»Ich hab euch lange warten lassen, oder?« Selten haben ein paar Worte so sehr das ausgedrückt, was jeder Metal Gear Solid-Fan empfindet. Diese augenzwinkernde Bemerkung stammt von niemand anderem als Naked Snake oder auch Big Boss, dem Hauptcharakter des kommenden Metal Gear Solid: Ground Zeroes.
Zum 25-jährigen-Jubiläum der Serie ließ Chefentwickler Hideo Kojima die Bombe platzen und präsentierte das Spiel einem auserwählten Kreis von Journalisten. Auf der amerikanischen Penny-Arcade-Messe (kurz PAX) zeigte Konami den Trailer samt ersten echten Gameplay-Szenen auch der Weltöffentlichkeit. Wir beleuchten in unserer Titelstory den aktuellen Status Quo des neuen Metal Gear Solids.
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Sauwetter
Der Trailer beginnt atmosphärisch. Die Nacht hat das Gefangenencamp fast gänzlich verschluckt, nur die funzeligen Taschenlampen der Wachleute erhellen sporadisch hier und da die Szenerie. Fetttropfiger Regen prasselt unaufhörlich auf den matschigen Boden, in der Ferne grummelt böse ein Gewitter, was für ein Sauwetter!
Als ein Trupp von schwer bewaffneten Soldaten auf das Gittertor des Lagers zustapft, gibt ein Schild den Namen des Ortes aus dem ersten Ground Zeroes-Trailer preis: Camp Omega an der Südspitze Kubas. Bellende Wachhunde werden von Uniformierten zurückgehalten, als der Trupp nach einer kurzen Begrüßung das Lager betritt. Schnell bahnen sich die Soldaten ihren Weg durch den tiefen Schlamm, der Regen perlt an ihren wasserabweisenden Mänteln herunter.
Schließlich haben sie ihr Ziel, einen Käfig, erreicht und einer der Männer gibt sich als Anführer zu erkennen, sein Gesicht ist nicht zu sehen. Er beugt sich etwas herunter, um mit dem Gefangenen im Käfig zu sprechen. Es ist ein kleiner Junge.
Ein Junge als Verräter
Eingefleischte Metal-Gear-Fans erkennen ihn sofort: der kleine Junge ist Chico, der schon einen Auftritt im PSP-Spiel Metal Gear Solid: Peace Walkerhatte. Und so wird die Einordnung des neuen Serienteils in die ziemlich komplexe Metal Gear-Geschichte einfacher.
Ground Zeroes spielt in den siebziger Jahren nach den Ereignissen von Peace Walker aber, laut Kojima, noch vor den Geschehnissen von Metal Gear Solid 5. Genaue Details gibt es bisher noch nicht, wir sind aber sicher, dass es erneut um eine atomare Bedrohung der Welt, Kampfroboter und mysteriöse Spezialeinheiten geht.
Denn zu eben so einer gehört der Bösewicht, der sich jetzt ganz zu Chico hinunter beugt. Der Junge rutscht verstört im Käfig hin und her, der Kerl redet auf ihn ein. »Sie musste nicht leiden, es ist schnell gegangen« sagt er. Und »Wie fühlt es sich an, ein Verräter zu sein?«. Eine klare Anspielung auf die charismatische Dreifach-Agentin Paz Ortega Andrade, die seit dem Ende von Peace Walker als verschollen gilt. Sie wird später auch noch kurz in einem Funkspruch erwähnt -- offenbar hat sie überlebt. Wen hat Chico also verraten – und warum? Hat er Paz ans Messer geliefert? Der Bösewicht scheint zumindest zufrieden. Als Dank für Chicos Informationen überreicht ihm der Anführer einen kleinen Walkman, den sich der sichtlich eingeschüchterte Knirps sofort schnappt und anschaltet.
Metal Gear Solid: Peace Walker
Peace Walker spielt im Jahr 1974. In Costa Rica ist eine Armee von schwer bewaffneten Soldaten eingefallen. Die große Bedrohung: Sie haben einen nuklearen Sprengkopf (Name: »Peace Walker«) dabei, um ihre Macht zu demonstrieren. Der Spieler schlüpft in die Rolle von Big Boss und versucht, zusammen mit der Organisation »Soldiers without borders« die Bedrohung zu neutralisieren.
Während des Einsatzes trifft er auf Chico, einen Kindersoldaten, der auf Costa Rica stationiert ist. Paz Ortega Andrade spielt als Dreifach-Agentin ebenfalls eine große Rolle. Peace Walker erschien zunächst auf der PlayStation Portable und ist auch Bestandteil der Metal Gear HD Collection.
Mysteriöser Bösewicht
Danach begleiten wir den Schurken im Jeep zu einem Helikopterlandeplatz, wo der Kerl mit einem mysteriösen Gerät als erstes die Aufschrift »XOF« vom dort wartenden Hubschrauber entfernt. Anschließend befiehlt er seiner Einheit, weitere Embleme mit diesem Aufdruck abzureißen und zu entsorgen.
Die Truppe ist neu im Metal Gear-Universum und arbeitet in diesem Fall offenbar verdeckt. Außerdem sehen wir beim Helikopter endlich das Gesicht des Anführers. Seine Visage ist grausam entstellt, hässliche Brandnarben machen aus einem menschlichen Antlitz eine Fratze des Bösen – oder fallen wir hier auf einen geschickt gelegten Köder herein und nichts ist, wie es scheint? Die Internetgemeinde spekuliert schon fleißig drauf los: Ist das etwa Volgin aus Teil 3? Oder gar der hinterhältige Psycho Mantis aus dem ersten Metal Gear Solid? Kojima deutete bereits vage an, dass man eventuell einen Serienveteranen ein Comeback feiern lässt…Wir sind gespannt.
Grauhaarige Schlange
Als der Helikopter mit dem Narbengesicht davon fliegt, schwenkt die Kamera zu einer Klippe, an der sich eine dunkel gekleidete Gestalt Stück für Stück nach oben zieht. Und als er das Nachtsichtgerät vom Gesicht streift (das übrigens ein bisschen zu frappierend an Sam Fishers Guckkasten aus Splinter Cell erinnert) erkennt man eindeutig Naked Snake alias Big Boss, den Hauptcharakter des Spiels!
Die Augenklappe und markanten Gesichtszüge verraten sofort den Gründer der Foxhound-Einheit und genetischen Vater des noch berühmteren Solid Snake. Die vermeintlich grauen Haare des Ground Zeroes-Protagonisten wurden schon wild in den einschlägigen Internet-Foren diskutiert, manche Fans glaubten gar an eine Rückkehr von Legende Solid Snake.
Doch Kojima selbst reagierte mit einem Twitter-Feed darauf und merkte an, die Haare würden nur wegen des dahinter scheinenden Lichts so grau wirken. Naked Snakes Auftrag ist vermeintlich simpel: Ins Gefangenenlager eindringen und Chico und Paz befreien.
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