auf fast vergessene Perlen wie »Funky Cold Medina« von Tone Loc, und im Finale hetzen wir untermalt von Bonnie Tylers Achtziger-Schmachtfetzen »Holding out for a Hero« durch Steelport.
Vor allem der vermeintlich besinnliche Klassik-Radiosender hat es faustdick hinter den Ohren. Die professionelle Vertonung der Charaktere steht dem in nichts nach und reicht über Hulk Hogan bis zum Ex-Porno-Star Sasha Grey. Wie schon in GTA 4gibt es die Tonspur allerdings nur auf Englisch. Wer dieser Sprache nicht mächtig ist, der muss auf die etwas ungenau übersetzten, aber dennoch brauchbaren Untertitel zurückgreifen.
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