Das 1995 erschienene originale Panzer Dragoon wurde auf dem Sega Saturn zwar nie zum Blockbuster, hat mit seinem einzigartigen Grafikstil, dem legendären Soundtrack und seinen grandiosen Fortsetzungen aber bis heute einige treue Fans - und die freuen sich jetzt über das Remake für Nintendos Switch. Lohnt sich die Neuauflage?
Das erwartet euch in Panzer Dragoon
Das Spielprinzip von Panzer Dragoon lässt sich schnell zusammenfassen: Wir schwingen uns auf unserem Lindwurm und gleiten durch die Lüfte. Yeah! Das macht sofort Laune, auch wenn die tolle Spielwelt in diesem Teil der Saga nie erklärt wird und die Story im restlichen Verlauf keine große Rolle spielt.
Wie viele Level gibt es? Unser Drache kennt offenbar ohnehin den Weg und transportiert uns durch sechs sehr abwechslungsreiche, farbenfrohe Levels, in denen wir haufenweise Rieseninsekten, fliegende Fische, Luftschiffe, Sandwürmer und andere abgefahrene Feinde wegballern.
Dazu haben wir einerseits schnelle, aber vergleichsweise schwache Geschosse zur Verfügung, indem wir mit dem Daumen auf der Feuertaste rumhämmern. Zum anderen gibt's tödliche Lock-On-Attacken, wenn wir die Feuertaste gedrückt halten, unser Fadenkreuz über ein oder mehrere Ziele bewegen und den Auslöser loslassen.
Wie funktioniert die Steuerung? Mit einer Kombination dieser beiden Schussmodi wehren wir Gegner aus sämtlichen Himmelsrichtungen ab. Über die Schultertasten rotieren wir die Kamera, um so Gegner aufs Korn zu nehmen, die von hinten oder von der Seite angreifen.
Das macht Spaß und ist im Handumdrehen erlernt - und das ist auch gut so! Die ersten zwei, drei Level laufen nämlich noch recht harmlos ab, dann steigt der Schwierigkeitsgrad rapide an und Feindangriffe werden spürbar tödlicher und aggressiver.
Alles wie früher
Wir haben das Original seinerzeit ausgiebig gespielt und fühlen uns sofort wie zu Hause. Spielerisch ist Panzer Dragoon so nahe am Vorbild, dass wir sämtliche Level und Bossmechaniken auch mehr als zwei Jahrzehnte später noch draufhaben und das Teil (auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad) in knapp einer Stunde am Stück durchzocken.
Wer weniger geübt ist, darf rund drei Stunden veranschlagen, bis er sämtliche Angriffsmuster und Gegenreaktionen auswendig gelernt hat. Falls ihr jedoch (wie wir) das Spiel heute noch so gut drauf habt wie in den 90ern, versucht ihr euch am knackigen Hard Mode.
Durch die Nostalgiebrille betrachtet ist das Remake ein Traum - so schön hat Panzer Dragoon noch nie ausgesehen. Mal kämpfen wir mitten in einem Sandsturm gegen gigantische Monsterwürmer, dann ballern wir uns durch verwinkelte Techno-Tunnel, die wir im Affentempo durchfliegen.
Das Spielgefühl ist unverändert, die rasanten Schießereien und die Kämpfe gegen die riesigen, modularen Bosse, die man Stück für Stück auseinandernimmt, sind spektakulärer denn je. Neben einem überarbeiteten Soundtrack gibt's auf Wunsch die überragende Musik aus dem Original, und neben der Spielgrafik wurden auch die Rendersequenzen aufgehübscht, die zwischen den Missionen spielen.
Macht es Spaß, wenn ich das Original nicht kenne?
Hattet ihr mit diesem Spiel aber in der Vergangenheit keinen Kontakt, geht der Nostalgiebonus natürlich flöten. Zwar bekommt ihr hier immer noch einen knackigen Rail-Shooter mit cooler Ästhetik, sonderlich massentauglich ist der aber freilich nicht.
Für Gelegenheitsspieler gibt's einen einfachen Schwierigkeitsgrad und die Option, zwischen den Levels zu pausieren und später fortzusetzen.
Ein Checkpoint-System fehlt aber. Gebt ihr mal vorzeitig den Löffel ab, geht's zurück zum Anfang des Levels, so lange ihr noch Leben übrig habt. Übung macht den Meister - so war das damals eben!
Wie sieht's aus in Sachen Technik?
Bei aller Begeisterung für das 360-Grad-Gameplay hat die Seitenansicht unseres Reittiers eine Macke: Flattert unser Drache mit seinen Schwingen, verdecken diese regelmäßig einen großen Teil unseres Sichtfelds.
Panzer Dragoon Remake läuft auf Nintendos Hybridkonsole mit 30 Bildern pro Sekunde - zumindest meistens. Geht es in einer Mission richtig heiß her, machen sich aber besonders im Handheld-Modus immer wieder mal Ruckler bemerkbar (Stand: Version 1.0).
Freezes oder Abstürze gibt es zwar keine, aber wenn die Performance vorübergehend in die Knie geht, wirkt sich das natürlich auch auf die Steuerung aus. Immerhin: Neben einem Regler für die Empfindlichkeit gibt's auch die Option, die Flugsteuerung zu invertieren, so wie Gott es gewollt hat. Apropos Performance: Auch die Ladezeiten vor jedem Level sind auffällig lang.
Ein weiterer Kritikpunkt sind die vergleichsweise schwachen, blechernen Soundeffekte. Gerade, wenn wir ein Dutzend oder mehr Ziele gleichzeitig per Lock-On aufs Korn nehmen, darf es ruhig ordentlich krachen aus den Lautsprechern.
Doch das Spiel hält sich hier dezent zurück. Unsere Wumme fühlt sich vom Sound her einfach nicht sonderlich mächtig an. Das kann sich in naher Zukunft aber durchaus noch bessern - während wir diesen Artikel schreiben, ging gerade ein erstes Update live, das unter anderem schon mal ein paar Soundeffekte verbessert. Immer schön, wenn Entwickler fix auf Fan-Feedback reagieren!
Keine Schnörkel
Bei aller Liebe zum originalgetreuen Remake ist es schade, dass so gar keine Extras enthalten sind. Okay, ein Fotomodus ist jetzt dabei, aber Abzweigungen in den Levels, versteckte Bonuspassagen, neue Drachen oder wenigstens Waffen zum Freischalten hätten die Langzeitmotivation deutlich erhöht.
So bleibt das Spiel ein sehr schöner, aber auch ein ziemlich kurzer Ausflug zurück in die 90er-Jahre. Wer auf Drachen und Rail-Shooter steht, kann angesichts des vergleichsweise niedrigen Kaufpreises aber sicher dennoch einen Blick riskieren.
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