Nachbarn sind sich bekanntlich nicht immer ganz grün. Meistens hat das was mit stinkenden Komposthaufen, Ästen über Zäunen oder Kinderlärm zu tun. In Hello Neighbor sieht die Sache anders aus. Hier hält euer Nachbar offenbar eine Frau im Keller gefangen und tut alles dafür, dieses finstere Geheimnis zu bewahren. Viel grausamer als das Szenario ist allerdings das Spiel selbst. Denn trotz solider Ansätze grenzt die Mischung aus Rätsel-, Schleich- und Horrorspiel an einen Totalausfall.
Führungslos durchs Nachbarhaus
Hello Neighbor schreibt das Thema Spielerführung klein und umreißt die Zielsetzung allenfalls grob. Im ersten der drei Akte (jeder mit einem neuen Haus) erfahrt ihr in einer kurzen Zwischensequenz lediglich, dass euer Nachbar im Keller irgendein Geheimnis versteckt und den Schlüssel für das Untergeschoss im ersten Stock aufbewahrt. Wie ihr an ihn herankommt, müsst ihr bei der Erkundung des Anwesens selbst herausfinden. Ins Haus gelangt ihr grundsätzlich auf unterschiedlichen Wegen.
Ihr könnt etwa einfach durch die Haustür spazieren oder werft ein Fenster ein. Bei manchen Räumen ist letzteres sogar die einzige Möglichkeit. Oft sind andere Zugänge undurchdringlich versperrt oder aber ihr müsst innen zunächst einen unter die Türklinke geklemmten Stuhl entfernen, um einen anderen Zugang freizulegen.
Immer wieder müsst ihr auch Pappkartons oder ähnliche Objekte aufstapeln, um höher gelegene Punkte zu erreichen. Das klingt nach einer simplen Aufgabe, kann aber aufgrund der schlechten Spielphysik und der unpräzisen Steuerung zur Tortur werden.
In späteren Kapiteln gibt es häufig versteckte Schalter, die falsche Wände verschwinden lassen oder andere Geheimpfade wie eine Leiter in einem Fahrstuhlschacht freigeben. Manche Türen sind mit farbig gekennzeichneten Schlössern versehen. Wollt ihr sie öffnen, müsst ihr die entsprechenden Schlüssel aufspüren und in eurem begrenzten Inventar (maximal vier Objekte gleichzeitig) zum Einsatzort bringen.
Diverse Werkzeuge wie ein Schraubenschlüssel helfen an anderer Stelle, auch diese Hilfsmittel wollen jedoch zunächst gefunden werden - ein aufgeheiztes Brecheisen zum Beispiel müsst ihr mittels eines Magneten zunächst unter einem laufendem Wasserhahn abkühlen, bevor es benutzbar ist. Physikbasierte Rätsel gibt es ohnehin etliche.
An einer Stelle lassen wir etwa ein Objekt von einem Ventilator in Richtung eines Schalters blasen. Nur durch diese zeitversetzte Aktivierung ist es möglich, rechtzeitig einen Fahrstuhl zu betreten. Mit welchem Gerät ein Schalter wie dieser verbunden ist, erkennt man anhand der offen durchs Haus geführten Verkabelung. So offensichtlich sind Zusammenhänge jedoch nur selten.
Der nervige Nachbar
Die Erkundung wird grundsätzlich durch den Nachbarn erschwert, der ständig das Areal absucht und euch jagt, sobald er euch entdeckt. Wird man erwischt, bedeutet das aber nicht das Aus. Tatsächlich startet ihr wieder am Startpunkt des Levels (meist vor der Tür eures Hauses), wobei sich jedes Mal die Tageszeit ändert - die allerdings keine Auswirkungen hat.
Alle Objekte im Inventar bleiben beim Neustart erhalten. Einmal geöffnete Schlösser oder entfernte Objekte, die das Öffnen einer Tür verhindern, werden dankenswerterweise nicht zurückgesetzt. Eingeworfene Fenster allerdings sind nach der Rücksetzung wieder hergestellt und man muss sie erst wieder lautstark zerdeppern.
Das ist aber nicht das einzige, was der Nachbar in der Zwischenzeit tut. Er macht sein Haus nämlich auch sicherer. So legt er Bärenfallen an den Zugängen aus, die uns zwar nicht töten, aber kurz aufhalten. Zudem vernagelt er oft Fenster und bringt Überwachungskameras an. Lustigerweise macht er Letzteres nicht bloß einmal. An Stellen, an denen er euch häufiger bemerkt hat, hängen später also auch gerne mal vier, fünf oder noch mehr Kameras rum.
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