Die ersten Spekulationen rund um »Smart Glass« gingen noch von einem speziellen Microsoft-Tablet mit besonders enger Xbox-Live-Bindung aus. Im Rahmen der Microsoft-Pressekonferenz auf der E3 2012 hat sich herausgestellt, dass es sich vielmehr um eine App handelt, die auf praktisch jeder relevanten, mobilen Plattform verfügbar sein und die Integration von mobilen Geräten ins heimische Entertainment-Center erleichtern soll.
Apple Air Play und Remote zeigen bereits (mit den Apple-typischen Einschränken), wie Smartphones und Tablets die Medienerfahrung zuhause verändern können. Das iPhone dient beispielsweise als Ersatz für die Fernbedienung, dasiPad zeigt zusätzliche Informationen zum Film an und AppleTV nimmt die Bildsignale des MacBook Pro kabellos entgegen, um sie auf dem großen Fernseher zu spiegeln. Das funktioniert Apple-gemäß natürlich nur, wenn alle Geräte von Apple stammen.
Microsoft wird die »Smart Glass«-App nach eigener Aussage für alle gängigen mobilen Betriebssysteme veröffentlichen, von Android über iOS bis hin zu Windows Phone 7. Natürlich wird auch Windows 8für Tablets unterstützt, sobald es erscheint und passende Geräte verfügbar sind. Laut Don Mattrick, dem Chef der Interactive-Entertainment-Sparte bei Microsoft, soll »Smart Glass« die Art und Weise, wie wir Medien konsumieren, entscheidend verändern. Der Trend zu mehreren, gleichzeitig genutzten Displays, den auch Nintendo bei seiner neuen Wii Uund dem dazugehörigen Tablet-Controller einschlägt, wird also weiter beschleunigt.
Internet Explorer auf der Xbox 360
Mit »Smart Glass« einher geht die Einführung des Internet Explorers für die Xbox 360. Nur wer in einem Land ohne Xbox-Live-Unterstützung wohnt, muss auf den Browser verzichten. Erstmals in der Geschichte der Microsoft-Konsole steht ein vollwertiger Browser zur Verfügung, um das gesamte Internet zu durchstöbern.
Bisher war der Online-Zugriff nur eingeschränkt über proprietäre Xbox-Programme möglich, etwa die YouTube-App. Obwohl seitens der Xbox-Gemeinde schon länger Rufe nach einem »richtigen« Browser existieren, wiegelte Microsoft bisher immer ab. Um eine Webadresse aufzurufen, müsse man die Adresse per Controller umständlich Buchstabe für Buchstabe eingeben. Surfen wäre eher Qual statt Freude, so Microsoft mit einem subtilen Seitenhieb auf den seit langem verfügbaren Browser für die Playstation 3.
Mit »Smart Glass« ändert sich das nun. Um im Web zu navigieren, verbinden Sie Ihr Smartphone, etwa das neue Samsung Galaxy S3oder auch das Apple iPhone 4S, per W-LAN mit der Xbox. Der Touchscreen agiert dabei als Trackpad, mit dem Finger steuern Sie wie vom Notebook gewohnt den Zeiger. Auch Gestensteuerung versteht »Smart Glass«. Mit zwei Fingern zoomen Sie in die Internetseite hinein oder heraus, Tastatureingaben tätigen Sie über das On-Screen-Keyboard auf Ihrem mobilen Gerät. Wie groß das Input-Lag sein wird, lässt sich noch nicht abschätzen. Wir vermuten, dass je nach Empfangsqualität des W-LAN eine kurze Verzögerung spürbar, aber nicht störend sein wird. Zudem sind beim Surfen im Internet in den seltensten Fällen zeitkritische Eingaben nötig.
Kinect-Besitzern steht eine weitere Alternative offen: Sprachsteuerung. Bisher findet diese nur in wenigen Spielen und im Xbox-Menü Verwendung. Dort wählen Sie etwa die verschiedenen Kategorien direkt an. Für Smart Glass will Microsoft die Sprachsteuerung deutlich überarbeiten und erweitern. Mit Befehlen wie »Xbox: GameStar« rufen Sie die gewünschte Webseite auf. Während der Präsentation auf der E3 funktionierte dies mit einigen Favoriten bereits gut. Ob die Erkennungsrate allerdings hoch genug ist, um tatsächlich im Alltag auf die Sprachsteuerung zurückzugreifen, wagen wir noch zu bezweifeln. Wir gehen davon aus, dass sich der Hype um die Spracheingabe, ähnlich wie bei Apples Siri, schnell wieder legt.
Vernetzung bedeutet aber immer auch ein Sicherheitsrisiko. Zum Sicherheitskonzept sind jedoch noch keine Fakten bekannt. Browser sind fortwährend Angriffen von Kriminellen ausgesetzt, die über Sicherheitslücken versuchen, Schadcode wie Spyware, Viren oder Trojaner einzuschleusen. Da der Internet Explorer auf der Xbox nur in Verbindung mit einem kostenpflichtigen Xbox-Live-Gold-Konto funktionieren soll, sind Angriffsversuche auf die Konten der Benutzer alles andere als unwahrscheinlich. Gerüchten zufolge setzt Microsoft auf Virtualisierung, um die Gefahr eines erfolgreichen Einbruchs in das Allerheiligste des Systems zu minimieren.
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