Ralph reichts - Pixeliger Videospiele-Geburtstag

Computerspiele-Verfilmungen waren gestern. Jetzt werden Spiele selber zum Ort des Geschehens. In Disneys Animations-Abenteuer Ralph reichts kämpft ein 8-Bit-Bösewicht nicht nur mit seiner Midlife-Crisis, sondern auch mit dem Drehbuch.

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Disney hat bereits gute Erfahrungen mit Filmen gemacht, deren Handlung in Computern und Spielhallen stattfinden: Die beiden Tron-Filme verfrachteten 1982 und 2010 Programmierer in die Welt der PC-Netzwerke. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 400 Millionen US-Dollar konnte Tron: Legacydurchaus als Erfolg verbucht werden. Doch sprach Legacy mit stylisher Optik und minimalistischer Handlung eher Erwachsene an. Jetzt dürfen sich auch Kinder über einen Animationsspaß in einem ähnlichen Setting freuen: Ralph reichts.

Spiele aus dem Film
Übrigens: Wer die drei Spiele aus Ralph reichts selber zocken möchte, wird auf der offiziellen Website zum Film fündig. Das Flash-Retrospiel Fix-it Jr., in dem Ralph sein Unwesen treibt, macht sogar richtig Spaß. Sugar Rush und Hero's Duty haben mit der Unity Engine ein ordentliches Grafikgerüst bekommen, das die beiden Kostenlos-Titel gut aussehen lässt.
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Abgehandelt

Wer schon mal in den USA unterwegs war, kennt vielleicht die eingesessenen Spielhallen, in denen neben neuen Spielautomaten auch alte Klassiker stehen, die auch nach Jahrzehnten noch ihren Dienst verrichten. In Ralph reichts hat ein Automatenspiel mit dem Namen Fix-it Felix Jr. überlebt. Darin plättet ein an Donkey Kongerinnernder Bösewicht namens Randale-Ralph Häuser. Der strahlende Held Felix Jr. bringt alles mit seinem goldenen Hammer wieder in Ordnung.

So weit, so normal: Doch die fiktive Spielhalle in Ralph reichts ist kein gewöhnlicher Ort. Die Helden der Arcade-Titel können aus ihren Automaten ausbrechen, wenn in der Nacht keiner mit ihnen spielt. Sie treffen sich in der Zwischenwelt eines Stromverteilers, um sich vom harten Alltag zu entspannen. Randale-Ralph könnte ein wenig Entspannung gebrauchen, denn zum 30. Geburtstag seines Spiels hat er die Nase gestrichen voll: Er will nicht mehr der einsame Bösewicht sein, der nachts auf einer Schutthalde leben muss, während die Helden des Spiels nach jedem Sieg feiern und Felix Jr. zudem noch Medaillen einstreicht.

Selbsthilfegruppen mit Bösewichten aus anderen Spielen helfen nicht. Doch das Schicksal meint es gut mit Ralph. Er erfährt, dass er im modernen Ego-Shooter Hero’s Duty ohne Probleme eine Medaille abstauben kann. Gesagt, getan: Doch die überstürzte Flucht aus der Starship-Troopers-Welt von Hero’s Duty endet nicht in der Freiheit, sondern im kunterbunten Mario-Kart-Verschnitt Sugar Rush. Zu allem Unglück klaut dort Vanellope - eigentlich eine der Rennfahrerinnen, aber wegen eines Programmierfehlers verbannt - Ralphs Medaille.

Abgefahren

Darauf hätte man auch schon früher kommen können: Helden springen aus ihren Computerspielen, um in anderen Titeln Abenteuer zu erleben. Damit das Spaß macht und genug Konfliktpotenzial aufkommt, schnappt sich Ralph reichts drei Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten: ein 8-Bit-Retrospiel im Stil von Donkey Kong, einen modernen Egoshooter und einen überzuckerten Kart-Racer. So treffen einfach gestrickte Retrofiguren auf eine moderne Kampfamazone mit überdramatischer Hintergrundgeschichte inmitten eines kunterbunten Kart-Spielplatzes.

Es ist gut, ein Bösewicht zu sein: Die anonymen Bad-Guys treffen sich in einer Selbsthilfegruppe. Es ist gut, ein Bösewicht zu sein: Die anonymen Bad-Guys treffen sich in einer Selbsthilfegruppe.

Gut für den Zuschauer: Ein Großteil der Dialoge geizt nicht mit bissigen Anspielungen, in denen sich Helden gegenseitig durch den Kakao ziehen. Außerdem spart der Film nicht mit Detailreichtum. Man merkt an jeder Ecke der Figuren, dass die Designer Ahnung von der Spielegeschichte haben. Am Rande tauchen sogar echte Spielfiguren auf: unter anderem Q*bert, Paperboy, Sonic, Pac-Man-Geist Clyde und - sehr lustig - Ryu aus der Street-Fighter-Serie. Von Nintendo sieht man nur Bowser im Original. Aber an den fiktiven Figuren merkt man, dass größtenteils Mario und Co. Pate gestanden haben.

Wo Licht ist, gibt es normalerweise auch ein paar dunkle Ecken. Davon hat der Film rein optisch gesehen relativ wenige: Strahlend helle Bonbon-Farben überwiegen auf den bewegten Bildern so stark, dass man im Kino gerne den Sättigungsregler des Projektors runterregeln will. Wer farbenblind ist oder auch sonst kein Problem mit übertriebener Niedlichkeit hat, wird sich aber spätestens an der Handlung stoßen.

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