Die Strecken: Die Kinnlade klappt runter
Ein Hingucker ist indes das abwechslungsreiche Steckendesign. Da kurven wir durch die Canyons des Yosemite-Nationalparks, machen die Straßen von San Francisco, Las Vegas, Chicago und New York unsicher, heizen durchs Death Valley oder erkunden die schneebedeckten Gipfel der Rocky Mountains.
Ständig gibt es etwas zu sehen, von Wassersprengern in den Maisfeldern Utahs bis hin zu tief fliegenden Boings am Detroiter Airport. Ein besonderes Highlight sind die Rennen, in denen wir es mit der Natur zu tun bekommen. So sollen wir im Death Valley drei Kontrahenten überholen und die Führung 30 Sekunden lang aufrecht halten, während ein dichter Sandsturm tobt. Noch spektakulärer ist eine Aufholjagd in den Rockies, während gigantische Lawinen auf die Straße donnern. Schade nur, dass wir solche Aha-Momente im Verlauf der kurzen Kampagne an einer Hand abzählen können. Und auch wenn die Rennstrecken spannend inszeniert sind, fahren sie sich doch fast alle gleich und überwiegend geradlinig.
Die Wii-Version: Ist das das gleiche Spiel?
Die Wii-Version spielt sich komplett anders. Wo auf der Xbox 360 und der PlayStation 3 schön inszenierte Zwischensequenzen den Spielverlauf auflockern, bietet die Wii abwechslungsarme Comicstrips mit mäßigen Dialogen im Hintergrund. Und auch spielerisch hat die Fassung für Nintendos Konsole wenig mit den anderen Beiden zu tun. Das Fahrverhalten hat nichts von einem klassischen Need for Speed. Das Auto, das man in der Kampagne auf der Wii nicht selbst auswählen kann, rutscht fast wie von selbst über die nahezu kurvenlosen Strecken.
Vor Herausforderungen wird man eigentlich nur gestellt, wenn es heißt man soll feindlichen Beschuss ausweichen oder den Kontrahenten von der Straße drängen. Das geschieht dann mit langweiligem, zeitlich abgestimmtem Steuerkreuz-Drücken. Generell fühlt es sich weniger wie ein Langstreckenrennen als mehr ein »wie dräng ich meinen Gegner am besten von der Strecke«-Rennen an. Denn warum sollte man sich die Mühe machen, seinen Konkurrenten davon zu fahren, wenn man sie auch einfach in die Luft jagen kann?
Der Umfang: schnelles Spiel, schnell vorbei
Das »nicht überragend«-Gefühl, das Need for Speed: The Run mit jedem Bit und Byte erzeugt, spüren wir auch beim Umfang. Zwar geht die Streckenauswahl in Ordnung, dafür spart das Programm bei Fuhrpark und Tuning. Statt bis ins kleinste Detail an Optik und Leistung zu schrauben, dürfen wir lediglich aus einer Handvoll Lacke und Karosserie-Kits wählen. Technisch ist The Run ebenfalls nicht auf der Höhe der Zeit, und das obwohl EA Black Box auf PS3 und Xbox 360 die aus Battlefield 3 bekannte Frostbite-Engine 2 verwendet. In Sachen Sound gibt es hingegen kaum Anlass zur Kritik. Die Motoren röhren (außer auf der Wii) ordnungsgemäß, Unfälle quittiert das Spiel mit krachenden Effekten. Grandios ist der lizenzierte Soundtrack, der in uns sofort das Verlangen weckte, mit dem Auto quer durch die USA zu heizen.
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