Es gibt Spiele, die einfach schlecht sind. Die vielleicht eine halbe Stunde lang Spaß machen, bis man merkt, dass die Schwächen überwiegen und man doch lieber auf etwas anderes Lust hat. Zum Beispiel der Waschmaschine beim Schleudern zugucken.
Dann gibt es Spiele, die sehr schlecht sind. Die man vielleicht spielt, weil man auf Achievements oder ähnliche Belohnungen aus ist, oder weil man das Szenario mag. Oder weil die Waschmaschine kaputt ist.
Und dann gibt es Ride to Hell: Retribution. Das Spiel, das so unfassbar mies ist, wie wir es in diesem Jahrzehnt nicht mehr für möglich gehalten haben. Ein Spiel, in dem sich jede Sekunde Spielzeit anfühlt wie ein Tritt in die Magengrube. Doch irgendwer muss es ja testen, also haben wir die Schmerzen ertragen. Mit schallendem Gelächter.
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Dabei hätte doch alles so schön werden können. Ride to Hell: Retribution spielt im Amerika der 60er-Jahre. Der ebenso stark tätowierte wie kampferfahrene Vietnam-Veteran Jake Conway (könnte aber auch der an Gesichtslähmung leidende Bruder von Jack Black aus Brütal Legend sein) wird in seine Heimat zurückgeschickt und hofft dort auf ein ruhiges Leben mit seinem Onkel Mack und Bruder Mikey. Doch diese Hoffnung wird jäh zerstört, als Mikey von der Biker-Gang »Devil's Hand« ermordet wird. Jake schwört - was sonst? - blutige Rache und will sich nun in den Weiten des amerikanischen Westens ein Gang-Mitglied nach dem anderen vorknöpfen.
Das klingt ein wenig nach Red Dead Redemption mit Motorrädern, und tatsächlich versprechen Werbetexte auch ein »Open-World-Spiel mit Biker-Setting«. Aber, haha, seit wann stimmen denn Werbetexte?! Schon nach wenigen Spielminuten schält sich aus dem Open-World-Kokon eine bemerkenswert hässliche 08/15-Ballerraupe, Ride to Hell: Retribution schrumpft zur stumpfen Aneinanderreihung von Fahreinlagen mit Motorrädern, Actionsequenzen zu Fuß und ebenso belanglosen wie hanebüchenen Zwischensequenzen.
Offene Welt? Wir lachen dann mal! Regelmäßig gibt es nervige Ladepausen, auch zwischen den einzelnen Einsatzgebieten kann man sich nicht frei bewegen. Lediglich in Dead End (quasi der Einsatzzentrale Jakes, in der wir neue Missionen annehmen, unser Bike umgestalten oder Waffen kaufen können) genießen wir zumindest ein wenig Freiheit.
So spult Ride to Hell: Retribution ein Action-Programm ab, dass sowohl technisch wie auch spielerisch an die 90er erinnert - zumindest an den Teil der 90er, den wir gerne vergessen hätten.
Das Erledigen jedes Bösewichtes ist eine eigene Mission, in den schnarchigen Baukasten-Levels können wir außerdem noch versteckte Spielkarten aufsammeln - danach verabschiedet sich der Wiederspielwert und stürzt lachend aus dem Fenster.
Auf unserem Motorrad müssen wir entweder Rennen gewinnen oder der Polizei entkommen. Die Knatterkiste lenkt sich dabei allerdings ungefähr so präzise wie ein Stück Seife auf einer Eisbahn, sodass wir regelmäßig die Leitplanken küssen oder an Hindernissen hängenbleiben. Alles aber halb so wild, denn die Polizisten oder Rocker-Gegner lassen sich per einfachem Tastenhämmern ausknipsen oder schmieren von selbst ab und explodieren am Straßenrand. Ja, richtig gelesen. Sie schmieren ab. Und explodieren. Einfach so.
Kugelsichere Eishockeymasken
Die meiste Zeit sind wir allerdings zu Fuß unterwegs und schlagen uns in Casinos, heruntergekommen Wüstenstädten oder Flugzeugfriedhöfen mit unendlichen Massen von Klon-Gegnern herum.
Die besitzen im Schnitt die Intelligenz eines Rollladenkastens und sind sich teilweise während eines Gefechts nicht zu schade, einfach umzudrehen und davon zu schlendern. Allen, die das nicht rechtzeitig schaffen, prügeln wir entweder mit einfachen Button-Kombinationen die nicht vorhandene Grütze aus dem Schädel, oder pusten sie alternativ mit Pistolen oder Gewehren ins Jenseits.
Genaues Zielen ist »dank« der katastrophal hakeligen Steuerung aber kaum drin. Und wenn wir dann doch mal treffen, stellen wir schnell fest, dass Kevlar-Westen komplett überflüssig sind, wenn's doch Lederjacken gibt: Ein feindlicher Biker schluckt locker drei komplette Magazine. Und die Eishockeymasken, die manche Gangster tragen, scheinen sogar komplett kugelsicher zu sein.
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