Kingdom Come: Deliverance 2 im Test - 2025 hat sein erstes Rollenspiel-Highlight!

Kingdom Come: Deliverance 2 begeistert mit einer herausragenden Welt, spielerischer Freiheit und einer extrem dichten Atmosphäre. Die Hauptmissionen halten da nicht immer ganz mit.

Kingdom Come: Deliverance 2 hat uns mit seiner Welt und der großen Freiheit ziemlich begeistert. Kingdom Come: Deliverance 2 hat uns mit seiner Welt und der großen Freiheit ziemlich begeistert.

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Das Leben im Mittelalter war kein Zuckerschlecken und das gilt auch für den Einstieg in Kingdom Come: Deliverance 2. Das Rollenspiel von Warhorse ist in vielen Bereichen fordernder – man könnte sogar sagen: unbequemer – als andere Genreverteter. 

Wir  beginnen mit nahezu nichts und müssen uns in Kämpfen, Gesprächen und beim nackten Überleben jeden kleinen Schritt verdienen, ohne dass uns das RPG dabei wirklich an die Hand nimmt. Da hilft nur, stets mitzudenken, wachsam zu sein und kreative Problemlösungen auszutüfteln. 

Doch nicht nur das: Nebenbei müssen wir uns auch noch an die strengen Regeln der Gesellschaft im historischen Böhmen halten. Sonst endet das Abenteuer ganz schnell am Pranger oder sechs Fuß unter der Erde. Aber genau in diesen Herausforderungen sowie der lebendigen Welt, die extrem dynamisch und vielfältig auf unsere Handlungen reagiert, liegt die einmalige Stärke von Kingdom Come: Deliverance 2. 

Lassen wir uns nämlich auf das ganz besondere Spielerlebnis mit all seiner Langsamkeit ein, dann fühlen wir beinahe den Nieselregen auf der Haut, riechen den Qualm des Lagerfeuers vermischt mit menschlichen Ausdünstungen – und sind dem heimischen Wohnzimmer auf einmal so fern wie mit kaum einem anderen Spiel.

Die Story: Es hätte so einfach sein können …

Anfang des 15. Jahrhunderts streiten sich zwei Machthaber und ihre jeweiligen Anhänger um Böhmen: die Fraktion des bisherigen Königs Wenzel und die Truppen des aus Ungarn einmarschierten Herrscher Sigismund. 

Trotzdem verläuft das Leben des angehenden Ritters Heinrich, den wir aus der Ego-Perspektive steuern, zu Beginn der Geschichte noch in geregelten Bahnen. Er begleitet seinen Freund und Herren Hans Capon auf dem Weg zu Burgherr Otto von Bergow. Sie sollen ihm eine wichtige Nachricht überbringen, ein vermeintlich simpler Job.

Test-Video: Kingdom Come: Deliverance 2 ist der neue König der Open-World-Rollenspiele Video starten 27:02 Test-Video: Kingdom Come: Deliverance 2 ist der neue König der Open-World-Rollenspiele

Das Unterfangen nimmt jedoch eine jähe Wendung, als die jungen Männer von Banditen überfallen werden und nur knapp mit dem Leben davonkommen. Der Zwischenfall setzt eine Kette unglücklicher Ereignisse in Bewegung, in deren Verlauf Heinrich mitten in den erbitterten Machtkampf gerät. 

Er landet auf seinem Abenteuer in dunklen Verliesen, wird in blutige Auseinandersetzungen und politische Intrigen verstrickt, findet neue Verbündete und trifft auch auf alte Bekannte.

Auf Umwegen von Burg zu Burg

Die rund 50- bis 60-stündige Hauptstory von Kingdom Come: Deliverance 2 wirft uns immer wieder spannungsgeladene Highlights entgegen und hat ein paar gelungene Twists auf Lager. Gerade gegen Ende zieht das Tempo ordentlich an und wir fiebern  mit, wenn es für die Hauptfiguren brenzlig wird. 

Zwischendurch hätte sich die Geschichte aber den ein oder anderen Umweg sparen dürfen. Prinzipiell ist die Haupthandlung nämlich relativ simpel, sie wird nur immer wieder durch neue Komplikationen zurückgeworfen. Das passt natürlich gut zu Heinrich, der trotz seiner wichtigen Rolle im Konflikt um Böhmen ein vergleichsweise normaler Typ ist. Aber manchmal zieht die Story die Zügel doch etwas zu hart an.

Hans Hans macht im Laufe der Handlung einiges durch und das merkt man ihm auch an.

Katharina Katharina schleicht sich als Spionin hier und da ein, um an wichtige Informationen zu gelangen.

Rosa Die Adlig Rosa wird zufällig mit ins Geschehen verwickelt.

Auch unter den Hauptfiguren gibt es solche, die uns richtig begeistert haben und andere, die da nicht mithalten und deutlich eindimensionaler wirken. Wir waren beispielsweise überrascht, was für ein vielschichtiger und sensibler Charakter hinter dem schnöseligen Kackbratzen-Gehabe von Hans Capon steckt.

Er macht eine wirklich starke, toll geschriebene Entwicklung durch und ist uns richtig ans Herz gewachsen, genau wie Edelfrau Rosa. Sie gehört zwar nicht zu den allerwichtigsten Akteur*innen des Spiels, tritt aber direkt mit einem Knall auf und war uns mit ihrer cleveren, aber temperamentvollen Art sofort sympathisch.

Katharina, die Heinrich und seine Verbündeten mit wichtigen Informationen versorgt, ist dagegen eine der Figuren, die unter ihren Möglichkeiten bleiben. Die Spionin mischt zwar immer irgendwo in der Handlung mit, bleibt aber unserer Meinung nach trotz interessanter Ansätze zu blass und im Hintergrund.

Wir hätten daher gerne auf ein paar Charaktere verzichtet, um anderen mehr Entfaltungsmöglichkeiten zu geben. Trotzdem hat uns die Hauptstory insgesamt gut unterhalten – nicht zuletzt dank der großartigen Cutscenes. Egal, ob hochdramatisch oder absurd witzig: Entwickler Warhorse hat ein Händchen für Inszenierung.

Die Technik von KCD2: Unser Testmuster lief bis auf ganz wenige kleine Ausnahmen im Performance-Modus sowohl auf Xbox Series X als auch auf der PS5 weitgehend stabil und flüssig. Wir sind zwar immer wieder auf Bugs und Glitches gestoßen, dabei handelte es sich aber fast ausschließlich um Darstellungsfehler. 

Am häufigsten kamen Beleuchtungsfehler vor, wie plötzliche Lichtblitze oder stellenweise Lichtquellen, die von hinten durch Münder und Augen von NPCs fielen. Ab und an gab es auch Animations- oder Schwerkraftfehler wie Leichen, die erst mal schwebten, bevor sie in den See fielen, in dem wir sie versenken wollten. 

Die beschriebenen Probleme störten zwar die Atmosphäre des Spiels, kamen uns aber nie Gameplay-technisch in die Quere. Kingdom Come: Deliverance 2 ist ein riesiges und sehr komplexes Spiel, bei dem viele Systeme ineinandergreifen und schon in der Testphase richtig gut funktioniert haben.

Nur ein einziges Mal wollte eine Quest nicht weitergehen, was aber nach einem Neustart behoben war.

Optionale Story-Highlights

Die besten Geschichten stecken unserer Meinung nach bei Kingdom Come 2 aber ohnehin in Nebenmissionen – oder in rein optionalen Interaktionen mit Hauptfiguren. Hierbei zeigt sich das RPG immer wieder erstaunlich nuanciert.

Es gibt mal einfach gestrickte, klamaukige Missionen, beispielsweise rund um kleine Gaunereien. Manche Quests und Dialoge sind aber auch wesentlich tiefgründiger und regen zum Nachdenken an. Viele der ernsteren optionalen Storys thematisieren schonungslos gesellschaftliche Ungerechtigkeit, Gewalt und Hass – oder ganz einfach Unverständnis und Ignoranz.

Wir erleben die unterschiedlichsten Lebensrealitäten un Konflikte, wie beispielsweise im Nomadenlager. Wir erleben die unterschiedlichsten Lebensrealitäten un Konflikte, wie beispielsweise im Nomadenlager.

Wir treffen unter anderem auch auf eine Gruppe von Nomaden, denen die Dorfbewohner mit Misstrauen begegnen, Frauen, die sich mühevoll ein besseres Leben aufbauen wollen, homosexuelle Personen oder solche mit “seelischen Leiden”. 

Besonders stark sind die kleinen Momente, in denen vorherrschende Missstände auf clevere Weise bloßgestellt oder hinterfragt werden – die Details wollen wir hier aber nicht verraten. In manchen Fällen erleben wir außerdem sogar versöhnliche oder wunderschöne, hoffnungsvolle Momente, mit denen wir so gar nicht gerechnet hätten.

Die Welt ist der große Star des Spiels

Da wir schon bei “wunderschön” sind, müssen wir unbedingt auf die Welt von Kingdom Come: Deliverance 2 zu sprechen kommen. Die ist für uns nämlich der absolute Star des Spiels . Sie ist in zwei große offene Gebiete unterteilt, wobei die zweite Map samt Stadt Kuttenberg erst im Laufe der Handlung zugänglich wird.

Wald Unterwegs in der Natur mussten wir öfter stehenbleiben und den Fotomodus nutzen.

Dorf Die Dörfer mit ihren Höfen, Häusern und Garten sind extrem detailliert und hübsch gestaltet.

Kuttenberg 1 In Kuttenberg gibt es so viele unterschiedliche, spannende Winkel.

Schenke In Gaststätten pulsiert das Leben. Die dynamische Beleuchtung trägt zur Atmosphäre bei.

Kuttenberg 2 In der Stadt ist jede Menge los.

Von der bunt blühenden Aue am Waldrand über schummrige zwielichtige Spelunken bis hin zu mit Pferdeäpfeln übersäten Straßen inmitten von Fachwerk und Wandmalereien: Die Schauplätze sind eine Augenweide und strotzen nur so vor liebevollen Details. Die herrlich dynamische Beleuchtung verstärkt die Atmosphäre noch einmal und macht die Spielwelt insgesamt zu einer der schönsten, in der wir je unterwegs gewesen sind.

Mehr als nur Grafik-Power

Noch beeindruckender als die grafische Schönheit ist aber, wie lebendig die Welt von Kingdom Come 2 wirkt. Alle NPCs folgen ihren eigenen Tagesabläufen und reagieren auf so ziemlich alles, was Heinrich anstellt.

Treiben wir uns beispielsweise in privaten Bereichen wie dem Schlafzimmer oder der Speisekammer eines Bauernhauses herum, werden die Besitzer*innen misstrauisch. Aber nicht nur, wenn sie uns auf frischer Tat ertappen – sie merken auch, wenn wir schon wieder draußen sind, aber ein Mantel fehlt oder eine Tür offen steht!

Ein stilles Vorgehen empfiehlt sich in vielen Situationen. Ein stilles Vorgehen empfiehlt sich in vielen Situationen.

Auch wenn wir nachts im Dunklen ohne Fackel herumschleichen, werden Wachen misstrauisch. Haben wir uns nach einer ersten Verwarnung ernsthaften Ärger eingehandelt, können wir nur versuchen, uns rauszureden, freizukaufen oder landen am Pranger.

Richtig Eindruck kann Heinrich dagegen schinden, wenn er sich schick rausputzt, auf Körperhygiene achtet und regelmäßig seine Klamotten waschen lässt. Dann kann er sein Gegenüber leichter umstimmen und bei Händlern bessere Preise rausschlagen. Kommt er dagegen müffelnd und blutbesudelt an, rümpfen Schmied und Krämerin angewidert die Nase.

Die Missionen sind hervorragend verwoben

Auch wie wir Missionen in Kingdom Come 2 angehen, fühlt sich durch die Organisation der Welt organisch und intuitiv an. Zwischen den auf kleine Gebiete beschränkten Hauptquests bewegen wir uns frei auf der Karte und nehmen nach Lust und Laune Nebenaufgaben an. 

Diese sind sehr gut mit der Hauptgeschichte verwoben und fühlen sich nie nach Beschäftigungstherapie oder Checkliste an. Wir treffen immer wieder auf vertraute Gesichter und wo wir in anderen Spielen Bildschirmanweisungen und Markern hinterherdackeln, überlegen wir in Kingdom Come 2 lediglich mit Hilfe von wenigen groben Hinweisen im Tagebuch und einem Kompass, was sich als nächster logischer Schritt anbietet.

Wir können NPCs zu Pferd oder zu Fuß automatisch folgen, was sehr praktisch ist. Wir können NPCs zu Pferd oder zu Fuß automatisch folgen, was sehr praktisch ist.

Dabei kommt uns dann beispielsweise spontan der Gedanke, einen Bekannten aus einer anderen Quest in einem Dorf nach einer vermissten Person zu befragen. Und tatsächlich kennt der ein Stück des Puzzleteils, mit dem wir uns die nächste Anlaufstelle zusammenreimen. Auch dadurch fühlt sich die Welt “echt” und die ganze Spielweise weniger nach typischer Videospiel-Logik an.

Uns hat das beim Testen extrem viel Spaß gemacht. Natürlich ist dieser Ansatz aber auch etwas umständlicher als in anderen Rollenspielen und Kingdom Come 2 dadurch nicht unbedingt ein Spiel zum Entspannen, weil wir ohne Geduld und ein gewisses Maß an Konzentration kaum weiterkommen.

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