Was wollen uns Filme wie Mr. Poppers Pinguine, Könige der Wellen oder Die Reise der Pinguine weismachen? Pinguine sind knuffig, lustig und sehen mit ihrem Fell-Frack und dem watschelnden Gang einfach herzallerliebst aus. Laut Rocketbirds: Hardboiled Chicken ist das alles Blödsinn! Das Federvieh ist von Grund auf böse, rottet sich zu einem totalitären Militärregime zusammen und will so allen anderen Vögeln den Spaß verderben. Und welches Mittel empfiehlt Hollywood immer wieder gegen solch militante Bösewichter? Na klar, einen ballernden Einzelkämpfer à la John Rambo. Also schnallt sich ein knallhartes Kampfhuhn das Jetpack um und düst mit Karacho ins Feindgebiet.
Das schräge Setting verrät es schon: Rocketbirds ist nicht nur eine Sidescroll-Ballerei sondern auch eine Parodie auf Actionfilme (bevorzugt B-Movies aus den 80er und 90er Jahren). Die meisten Charaktere sind Klischees bekannter Actionhelden. So spricht etwa die rechte Hand des Pinguin-Diktators ein ähnlich schlechtes Englisch wie einst Arnie »Get to the Choppa« Schwarzenegger und lässt One-Liner wie »I will kill him and then I will eat him!« vom Stapel. Viele Zwischensequenzen sind zum niederknien komisch, der witzige Zeichenstil und viele kleine Details wie etwa dümmliche Propagandaplakate. Weil Dauerblödelei aber auch öde werden kann, mixt Rocketbirds eine Portion Drama und Gewalt in seine Geschichte rund um euren gefiederten Helden. Comedy und Ernst wechseln sich ab und verleihen der Geschichte ein ganz eigenes und interessantes Flair ohne je so peinlich zu werden, wie so mancher Trash-Actionstreifen. Spielerisch ist die Suppe aber ein bisschen dünner, schließlich ist Rocketbirds die Portierung eines Browserspiels vom PC.
Hackt die Hirne
Die meiste Zeit infiltriert ihr zu Fuß Militärkomplexe, pirscht euch von Raum zu Raum, sammelt Zugangskarten und legt jede Menge Pinguine um. Euer Kampfhuhn hat dazu genretypisches Gerät im Rucksack, also Pistole, MG, Schrotflinte oder Granaten, kann sich praktischerweise ducken oder an manchen Stellen gegen die Wand drücken um versteckt zu bleiben. Die Ballerei ist meist nicht sonderlich anspruchsvoll, schnelle Reflexe und eine Prise Taktik sind dennoch erforderlich. Welche Waffe ihr benutzt, ist im Grunde egal, die verschiedenen Gegnertypen fordern lediglich eine leicht modifizierte Herangehensweise. Pinguine mit Schilden könnt ihr klarerweise nicht einfach von vorne umnieten. Die eingestreuten Schalter- und Schieberätsel sind Standardkost und selten sonderlich kreativ. Eine lustige Idee sind aber die Gehirnkäfer. Schon früh im Spiel bekommt ihr die Krabbler überreicht und narrt damit unachtsame Pinguin-Soldaten. Per Knopfdruck geworfen, übernehmen die nützlichen Dinger das Denkzentrum eines Feindes den ihr fortan steuern könnt. So bewegt ihr euch unbemerkt durch die gegnerischen Reihen, amüsiert euch über die lustigen Kommentare (»Frank, du siehst heute aber komisch aus!«), öffnet verschlossene Türen, damit der Held durch kann oder erledigt das ahnungslose Pinguinpack mit den eigenen Waffen.
Hühner sollten nicht fliegen
Die wenigen Flugpassagen sind aber weniger gelungen. Wenn sich euer Rambohuhn ein Jetpack umschnallt und die Pinguintruppen im Luftkampf ausknipst, ist das lästige Routinearbeit und wegen des kleinen Bildausschnitts auch ziemlich nervig, weil die fliegenden Pinguine meist außerhalb eurer Sicht rumschwirren. Sonderlich gut sehen diese Sequenzen auch nicht aus, aber dafür werdet ihr am Boden wieder entschädigt. Die Hintergründe sind so hübsch und detailliert, dass man sie glatt als Gemälde an die Wand hängen könnte. Abgerundet wird die Präsentation durch fetzige Songs der Indie-Band New World Revolution, allesamt rockige Ohrwürmer der feinsten Sorte. Darüber könnt ihr euch auch zu zweit freuen, denn im Koop-Modus warten eigene Rettungsmissionen auf schießwütige Kampfhuhn-Duos. Der Anspruch geht dann aber komplett flöten, denn mit mehr als einem Spieler kommt die schwache KI nicht klar und die Pinguin-Schergen verkommen zu gefiedertem Kanonenfutter.
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