Matthew Thompson ist ein fleißiger Mathematikstudent in London. Das nötige Kleingeld für sein Studium verdient er sich als Wachmann in einem Parkhaus für Edelkarossen. Ein BMW i8 hier, ein Sportwagen von Maserati dort - jeder davon so viel wert, dass Matt damit sein gesamtes Studium finanzieren könnte.
Reichen Snobs und schönen Frauen begegnet er bei seiner Arbeit ständig, in jener Spätschicht - daher der Name des Spiels - aber passiert etwas Außergewöhnliches. Mit vorgehaltener Waffe zwingt ihn ein Krimineller, einen der Sportwagen zu entführen. Der Diebstahl ist jedoch nur ein kleiner Baustein bei der Durchführung eines noch viel größeren Coups, in den Matt hineingezwungen wird.
Das eigentliche Objekt der Begierde ist eine millionenschwere, 700 Jahre alte Reisschüssel. Auch dieser Diebstahl scheint zu gelingen, von diesem Moment an aber läuft endgültig alles schief. Nun fahndet nicht nur die Polizei nach Matt und den Kunsträubern, sondern auch der Triaden-Clan der Tschois, der die Schüssel für sich beansprucht und notfalls über Leichen geht. Das ungewöhnliche am Krimi-Adventure Late Shift: Es ist ein interaktiver Film mit angenehm professionellen Szenen, der innerhalb der Story erstaunlich viel Freiheit lässt.
Viele Wege führen zum Ziel
Die Handlung von Late Shift an sich mag nicht unbedingt oscarverdächtig sein. Regisseur Tobias Weber und sein Ko-Autor Michael Robert Johnson (Sherlock Holmes, Pompeii) sorgen jedoch durchgehend für ein spannendes und wendungsreiches Abenteuer. Qualität und Umfang der Geschichte hängen aber vor allem von euren Entscheidungen ab.
Die fällt ihr grundsätzlich unter hohem Zeitdruck, wodurch der Fortgang der Handlung praktisch nie ausgebremst wird. Verbündet sich mit Matt mit der Kunsträuberin May-Ling, ist er den größten Teil des Thrillers gemeinsam mit ihr unterwegs. Er muss direkt vor Triaden oder Polizei flüchten und deckt die wahren Hintergründe der Tat auf gänzlich andere Art auf als sonst.
Wer jedoch schon früh beschließt, dass sich Matt der Polizei stellt, dem bleibt der Zugang zu einer Reihe der 14 Kapitel verwehrt. Zur Befragung eines wichtigen Zeugen im Krankenhaus oder der Konfrontation mit dem vermeintlichen Auftraggeber Mr. Woe kommt es nicht automatisch. Daraus ergeben sich auch sehr unterschiedliche Spielzeiten.
Die kürzeste Variante in Late Shift beschäftigt euch ungefähr 60 Minuten, bei der längsten sind es etwa 90. Unverständlich ist, dass der Entwickler CtrlMovie keine Kapitelauswahl wie etwa in Beyond: Two Souls anbietet. Zwar dürft ihr ein laufendes Kapitel neu starten, nicht aber an einem bestimmten Punkt in Late Shift einsteigen, um Alternativen auszuprobieren. Die zahlreichen Möglichkeiten, die Geschichte zu verändern, schaffen aber dennoch Anreize für mindestens einen weiteren Spieldurchgang.
Selbstzerstörte Glaubwürdigkeit
Es sind aber nicht nur grundlegende Entscheidungen, die die Handlung verändern und schließlich in eines von sieben Enden münden. Auch Kleinigkeiten können später auf euch zurückfallen. In besagter Krankenhausszene hilft euch eine Figur nur dann bereitwillig, wenn ihr euch in einer Szene zu Beginn in einer bestimmten Art verhaltet.
Von den kleineren Entscheidungen, insgesamt sind es abhängig von Handlungsverlauf grob zwischen 50 und 80, hängt auch die Glaubwürdigkeit der Story ab. Würde sich Matt tatsächlich in einen Faustkampf verwickeln lassen, einem Zeugen Schmerzen zufügen, damit er redet, oder gar jemanden erschießen? Es liegt aber grundsätzlich an euch, ob ihr mit euren Aktionen der Glaubwürdigkeit schadet oder sie vermehrt, indem ihr beim Raub der Reisschüssel einen falschen Zugangscode eingebt.
Den Diebstahl verhindert ihr mit dieser Entscheidung nicht - und könnt auch an keiner anderer Stelle ein vorzeitiges Spielende provozieren. Aber genau diese Wahlmöglichkeiten und ihren Konsequenzen sorgen bei diesem Spielkonzept für Atmosphäre. Deshalb raten wir auch dringend davon ab, die Entscheidungen automatisch durch den Ablauf des Timers vom Spiel treffen zu lassen und euch selbst damit zum Zuschauer zu degradieren.
Hohe Qualität
Late Shift funktioniert nicht zuletzt deshalb so gut, da die Produktionsqualität ein durchgehend hohes Niveau hat. Egal ob bei Kameraführung, Schnitttechnik, Musik- oder Sounddesign hält das Werk von CtrlMovie mühelos mit mittelgroßen europäischen Filmproduktionen mit.
Auch das Schauspielerensemble leistet fast ausnahmslos einen guten Job, allen voran der Brite Joe Sowerbutts, der den Part von Matt übernimmt. Große Namen bietet der Cast von Late Shift zwar nicht, Filmkenner bekommen mit Richard Durden (From Paris with Love) oder Lily Travers (Kingsman) das eine oder andere bereits vertraute Gesicht zu sehen.
Kleinere technische Abstriche müssen Besitzer der Switch-Version jedoch machen. Aufgrund der vergleichsweise niedrigen Leistung der neuen Nintendo-Konsole haben die Macher die Filmszenen teils extrem stark heruntergerechnet. Gerade in den dunkleren Szenen sind in Randbereichen immer wieder hässliche Kompressionsartefakte zu sehen.
Bisweilen machen sich bei schnelleren Bewegungen unschöne Nachzieheffekte bemerkbar, die auf den anderen Plattformen unmerklich ausfallen. Die Switch-Version hat dafür den Vorteil, dass die gelegentlichen Bildlags beim Laden der Anschlussszene wegfallen.
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