Sind Leaks gut oder schlecht? - Unsere Meinung zu dem schwierigen Thema

In diesem Special verrät euch die GamePro-Redaktion ihre Meinung zu Leaks. Und So viel vorab: Ganz so einfach ist es nicht.

Leaks sind in der Gaminglandschaft allgegenwärtig. Wisst ihr noch? Shadow of The Tomb Raider wurde damals beispielsweise durch einen Mitarbeiter in der U-Bahn geleakt. Ja wirklich! Leaks sind in der Gaminglandschaft allgegenwärtig. Wisst ihr noch? Shadow of The Tomb Raider wurde damals beispielsweise durch einen Mitarbeiter in der U-Bahn geleakt. Ja wirklich!

Die Zeit der E3 ist traditionell auch die Zeit der Leaks, selbst wenn sie sich lange nicht mehr auf diese eine Woche im Juni beschränken. Gefühlt gibt es vor jeder großen Ankündigung mindestens einen Leak, der mehr über das Spiel verrät als Entwicklerstudio und Publisher zu diesem Zeitpunkt möchten - oder gar erst von der Existenz eines Spiels verraten.

Die Gefühle, was Leaks angeht, sind gemischt. Bei den einen sorgen die inoffiziellen Vorab-Informationen für Freude, bei anderen Spieler*innen wird sie im Keim erstickt.

Auch das Team von GamePro.de blickt zwiegespalten auf das ganze Thema - sowohl aus privater als auch aus beruflicher Perspektive. Schließlich gehört es zu unserem Job, euch über die neuesten und spannendsten Informationen rund um Videospiele zu informieren. Und dazu gehört manchmal auch Detektiv spielen, was hinter einem Leak steckt und für euch einzuordnen, wie realistisch oder glaubhaft er ist.

Heute plaudern wir aus dem Nähkästchen und verraten euch unsere Meinungen und Erfahrungen mit Leaks. Und natürlich wollen wir von euch wissen: Was haltet ihr eigentlich von Leaks?

Mehr zum Thema Leaks und Gerüchte und warum wir darüber berichten, könnt ihr in unserem großen GamePro-FAQ nachlesen:

Rae ist genervt, denn ihre Planung wird zerschossen

Rae Grimm: Dank unseres Jobs haben wir das Privileg, Dinge häufiger vorab zu erfahren. Sei es, weil wir Pressemitteilungen eher bekommen, weil wir Spiele zum Testen vor allen anderen in die Finger bekommen oder weil wir an Events teilnehmen, um Previews für euch zu schreiben. Bei der Menge an Releases, Ankündigungen und "normaler" Berichterstattung ist oft genaue Planung gefragt, damit wir so viel wie möglich unter einen Hut bekommen ohne den Kopf zu verlieren.

Aber jede noch so gute Planung geht flöten, wenn es einen Leak gibt, der alles auf den Kopf stellt. Plötzlich muss ich noch einmal ans Reißbrett und alles ummodeln. Denn die Reaktionen auf einen Leak können komplett unterschiedlich ausfallen - sowohl von Publisher- als auch von Fan-Seite her. Manchmal wird plötzlich ein Embargo vorgezogen und der geplante Artikel ist vielleicht noch gar nicht fertig. Oder das Spiel wird nach den Fanstimmen verschoben, um für Feinschliff zu sorgen und die von langer Hand geplante Urlaubs- und Review-Planung ist hinüber, weil der/die entsprechende Redakteur*in gar nicht da ist. Und natürlich gibt es dann noch die "Wer kann JETZT SOFORT alles stehen und liegen lassen und sich um News und Verifizierung kümmern?".

Beruflich gesehen können Leaks sehr anstrengend für uns sein. Und privat? Privat bin ich oft einfach enttäuscht, weil es jeden Überraschungsfaktor nimmt. Für uns, für euch, für die Entwickler*innen. Ich bin kein Fan von Leaks.

Dennis sagt Leaks sind sowohl für die Entwickler als auch für uns ganz großer Mist

Dennis Michel: Meine Meinung zu Leaks besteht aus einer Mischung aus Egoismus und Mitgefühl mit den betroffenen Studios, mit denen ich auch anfangen will. Denn egal wie lustig der tausendste Ubisoft-Leak in der Müsliwerbung auch ist, hier wurde langjährige Arbeit entweder versehentlich veröffentlicht oder eine genaue Planung zerrüttet. Oder ab, und dieses Szenario ist noch weitaus schlimmer, hier wurde Eigentum illegal entwendet oder entgegen einer Abmachung zu früh veröffentlicht, was schlicht Vertragsbruch ist.

An dieser Stelle kommen wir zum egoistischen Part: Stellt euch vor, ihr hattet in der Woche zuvor ein cooles Interview mit den Entwickler*innen, habt euren Artikel beziehungsweise eure Preview fein säuberlich verfasst und vorgetimet. Und dann, dann leakt der ganze Käse Tage vorab im Netz und was du selbst geschrieben hast ist binnen Sekunden komplett überholt. Da kommt Freude auf, kann ich euch sagen.

Hannes findet, Leaks können die Vorfreude auch steigern

Hannes Rossow: Leaks haftet aus verschiedenen Gründen ein eher negatives Image an - und dafür gibt es auch gute Argumente. Die Unterstellung, dass Leaks per se dazu führen, dass Ankündigungen oder Reveals an Wirkungskraft verlieren oder die Vorfreude schmälern, kann ich aber nicht teilen. Auch wenn ich mir bewusst bin, dass E3-Pressekonferenzen oder große Livestreams im Grunde nur aufgeblasene Werbeveranstaltungen sind, ich schaue sie mir auch abseits der Arbeit liebend gern an. Und nicht nur das - ich tauche auch schon vorab in die süß duftende Gerüchteküche ab.

Sich Gedanken darüber zu machen, was es wohl zu sehen gibt, was ich gern sehen wollen würde und was andere sich erhoffen, ist ein Teil des Spaßes. Der angeregte Austausch über das eigene Hobby kann durch vielversprechende Leaks angeheizt werden. Man darf nur nicht den Fehler machen, tatsächliche Erwartungen zu formen, die enttäuscht werden können. Leaks sind für mich ein Gedankenspiel à la "Was wäre wenn?" und keine religiöse Prophezeiung, die mein Weltbild zerstört, wenn sie nicht eintritt. Es gibt immer ein nächstes Mal.

Annika wandelt irgendwo zwischen Ermittlungen und Paranoia

Annika Bavendiek: Lange Zeit waren mir Leaks egal. Natürlich finde ich es auch spannend über neue Spiele zu spekulieren und mögliche Infohappen vorab zu erfahren, aber ich bin grundsätzlich ein vorsichtiger Mensch und traue dem Braten meist nicht so schnell. Außerdem wollte ich mich immer vor Spoilern schützen. Statt sich also lange in der Gerüchteküche den Bauch vollzuschlagen, immer mit dem Risiko sich zu übernehmen und am Ende schmerzlich einem Hype zu erliegen, habe ich das Spektakel meist mehr aus der Ferne beobachtet.

Seit ich mich aber auch beruflich mit Leaks auseinandersetze, hat sich das alles gewandelt. Plötzlich finde ich mich in meinem Gedankenpalast wie ein Detektiv vor einer Ermittlungstafel wieder, auf der ich alle möglichen Indizien verknüpfe und abwäge. Das ist durchaus spannend, kann aber auch echt ermüdend sein. Vor allem, da wir am Ende ohne ein offizielles Statement trotzdem nur mutmaßen können, so schlüssig einiges vielleicht sein mag.

Außerdem schwingt immer etwas Paranoia mit, falls ich tatsächlich schon geheime Vorabinfos habe, es aber noch nicht kommunizieren darf. Da werden dann schonmal die Rollos der Fenster runtergezogen, damit auch ja kein Nachbar bei mir reinspähen kann, um eventuell etwas davon aufzuschnappen und noch mehr Gerüchte in die Welt zu setzen. Solch ähnliche Fälle gab es immerhin schon. Und ich will verdammt sein, wenn ich irgendwann mal Grund für einen wichtigen Leak bin.

Eleen will eigentlich keine Leaks sehen, ist aber zu neugierig

Eleen Reinke: Eigentlich möchte ich Leaks am liebsten ignorieren, aber es fällt mir verdammt schwer, besonders bei Spielen, auf die ich mich freue. Da ist einerseits der Purist in mir, der unvoreingenommen und mit möglichst wenig Infos in ein neues Spiel eintauchen will. Auf der anderen Seite steht mein innerer Goblin, der einfach nur alles an Informationen sammeln will und den ich regelmäßig bekämpfen muss.

Als etwa der massive Leak zu The Last of Us 2 kam, musste ich praktisch das Internet für ein paar Tage aus meinem Leben verbannen, um nicht in Versuchung zu geraten, einer spannenden Headline zu den geleakten Infos zu folgen. Erst nachdem sich der größte Trubel gelegt hatte, konnte ich wieder gefahrlos online gehen, ohne über den gesamten Verlauf eines Spiels, auf das ich mich sehr freute, gespoilert zu werden.

Den Luxus habe ich jetzt natürlich nicht mehr, denn Leaks zu untersuchen gehört zu meinem Arbeitsleben. Einen kleinen Vorteil hat es aber dennoch für mich: Jetzt muss ich mich nicht mehr schlecht fühlen, wenn die Neugierde doch triumphiert - ich muss das ja schließlich für die Arbeit machen… und nicht weil mein innerer Goblin gerade gewinnt. Ja, genau.

Tobi kann sich nicht entscheiden

Tobias Veltin: Leaks sind ja mittlerweile schon seit vielen Jahren eng mit der Gaming-Industrie verbunden und vielen ein Dorn im Auge. Ich bin bei diesem Thema allerdings noch nicht so wirklich entschieden. Einerseits bin ich natürlich neugierig und schaue mir einen Leak meist auch sofort an - nur um eben zu sehen, worum es da geht und ob dieser Leak tatsächlich "echt sein" könnte. Ähnlich wie Hannes finde ich es dann auch spannend, über diese Leaks zu diskutieren und einzuschätzen, so dass ich diese Info-Lecks bei weitem nicht komplett verteufeln kann.

In Einzelfällen habe ich das aber auch schon getan. Ärgerlich wird es nämlich dann, wenn es die eigene Arbeit betrifft. Beispielsweise, wenn wir vorab schon auf einem Termin einen ersten Blick auf einen unangekündigten Titel werfen konnten und einen Artikel vorbereitet haben und dann kurz vor der Veröffentlichung die Infos zum Spiel irgendwo leaken. Das kann extrem nervig sein, zeigt aber natürlich auch, warum gerade Publisher und Entwickler solche Angst vor Leaks haben.

Wie steht ihr zu Leaks?

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