Es gibt sicherlich etliche unter euch, die diesen Code schon einmal in ihrem Leben auf einer Tastatur eingegeben haben: FCKGW-RHQQ2-YXRKT-8TG6W-2B7Q8. Die Kombination erlangte in den frühen 2000ern Berümtheit, denn sie 'schenkte' euch eine Vollversion vom damals unveröffentlichten Windows XP. Aber sie machte euch auch zu Kriminellen.
Windows XP wurde 35 Tage vor seinem Launch geleakt
Wir schreiben den 20. September 2001. Vor dem Microsoft Campus in Seattle stellt sich eine Person mit einer selbstgebrannten CD vor eine Werbetafel und schießt ein Foto. Auf der Anzeige im Hintergrund ist abzulesen, dass Microsofts langerwarteter Windows 2000-Nachfolger Windows XP in den Startlöchern steht: Bis zum Launch am 25. Oktober sind es noch 35 Tage.
Die CD, die die bis heute unbekannte Person in die Luft hält, ist als digitaler Mittelfinger zu verstehen. Darauf befindet sich eine Vorabversion von Windows XP, die für einen großen Hardwarehersteller gedacht war. Vermutet wird Compaq oder Dell, ganz genau lässt es sich nicht mehr nachverfolgen.
Auf der CD ist ein Lizenzschlüssel zu lesen, der die Software aktiviert:
"FCKGW-RHQQ2-YXRKT-8TG6W-2B7Q8"
Dabei handelt es sich um eine sogenannte Volumenlizenz. Sie ist für große Unternehmen gedacht und kann unbegrenzt verwendet werden. Zwar gab es damals bereits Maßnahmen zur Online-Aktivierung und auch per Telefon, für den Schlüssel galt die Einschränkung jedoch nicht, damit IT-Administratoren den Schritt zeitsparend überspringen konnten.
Die Person, die der Hacker-Gruppe devil's0wn zugerechnet wird, hat damit eine Lawine an Raubkopien losgetreten, die für Microsoft enorm kostspielig gewesen sein dürfte. Schließlich funktionierte der Schlüssel für die teuren Windows XP Professional-Versionen und wohl so einige Schmutzfinken haben sich somit den Neukauf erspart.
Auch bei anfänglichen Problemen nützlich: Vor allem zu Beginn gab es Probleme mit der Aktivierung von Windows XP, der Schlüssel war daher ein willkommenes Werkzeug, um verbuggte und zu komplizierte DRM-Maßnahmen zu umgehen, wie CHIP berichtet.
Unschädlich gemacht, wurde er erst mit dem zweiten Service Pack. Das erschien im August 2004, fast 3 Jahre nach dem Leak der "Corporate Version" durch die Hacker. Der Schlüssel wurde auf eine Blacklist gesetzt und zudem von den Windows Update-Servern blockiert, die später verbindlich eine Key-Abfrage durchführten.
So ist Microsoft gegen Raubkopien vorgegangen
Microsoft reagierte mit der schwarzen Liste erst relativ spät, aber es war in Zeiten ohne die weite Verbreitung des Internets wohl auch noch nicht abzuschätzen, wie schnell sich eine Raubkopie unter den Menschen verbreiten könnte. Und es war sicherleich auch keine leichte Aufgabe, diese Verbreitung einzuschränken.
Neben dem Blockieren durch die Blacklist gab es beispielsweise die Option, die später per Online-Abgleich erwischten User zu legalen Käufer*innen zu "konvertieren". Sie konnten sich unter anderem an eine Hotline wenden, die sie beim Kauf beriet und informierte, was an ihrer Kopie nicht legal sei.
40:48
Wegen eines Froschs hätte ich fast dieses Rollenspiel-Juwel verpasst
Damals wie heute war also die Firmenstrategie nicht mit Klagen oder ähnlichem zu drohen, sondern so viele Nutzer*innen wie möglich zu erreichen und sie im digitalen Microsoft-Ökosystem zu behalten.
Ein durchaus lobenswerter Gedanke – denn immerhin wird es sich in vielen Fällen um eine Raubkopie gehandelt haben, die natürlich per Gesetz strafbar ist. Allerdings gab es wohl auch etliche Falschmeldungen beim Erkennen von Raubkopien, weshalb sich Microsoft gegen eine aufwendige Überprüfung entschieden haben dürfte.
Noch immer Geistern verschiedene Windows-Codes durch das Internet
Heutzutage werden kaum noch Software-Schlüssel ohne zusätzliche Online-Komponente vertrieben. Dadurch ist es nicht mehr möglich, auf diese Weise an Keys zu gelangen. Und auch Volumenschlüssel werden auf andere Weisen eingesetzt – zumeist sind sie Account-gebunden und auf eine Maximalmenge begrenzt.
Bei Windows 10 und 11 gibt es zudem Schlüssel, die Schritte bei der Installation überspringen oder bestimmte Installations-Features überhaupt erst aktivieren. Diese zeigt beispielsweise ChatGPT an, wenn ihr dort nach einem Lizenz-Key für Windows fragt:
An eine aktivierte Version von Windows kommt ihr auf diese Weise aber nicht, das geht lediglich mit einem legalen Windows-Key. Microsoft hat seit dem Windows XP ordentlich dazu gelernt, so einfach wie 2001 bis 2004 geht es also schon längst nicht mehr.
Gibt es eine bestimmte Zahlen- oder Code-Folge, die sich für alle Ewigkeit in euer Hirn gebrannt hat?
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