Mit Hidden Agenda baut Sony seine Playlink-Reihe weiter aus und beweist, dass sich das Konzept neben Quiz- und Karaoke-Spielchen auch für etwas ernstere Titel eignet. Hidden Agenda ist ein Thriller zum Mitspielen für bis zu sechs Personen, das Studio Supermassive Games zeichnete schon für das Teenie-Slasher-Spiel Until Dawn verantwortlich.
Wie bei den Playlink-Spielen üblich, bedient ihr das Spiel über Smartphones und Tablets per vorher heruntergeladener Mobile-App, entsprechend rudimentär sind allerdings die Eingabemöglichkeiten. Ihr steuert die Figuren beispielsweise nicht selbst wie in einem "großen" Spiel, sondern bewegt per Touchscreen eures Smartphones einen Cursor, um euch für eine von meist zwei Antwortoptionen zu entscheiden.
Mobile-Pflicht
Um Hidden Agenda spielen zu können, ist die zugehörige App auf einem Smartphone oder Tablet Pflicht, da nur damit die Bedienung des Spiels funktioniert. Mit dem Dualshock-Controller könnt ihr nicht auf die Jagd nach dem Trapper-Killer gehen.
Auf Trapper-Jagd
Ein kurzer Story-Abriss: Ihr begleitet die Polizistin Becky Marnie und die Staatsanwältin Felicity Graves auf der Jagd nach dem Serienkiller "Trapper", der seine Opfer hinterhältig mit Explosivfallen präpariert. Naja, eigentlich ist die Sache etwas komplizierter, denn gleich zu Beginn wird der Verdächtige Jonathan Finn von Becky und ihrem Kollegen geschnappt, gesteht die Morde und landet in der Todeszelle. Doch mehrere Jahre später kommen Zweifel an seinem Geständnis auf, als Finn plötzlich jemand anderen beschuldigt und die Morde weitergehen.
Die Serienkiller-Prämisse ist nicht neu, der Plot zudem wegen ein paar Logiklücken etwas holprig und leider auch nicht sonderlich schwer zu durchschauen. Wer hin und wieder beim Tatort richtig liegt, sollte auch in Hidden Agenda schnell die richtigen Schlüsse ziehen. Den Killer dann aber auch erfolgreich zu schnappen, ist dagegen deutlich kniffliger. Denn obwohl wir bereits wussten, wer für die Morde verantwortlich ist, gelang es uns in vier Durchgängen nicht, diese Person auch zu erwischen. Das sorgt für überraschend viel Wiederspielreiz, ein normaler Story-Durchlauf dauert etwa 90 bis 120 Minuten.
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Ihr müsst euch entscheiden
Wie schon Until Dawn oder Heavy Rain zieht Hidden Agenda seinen größten Reiz aus der Tatsache, dass sich die Story je nach getroffener Entscheidung verzweigt. Direkt im Intro des Spiels wird euch das sogar noch einmal ganz plakativ aufs Brot geschmiert. Die gute Nachricht: Es gibt tatsächlich viele Momente, in denen ihr den Verlauf der Geschichte entscheidend beeinflussen könnt. Schon im Prolog kommt es zum Beispiel zu einer Entscheidung zwischen Leben und Tod, die dann unter anderem auch bestimmt, wer zukünftig Beckys Partner ist.
Die schlechte Nachricht: Mindestens genauso viele Entscheidungen sind ziemlich belanglos. Wenn ihr zum Beispiel als Becky eurem Vorgesetzten entweder sagt, dass ihr brav die Fallakten bearbeiten werdet, oder ihm trotzig erwidert, dass ihr darauf keine Lust habt, macht das keinen merkbaren Unterschied. Und ja, es gibt verschiedene Enden im Spiel - doch die, die wir während der Testphase gesehen haben, fühlten sich alle sehr abrupt und nicht befriedigend an.
Diskussionen erwünscht
Der Spielablauf von Hidden Agenda ist simpel und intuitiv. Gelangt ihr im Spiel an eine Entscheidungssituation, steuert ihr einen farbigen Cursor per Smartphone in das zur Entscheidung gehörende Kästchen. Recht regelmäßig auch unter Zeitdruck. Der Clou: Im Spiel zu mehreren gilt die Antwort mit den meisten Stimmen, in einigen Situationen müssen sich die Spieler sogar einig sein. Das kann - je nach Spielergruppe - für durchaus interessante Diskussionen sorgen, zumal viele der Entscheidungen für den Fortschritt im Spiel relevant sind.
Im Gruppenspiel könnt ihr zudem Übernahmekarten sammeln, indem ihr bei den vereinzelt eingestreuten Quicktime-Events am schnellsten reagiert oder bei Suchaufgaben Hinweise findet. Diese Übernahmen könnt ihr dann ausspielen, um die anderen Spieler zu überstimmen und die Entscheidung alleine zu treffen. Generell gilt: Je größer die Gruppe, desto besser, Solo-Durchgänge sind zwar möglich, aber nicht empfehlenswert.
Die Steuerung mit dem Smartphone klappt generell recht gut und intuitiv, beim Test fiel uns lediglich eine minimale Verzögerung auf, die aber beim Spielen nicht störte. Auch ansonsten ist die App-Anbindung sehr gut gelöst, ihr könnt beispielsweise Biografien der Charaktere oder eure gewählten Entscheidungen anschauen, optisch fällt die App dagegen etwas langweilig aus.
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Geheimaufträge für mehr Würze
Neben einem normalen Modus, in dem ihr Story begleitet und euch an den vorgegebenen Punkten entscheidet, gibt es auch einen Wettkampfmodus, der etwas mehr Würze in die Runde bringt - zumindest in der Theorie. An manchen Punkten der Story bekommt ein Spieler nämlich einen Geheimauftrag (z.B. "verhindere eine bestimmte Situation"), den er dann im Laufe der folgenden Szene erfüllen muss. Beispielsweise, indem er die Mitspieler zu einer bestimmten Entscheidung überredet. In der Praxis resultiert das aber meist im bloßen Nutzen der Übernahmemöglichkeiten an den entsprechenden Punkten. Dadurch wird dann auch schnell klar, wer aus der Runde gerade einen Auftrag hat. Außerdem wird nur öde nach Punkten gespielt, weswegen der Modus in unseren Testrunden nicht richtig zünden wollte.
Hidden Agenda ist sehr atmosphärisch. Das liegt vor allem an der düsteren Grundstimmung, den meist heruntergekommenen Schauplätzen, der spannenden Musikuntermalung und den dank Motion-Capture-Technik hervorragenden Bewegungsanimationen der Charaktere. Auch die Gesichter wirken mit extrem vielen Details wie sichtbaren Poren oder Schweißperlen sehr realistisch (Fans der TV-Serie "Arrow" werden Katie Cassidy als Becky sofort wiedererkennen), für einen wirklich glaubhaften Eindruck fehlen uns aber noch lebhaftere und emotionalere Gesichtsausdrücke und Augen - das macht ein L.A. Noire beispielsweise deutlich besser. Die deutsche Version hat zudem das Problem, dass die Sprache regelmäßig nicht lippensynchron ist, überhaupt ist die deutsche Synchronisation bis auf ein paar Ausnahmen (wie den Sprecher von Jonathan Finn) nur schlecht bis mittelmäßig.
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