Im Action-Adventure JETT: The Far Shore brechen wir zu einem fernen Planeten auf, den wir erkunden müssen. Der Weltraum wirkt in den meisten Spielen mit Science-Fiction-Setting nahezu vertraut. Üblicherweise wurde er von uns Menschen bereits kolonisiert, wir sind mitten im Besiedlungsprozess oder ziehen einfach nur wild herumballernd von Planet zu Planet, um uns die Welt Untertan zu machen.
Wie Mass Effect: Andromeda? JETT: The Far Shore verfolgt einen anderen Ansatz und versucht stattdessen, die Einzigartigkeit des Alls neu einzufangen: Das große Unbekannte, Orte, an denen noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist, und die letzte Möglichkeit, das Überleben einer untergehenden Zivilisation zu sichern. JETT versucht etwas, das Bioware mit Andromeda nicht gelang. Es will uns dieses mulmige und aufregende Gefühl des Aufbruchs ins All vermitteln.
Hier könnt ihr euch einen Eindruck vom Spiel verschaffen:
Aufbruch ins Unbekannte
Das Spiel setzt dafür auf eine Kombination aus First-Person- und Third-Person-Abschnitten. In der Ego-Perspektive unterhalten wir uns mit Charakteren und können kleinere Areale zu Fuß erkunden. In der Third-Person-Ansicht schnallen wir uns hinter das Steuer unseres titelgebenden Jetts und flitzen mit hoher Geschwindigkeit durch die Spielwelt. Unsere Protagonistin Mei gehört einer Zivilisation an, deren Heimatplanet und Zukunft dem Untergang geweiht sind. Die Gründe dafür werden nicht genau definiert und laden, wie viele andere Themen im Spiel, zum Spekulieren ein. Vage angedeutet wird jedoch eine Natur- oder Klimakatastrophe.
Mei ist eine von tausenden Auserwählten, die mithilfe des riesigen Raumschiffs „Mutterstruktur” auf einem fernen Planeten, dem titelgebenden „fernen Ufer“, ein neues Zuhause finden sollen. Außerdem ist sie nicht nur Pilotin eines kleinen Scout-Trupps, der den Planeten zunächst erkunden soll, sondern auch eine mystisch begabte Person. Diese Begabung führt regelmäßig zu Visionen, die eng mit dem spirituellen Unterbau der Geschichte verwoben sind.
Es gibt viel zu tun
Unsere Crew wird zu Spielbeginn feierlich verabschiedet und das Raumschiff Mutterstruktur startet mit viel Furore seine Reise durchs All. Untermalt wird alles mit der Musik von Andrew Rohrmann alias “scntfc” (Oxenfree, Afterparty), die uns über das ganze Spiel hinweg begleitet und jeden Moment musikalisch perfekt untermalt.
Nach einem 1.001 Jahre dauernden Flug erreichen wir den neuen potenziellen Heimatplaneten. Einige wenige Besatzungsmitglieder werden aus einem künstlichen Tiefschlaf geholt, darunter auch das Scout-Team, dem wir angehören. Es gilt eine Bodenstation zu errichten und Informationen über den Planeten zu sammeln, um die Besiedelung vorzubereiten.
Hier müssen wir im Prinzip all das erledigen, was uns im Vorfeld zu Mass Effect: Andromeda versprochen, aber nie erfüllt wurde. Wir erkunden eine uns tatsächlich unbekannte Welt, machen uns mit ihr vertraut und begnügen uns mit kleinen, vorsichtigen Fortschritten.
JETT gelingt es bereits am Anfang, die zwar hoffnungsvolle, vielleicht aber auch bedrohliche Situation, in der sich Mei und ihr Team befinden, einzufangen und sorgt so für den atmosphärischen Beginn eines Abenteuers auf einer großen, unbekannten Welt.
Wie man einen Jett fliegt
Einige Teile des Spiels finden in der Ego-Perspektive statt. So nehmen wir bestimmte Bereiche unserer Umgebung näher unter die Lupe und können andere Personen zu bestimmten Themen befragen. Während unserer Mission dürfen wir gelegentlich zu Fuß die Gegend erkunden, uns mit unserem Co-Piloten Isao austauschen oder in der Bodenstation mit den anderen Mitgliedern unserer Expedition quatschen.
Den anderen Teil des Spiels bestreiten wir in Third-Person-Manier hinter dem Steuer des Jett. Dabei handelt es sich um ein Fluggerät, das etliche Meter über dem Boden schwebt und wendig durch die Lüfte rast.
Beim Gasgeben müssen wir jedoch aufpassen: Düsen wir zu lange mit Hochgeschwindigkeit durch die Gegend, führt dies zu Überhitzung und wir müssen auf Abkühlung warten. Wir vollführen Fassrollen, ziehen elegant enge Kurven, und mit kleinen Hopsern überwinden wir Hindernisse, denn wirklich "fliegen" kann unser Jett nicht.
Auf diese Weise untersuchen wir die Umwelt des Planeten. Denn der ist bevölkert von uns unbekannten Organismen und Elementen. Zur Verfügung stehen uns dafür ein Scanner, der Lebewesen und Materialien analysiert, ein Greifer zum Sammeln von Proben und Transportieren von Gegenständen sowie ein Scheinwerfer. Stück für Stück lernen wir so die Tier- und Pflanzenwelt kennen, erfahren, auf welche Reize die Arten reagieren, und ob sie uns feindlich gesonnen sind oder uns bei unserem Vorhaben nützlich sein können.
Keine Waffen
Besonders dabei ist, dass wir über keine Waffen verfügen. Lediglich die verschiedenen Fähigkeiten unseres Jetts dienen dazu, eventuelle Reaktionen der Umwelt hervorzurufen. Durch Herumflitzen und -hopsen machen wir auf uns aufmerksam, mit unserem Greifer kombinieren wir verschiedene Gegenstände, um für Ablenkung zu sorgen, und unser Scheinwerfer hilft uns, mit lichtsensitiven Organismen zu agieren.
Kein Kampf, nur Flucht: Einige Lebewesen sind nicht sonderlich gut auf uns als außerplanetarische Eindringlinge zu sprechen. Diesen gilt es mit dem wendigen Jett zu entkommen. Zur Not, indem wir sie mithilfe des Antriebs vorübergehend betäuben. Fluchtsequenzen gestalten sich manchmal etwas hakelig, vor allem in Gebieten mit viel Vegetation oder in engen Schluchten.
Da das Spiel in einer fiktionalen Sprache vertont ist, kann das Lesen der deutschen Untertitel zu zusätzlicher Ablenkung beim Fliegen führen. Die Texte sind im Vergleich zum sehr poetischen, englischen Original manchmal etwas holprig übersetzt.
In regelmäßigen Abständen müssen wir eine sichere Zuflucht errichten. Denn nachts macht sich über dem Planeten eine kosmische Strahlung breit, die uns schadet. Hierfür spüren wir mit unserem Sensor geeignete Punkte auf und verbringen die Nacht in unserem Jett, sofern wir uns gerade auf einer Mission befinden. Ansonsten jetten wir zurück zur Bodenstation, wo unsere Koje auf uns wartet und wir Gespräche mit anderen Charakteren führen können.
Für wen ist JETT geeignet?
JETT: The Far Shore ist ein Spiel, dessen Gesamtheit sich nicht leicht beschreiben lässt. Es verbindet Elemente aus Spielen wie Firewatch, No Man’s Sky und Shadow of the Colossus zu einem Paket, in dem alles nahezu nahtlos ineinandergreift. Heraus kommt dabei ein cinematisch inszeniertes Werk, das man vielleicht sogar eher als “interaktiven Film” bezeichnen könnte, als alles, was Quantic Dream bisher hervorgebracht hat, wenngleich mit deutlich weniger Entscheidungen, die das Ende beeinflussen. Ein Science-Fiction-Abenteuer, dessen Aufbruchsstimmung deutlich mehr Gänsehaut verursacht als Mass Effect: Andromeda.
JETT ist sicher nicht für jeden Spielertypen geeignet – wer aber ausreichend Entdeckerdrang mitbringt, um sich sowohl spielerisch als auch inhaltlich auf Neues einzulassen, sollte an JETT nicht achtlos vorbeijetten.
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