Mit Routen zum Reichtum
Und schon sind wir mittendrin im Ausbaldowern der besten Handelsrouten. Zu Spielbeginn ist das noch recht übersichtlich, weil wir nur einen Händler haben. Doch es werden schnell mehr, und die sollen nicht nur Geld scheffeln, sondern auch Baumaterial befördern und unsere Städte sowie deren Bewohner und Betriebe versorgen.Dann helfen automatische Routen, die wir jedem Händler separat aufdrücken: Welche Städte soll er ansteuern? Soll er bestimmte Orte auf der Route bevorzugt behandeln? Soll er vor allem Rohstoffe handeln, die unsere Betriebe brauchen?
Oder lieber einen ausgeglichenen Handel betreiben, der Betriebe und Bevölkerung einer Stadt gleichermaßen berücksichtigt? Denn viele der 20 Güter sind sowohl Verbrauchswaren als auch Rohstoffbestandteile für hochwertigere Waren. So verbraucht die Bevölkerung zum Beispiel selber Kohle, gleichzeitig benötigen aber auch Schmieden und Töpfereien das schwarze Gold.
Diese beiden Routentypen, also »Produktion« und »ausgeglichen«, sind ruckzuck angelegt. Allerdings handelt ein Kaufmann dann komplett auf eigene Faust. Es ist uns öfter passiert, dass er zum Beispiel Salz an die Bewohner in Stadt A verkauft, obwohl in der nächsten Stadt B die Metzger dringend darauf warten - und obwohl wir den Händler auf »Produktion« gestellt hatten. Grundsätzlich machen diese Automatikrouten aber einen ordentlichen Job, und langfristig bekommt der Metzger dann doch noch sein Salz.
Wer seine Handelsrouten total optimieren möchte, der erforscht »Manuellen Handel« und kann den Automatik-Händlern dann genau vorgeben, in welcher Stadt sie welche Warenmenge zu welchem Preis kaufen oder verkaufen sollen. Beim Test sind wir mit einer Mischung aus den drei Automatikrouten plus einem selbstgesteuerten Kaufmann gut klar gekommen. Den haben wir immer dann selber kommandiert, wenn's klemmte. Denn irgendwas wird immer irgendwo benötigt, und das macht den großen Reiz von Grand Ages: Medieval aus. Und falls es mal nicht klemmt, scheffeln wir einfach eine Weile Geld, denn wir müssen ja auch investieren - zum Beispiel in neue Städte.
Städtebau: Fisch oder Fleisch?
Das ist der zweite große Brocken von Grand Ages: Medieval - der Bau neuer Städte. Wie im Klassiker Civilization schicken wir dazu Siedler los und suchen ihnen einen möglichst rohstoffreichen Bauplatz. Doof: Auf der Karte erscheinen die Ressourcensymbole erst, wenn wir einen Siedler haben, wir können also nicht zwischendurch mal gucken, wo sich die nächste Stadt lohnt.
Grob planen kann man aber trotzdem, denn die Vorkommen sind realistisch verteilt: An Küsten und Flüssen gibt's immer Fisch, bei Hügeln oft Kohle und Metalle. Der Trick ist, zusammenpassende Rohstoffe abzugreifen - besagte Kohle und Metalle sind zum Beispiel so eine Kombo, die wir dann zu Metallwaren weiterverarbeiten, die wiederum unsere Bevölkerung braucht. Und die Werkstätten, die aus diesen Metallwaren plus Keramik daraus Prunkstücke macht (das zweite Luxusgut neben Kleidung).
Fies: Jede Stadt darf nur fünf verschiedene Betriebe haben (davon aber beliebig viele). Was sich anfangs wie eine überflüssige Brettspielregel anhört, hat uns schnell gefallen, denn gerade dieses Limit ist herausfordernder, als wenn wir jede Stadt mit allen Betriebsarten zuballern könnten. Denn jetzt müssen wir wirklich genau schauen, wer was produziert, keine Stadt kann alle Bedürfnisse alleine erfüllen, wir müssen (!) handeln.
Unsere Kohle-Metalle-Keramik-Prunkstücke-Stadt zum Beispiel hat keinen Produktionsslot mehr frei, und wir müssen sie dauernd mit Futter beliefern - dafür bringen ihre Prunkwaren ordentlich Profit. Bei dieser Mischung aus Handelsrouten-Knobeln und Stadtbau-Optimieren können sich tüftelige Aufbauspieler richtig schön austoben!
Die Erklärbär-Kampagne
Grand Ages: Medieval bietet euch entweder eine laaaange Kampagne, die später in ein Freies Spiel übergeht, oder gleich ein Freies Spiel mit vorbildlich vielen Einstellmöglichkeiten: Statt der großen erweiterten Europakarte könnt ihr euch auf Gebiete wie »Hanse« oder Osteuropa beschränken, Startland und -stadt rauspicken, die Zahl der KI-Gegner (einer bis acht) ändern und einiges mehr.
Und die lange Kampagne? Die ist storymäßig zwar eher von der Drehbuchstange (»hochmotivierter Kaufmannserbe erobert Karriereleiter, Frauenherz und die Welt«), erklärt aber sehr gut die vielen Zusammenhänge von Grand Ages: Medieval. Dass die Kampagne je nach Spielweise und Einsatz der Zeitraffertaste locker acht bis zehn Stunden dauert, liegt aber auch daran, dass sie zeitaufwändige Missionsziele einschiebt.
So sollen wir mittendrin etwa den Rang Baron erreichen - doch die Ränge hängen von unserem Machtbereich ab, und der errechnet sich wiederum aus den aufaddierten Gebietsansprüchen unserer gesamten Städte (je mehr Bürger eine Stadt hat, desto größer ihr Einflussbereich). Um also eine Karriereleitersprosse zu erklimmen, müssen wir immer mehr Städte gründen oder bestehende ausbauen - und das dauert.
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