Stufenlose Heldenkarriere
Nicht nur das Kampf-, auch das Charaktersystem von Risen 2 hat Piranha Bytes gehörig umgekrempelt, Lernpunkte und Levelaufstiege sind passé. Stattdessen stecken wir angehäufte Erfahrungs- beziehungsweise Ruhmespunkte direkt in die fünf Attribute des Namenlosen, von »Klingen« bis »Voodoo«, was auch bestens funktioniert uund sich spürbar auswirkt.
Die Hauptwerte beeinflussen nämlich jeweils drei Talente, »Gerissenheit« etwa wirkt sich auf die Trefferchance schmutziger Nahkampf-Tricks, unsere Überzeugungskraft (»Silberzunge«), sowie die »Diebeskunst« aus, die wir unter anderem für den Taschendiebstahl benötigen.
Letzteren lernen wir – genau wie Angriffsmanöver und andere aktive sowie passive Fertigkeiten – gegen Gold bei Lehrern. Noch weiter steigern können wir die Talentwerte durch Ausrüstungsboni, selbst gebraute Tränke sowie die Suche nach legendären Gegenständen, die Piranha Bytes überall in der Welt versteckt hat und die uns permanente Fähigkeitsverbesserungen bringen.
Schatzsuche vs. Moorhuhnjagd
Neben der motivierenden Suche nach dem Legendenkram gibt’s in Risen 2 auch sonst jede Menge zu tun. Beispielsweise buddeln wir nach Schätzen oder erforschen wir Tempelruinen, die allerdings weniger ausufernd und damit weniger interessant ausfallen als im ersten Risen. So erkunden wir vorrangig kompakte Innenräumchen; die Rätsel beschränken sich darauf, an Hebeln zu ziehen oder Statuetten auf Sockel zu stellen, um Türen zu öffnen.
Abgelegene Winkel unter oder über der Erde erreichen wir dafür mit einem netten Trick: Wenn unser Held das entsprechende Talent gelernt hat, darf er ein dressiertes Äffchen aussetzen und fortan selbst steuern. So krabbeln wir durch enge Mauerlöcher und klauben Schätze auf, an die wir anders nicht herangekommen wären.
Verschlossene Schatzkisten wiederum knacken wir mit einem komplett überflüssigen Minispiel. So müssen wir Schließbolzen in der richtigen Reihenfolge betätigen, stehen dabei aber weder unter Zeitdruck noch kann unser Dietrich zerbrechen.
Wir können also nicht scheitern, sondern probieren einfach so lange herum, bis das Schloss offen ist. Diese Spielzeit-Streckung hätte sich Piranha Bytes auch sparen können, The Elder Scrolls 5: Skyrim& Co. lösen das Schlösserknacken intelligenter.
Auch die anderen neuen Minispiele von Risen 2 sind nicht unbedingt die Krone des Spielspaßes: Beim Wettsaufen visieren wir mit zittriger Ministickhand Schnapsflaschen an, beim Wettschießen absolvieren wir eine simple Moorhuhn-Einlage.
Da macht’s schon deutlich mehr Sinn (und letztlich auch Spaß) eigene Waffen sowie Musketen herzustellen und mittels Alchemie Tränke zu brauen, auch wenn’s generell wenige Rezepte gibt.
Großer Charme, kleine Bugs
Dafür ist die eigentliche Umgebung weniger interaktiv als im ersten Risen, sinnfreie Nebentätigkeiten wie das Setzen auf einen Stuhl oder das Drehen am Bratenspieß hat Piranha Bytes gestrichen. Und wenn uns ein Bewohner beim Diebstahl oder anderen Untaten ertappt, greift er zwar an. Wenn wir ihn daraufhin vermöbeln, ist er aber nur zeitweilig »verärgert« und das Verbrechen schnell vergessen.
Das ändert aber nichts daran, dass die Risen 2-Welt lebt und atmet, wir wären gerne länger darin unterwegs gewesen. Schade nur, dass das Abenteuer diesmal nur rund 30 Stunden dauert – einschließlich aller Nebenaufträge und ausgiebiger Erkundungstouren.
Okay, wir haben ja auch lange Laufwege mit der nützlichen Schnellreisefunktion abgekürzt, dank der wir beliebig zwischen wichtigen Orten und unserem Schiff hin und her springen dürfen. Außerdem hinterlässt Risen 2 einen weitgehend runden Eindruck, wenn auch mit kleineren Macken.
Ein bestimmter Tranktyp (der »Narrensaft«) etwa tauchte nach dem Brauen nicht in unserem Inventar auf. Eine Auftragskette wiederum geriet durcheinander, nachdem wir einen Schamanen zu früh angesprochen hatten, lies sich aber weiterhin lösen. Außerdem gibt’s Grafikfehler wie flackernde und teils »zoomende« Vegetation sowie Performance-Probleme.
Letztere sind gerade auf der Xbox 360 häufig zu beobachten. Eine Ruckelorgie wie das erste Risen auf der Konsole ist Dark Waters aber nicht. Piranha-Bytes-Spiele sind nun mal wie Piraten: eckig und kantig, aber doch auch ruppig-charmant. Und ihre Fans lieben sie dafür.
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