In letzter Zeit sind die Plastikinstrumente von Rock Bandetwas ins Hintertreffen geraten. Selbst in der GamePro-Redaktion sind die Zeiten vorbei, als sich Redakteure nach getaner Arbeit in einen Konferenzraum verzogen und bei Drinks und Pizza vor dem großen Beamer den Rocker raushängen ließen. Der Hype ist etwas abgeflaut und das ist auch Entwickler Harmonix klar. Mit Rock Band Blitz sollten deshalb gleich zwei Zielgruppen bedient werden: Erstens jene, die dem Konzept der Wohnzimmerband noch immer die Treue halten und zweitens jene Zocker, die mal spielerische Abwechslung von Plastikklampfen brauchen.
Wundertüte für Rock Band-Veteranen
Rock Band Blitzist zur einen Hälfte ein neues DLC-Songpaket: Die Songs des Downloadtitels sind nämlich mit der Rock Band Library kompatibel und fügen sich so nahtlos in eure Sammlung aus Rock Band 3 ein (sofern ihr eine habt). Für knapp 15 Euro gibt’s 25 neue Tracks, darunter klassische Ohrwürmer wie Elton Johns »I’m Still Standing«, Nummern für die Fraktion, die in den frühen 2000ern in der Pubertät war (»Always« von Blink-182), und klarerweise auch eine Portion der Musik, die im vergangenen Halbjahr hip und angesagt war (»Pumped Up Kicks« von Foster The People).
Zur anderen Hälfte ist Rock Band Blitz eine neue Spielvariante und die setzt ausschließlich auf Singleplayer und den Controller. Das Prinzip ist im Grunde genommen simpel: Die verschiedenen Spuren eines Songs (Gesang, Gitarre, Bass, Keyboard, Drums) entsprechen den bunten Spuren am Bildschirm. Auf jeder laufen links und rechts Noten rein, die ihr erwischen müsst. Dadurch sammelt ihr nicht nur Punkte sondern treibt auch den Multiplikator in die Höhe. Gelingt das, erhöht sich nach einem Abschnitt das Multiplikator-Limit. Bis zum Ende des Songs bekommt ihr so beispielsweise für jede Note das 15-fache an Punkten. Außerdem füllen korrekt gespielte Noten das bekannte Blitz-Meter. Ist das voll, beschleunigt das Spiel und ihr erhaltet einen Punktebonus so lang ihr durchhaltet.
Musizieren für den Highscore
Der Clou: Ihr müsst alle Spuren gleichermaßen bedienen, nur dann steigt der Multiplikator in zufriedenstellende Höhen. Deshalb wechselt ihr dauernd zwischen den Instrumenten hin und her, spielt mal hier, mal dort einige Noten. Zusätzlich gibt es diverse Power-Ups die ihr freispielen müsst und die dann euren Highscore in die Höhe treiben. Bis zu drei dieser »Boosts« könnt ihr gleichzeitig ausrüsten. Manche liefern einen Punktebonus auf einer bestimmten Spur, andere helfen als Autopilot an knackigen Stellen aus und wieder andere haben launige Auswirkungen auf den Spielfluss. So müsst ihr manchmal über mehrere Spuren hinweg flammende Noten sammeln oder etwa eine Riesenkugel im Pinball-Stil oben halten.
Die treibende und einzige Motivation hinter Rock Band Blitz ist es nun, mit flinken Fingern sowie der richtigen Power-Up-Kombination den Highscore von Songs zu knacken und damit an den Leaderboards angeben zu können. Und im Grunde genommen reicht diese Motivation auch, um mit Blitz Spaß zu haben. Songs und Power-Up-Auswahl sind abwechslungsreich, kurzweilig und spaßig genug, um sich einige Zeit damit zu beschäftigen. Abgesehen von der Jagd nach der Leaderboardspitze bleibt aber nicht viel übrig. Eine Kampagne gibt es ebenso wenig wie einen Multiplayer-Modus. Eine gewisse Liebe zum Online-Vergleich mit anderen Spielern solltet ihr also mitbringen.
Einen Tick zu »casual«
Zwei Dinge stehen dem Spielspaß aber oft im Weg und bei beiden dreht es sich ums liebe Geld. Einerseits das Coin-System: Der Einsatz von Power-Ups kostet Spiel-Credits, die ihr verdient, indem ihr Songs spielt. Das heißt: Damit ihr euch die optimale Kombination leisten könnt und somit eine Chance auf die Höchstpunktzahl habt, müsst ihr Coin-Grinding betreiben und immer wieder Tracks spielen, nur damit ihr die nötigen Credits zusammenkratzt. Das ist einfach nur mühsam und unterbricht den Spielfluss. Wollt ihr schneller an Coins kommen, müsst ihr euch über Facebook mit anderen Spielern verbinden und Aufgaben im Team erledigen (etwa »30 Sterne bei Queen-Songs verdient«).
Andererseits wäre da die Crux mit dem Umfang. Wer schon viele Lieder aus Rock Band 3 in seiner Bibliothek hat, kann diese auch in Blitz spielen. Mit der eigenen Playlist und Auswahl hat man klarerweise den meisten Spaß und kann versuchen, die Leaderboards seiner Lieblingssongs zu dominieren. Ist man Rock Band-Neuling, hat man die Blitz-Tracklist aber schnell durch und muss sich neue Songs erst kaufen. Deshalb unsere Empfehlung: Habt ihr schon eine umfangreiche Rock bAnd Library und wollt Rock Band mal etwas anders erleben, lohnt sich der Kauf auf alle Fälle, andernfalls solltet ihr euch zur Sicherheit lieber erst mal die Demo holen.
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