Hilfe? Hilfe!
Bei aller Liebe zur Qualität und Vielfalt des Puzzle-Designs fällt der Verzicht auf jegliche Art von Hilfefunktion oder Schwierigkeitsgradwahl unangenehm auf. Wer an einer Stelle festhängt, ist auf Spicken im Internet angewiesen; schöner wäre es, wenn man innerhalb des Spiels zumindest kryptische Hinweise abrufen könnte. Auf der anderen Seite fehlt so etwas wie ein Herausforderungs-Modus, um nach erfolgreichem Durchspielen einen Anreiz zu haben, die Puzzles nochmal anzugehen. Dafür gibt es als dickes Trostpflaster den neuen Koop-Modus, der eine ordentliche Portion zusätzlicher Puzzleräume enthält, die speziell für das Teamwork von zwei Spielern designt wurden (siehe unten). Valve deutet an, dass man verschiedene Arten von Zusatz-Inhalten für Portal 2 zum Download anbieten könnte, will aber erst einmal die Reaktion der Spieler abwarten, bevor man konkrete Pläne äußert.
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Auch Portal 2 wird von einer renovierten Version der alternden Source-Engine angetrieben. Hübscher und abwechslungsreicher als die sterilen, oft klaustrophobischen Kammern des Vorgängers ist die Grafik allemal, aber neue Technikmaßstäbe werden nicht gesetzt. Der grafische Aufwand reicht vollkommen für Spielprinzip und Atmosphäre. Gut gelungen sind die Physikeffekte in Verbindung mit Portalen und neuen Puzzle-Elementen; Details wie die realistisch herumspritzenden Gels sind für diese Art von Spiel bedeutsamer als die neuesten Grafikeffekt-Errungenschaften.
Humor und Atmosphäre waren die Spaß-Trumpfkarten von Portal. Der Nachfolger ist umfangreicher und abwechslungsreicher, aber manchmal einfach nur lauter und nicht unbedingt stimmiger. Wheatley wird in der englischen Sprachfassung (die ihr sowohl von der deutschen Xbox 360- als auch von der PlayStation 3-Version aus wählen könnt) vom englischen Komiker Stephen Merchant gesprochen, der einst mit Ricky Gervais die BBC-Fernsehserie The Office erfand. Im Gegensatz zu GLaDOS ist seine Stimme nicht verfremdet. Der Droide Wheatley klingt also nicht wie ein Droide, sondern wie Stephen Merchant: sehr schnell, weitgehend komisch, aber streng genommen fehlbesetzt. Bei der deutschen Synchronisation fällt das ohne Promistimmen-Bonus noch negativer auf. Für ein paar Lacher mehr hat Valve hier etwas Atmosphäre geopfert. Die besten Sprüche gehen immer noch auf das Konto von GLaDOS, deren Sarkasmus-Modul den Transfer zu Portal 2 bestens überstanden hat. Nach Action-Maßstäben ist das Spiel bemerkenswert intelligent und humorvoll. Nur sollte man keinen neuen Running Gag vom Kult-Kaliber eines »The Cake is a lie« erwarten.
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Bei seiner Beförderung zum ausgewachsenen Vollpreis-Produkt hat Portal 2 vielleicht etwas an Charme und Überraschungseffekt-Frische verloren, aber ansonsten in allen Bereichen zugelegt. Die dazugekommenen Puzzle-Elemente geben dem nach wie vor faszinierenden Portal-Spielprinzip eine neue Dimension, die Einzelspieler-Kampagne ist gehaltvoller und motivierender als im Vorgänger, und der Koop-Modus mit seinen zusätzlichen Levels quasi das Sahnehäubchen auf dem Kuchen. Ungelogen.
Der Koop-Modus
Der Koop-Modus von Portal 2 bietet rund 40 zusätzliche Levels, die speziell für zwei Spieler gestaltet wurden, die in die Rolle der putzigen Droiden Atlas und P-body schlüpfen. In einem Zentralbereich trifft man sich mit seinem Partner, um dann -- begleitet von gewohnt zynischen GLaDOS-Kommentaren -- eine von sechs Teststrecken zu betreten. Spielt man sich bis zum Ausgang durch, wird der jeweils nächste (schwierigere) Bereich freigeschaltet.
Gegenüber dem vertrauten Solo-Spiel ist etwas Umdenken gefragt, die erste Strecke macht uns mit den Besonderheiten vertraut. Jeder Spieler kann sein eigenes Portal-Pärchen erschaffen und sollte dabei nicht egoistisch sein. Die meisten Puzzles sind so angelegt, dass man sich gegenseitig helfen muss; nur dann können beide Teilnehmer den Ausgang erreichen. So reicht man sich Würfel über Hindernisse hinweg, betätigt gleichzeitig Schalter oder bedient Kontrollpults, um den Weg für den Partner freizumachen. Erleidet einer beiden Droiden einen Unfall -- heitere Ablebe-Animation inklusive --, wird er flugs wieder zusammengesetzt, der Level-Fortschritt geht nicht verloren. Schmerzlich wird es für den anderen Spieler nur, wenn für ihn lebenswichtige Partner-Portale oder damit verbundene Lichtbrücken durch das Ableben des Kumpels verschwinden.
Am schönsten ist der Koop-Modus, wenn man sich mit einem Freund besprechen und so gemeinsam Puzzlelösungen diskutieren kann. Vom Schadenfreude-Bonus ganz zu schweigen, wenn den Partner eine der zahlreichen originellen Droiden-Todesarten ereilt, sei es mit oder ohne unser Zutun.
Versionsunterschiede
Anders als die meisten Multiplattformtitel hat die PlayStation 3-Version von Portal 2 grafisch die Nase vorn. Das beginnt bei dem etwas höherem Kontrast (die PS3-Fassung hat kräftigere Farben), geht über eine bessere Beleuchtung bis hin zu wenigen fehlenden Details bei der Xbox 360.
Zudem ist die PlayStation 3-Version in das Steam-Netzwerk von Valve integriert. Hierüber könnt ihr beispielsweise Koop-Sessions spielen (sogar plattformübergreifend mit dem PC), eure Spielstände abspeichern und beispielsweise mit der PC weiterspielen. Mit jeder PS3-Version erhaltet ihr außerdem auch eine herunterladbare PC-Version des Spiels, die allerdings an denselben Steam-Account gebunden ist. Der Xbox 360 bleibt Steam bislang verwehrt.
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