Gran Turismo 6 tritt eine schwere Aufgabe an. Genau zum Next-Gen-Umbruch will Entwickler Polyphony Digital noch einmal das letzte Quäntchen aus der PlayStation 3 herauskitzeln, um der scheidenden Konsolen einen gebührenden Rennspielabschied zu bescheren. Der Vorgänger wurde bei seiner Veröffentlichung aufgrund der gefühlt unzähligen Verschiebungen besonders kritisch beäugt, konnte vor drei Jahren die hohen Erwartungen aber trotzdem erfüllen.
GT6 soll nun die (wenigen) Schwächen dieses Vorgängers ausmerzen und anlässlich des 15-jährigen Serienjubiläums die Zeit bis zum ersten Next-Gen-Gran Turismo auf der PlayStation 4 spielend überbrücken. Doch ist der Titel nur der von manchen befürchtete Schnellschuss - oder tatsächlich ein gebührendes Abschiedsgeschenk für die PlayStation 3?
Mikrotranskationen
Wie schon in Forza Motorsport 5 können wir auch in Gran Turismo 6 unserem Credit-Konto mit Echtgeld auf die Sprünge helfen, um schneller voranzukommen oder besonders edle Flitzer gleich in der Garage zu parken. 500.000 In-Game-Credits kosten 4,99 Euro, eine Million Credits beläuft sich auf 9,99 Euro. Je mehr wir ausgeben, desto lukrativer werden die Rabatte. 2,5 Millionen Credits schlagen »nur« noch mit 19,99 Euro zu Buche, für sieben Millionen Einheiten der GT-Währung müssen wir 49,99 Euro auf den virtuellen Tresen legen. Die meisten Fahrzeuge im Spiel kosten um die 100,000 Credits, also knapp einen Euro. Für einige Modelle wie den Ferrari 250 GTO oder Jaguar XJ13 werden hingegen bis zu 20 Millionen Credits, also 150 Euro (!) fällig. Wie in Forza Motorsport 5 sind die Mikrotranskationen allerdings rein optional, alle Inhalte lassen sich mit entsprechender Zeit auch »normal« freispielen.
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Unübersichtlich, verkünstelt, kompliziert: Das Hauptmenü von Gran Turismo 5 bekleckerte sich nicht unbedingt mit Ruhm und wurde Polyphony von vielen Seiten zu Recht um die Ohren gehauen. Und das hat offenbar gewirkt, denn im Vergleich zum Vorgänger ist das Menü von Gran Turismo 6 nicht mehr wiederzuerkennen und hat sich besonders fein rausgeputzt. Alle wichtigen Modi und Unterpunkte sind übersichtlich nebeneinander aufgereiht, das Layout erinnert dabei an Sonys Crossmedia-Bar. Eine echte Verbesserung, denn die Auswahl wird erheblich erleichtert.
Der wichtigste Modus für Einzelspieler ist und bleibt auch im sechsten Teil der Reihe der GT-Modus. Den haben die Entwickler nun kurzerhand in »Karrieremodus« umbenannt - passend. Insgesamt stehen hier sechs Rennserien zur Wahl, die wir allerdings erst nach und nach freischalten. Jede Serie setzt sich aus unterschiedlichen Meisterschaften und Cups zusammen, die dann wiederum aus einzelnen Rennen oder Events bestehen. So weit, so klassisch.
Klassischer Ablauf
Klassisch ist auch der eigentliche Spielablauf. Gleich zu Beginn führt uns GT6 ins spieleigene Autohaus und stellt uns den ersten Wagen vor. Fast schon traditionell ist das eine eher gemütliche japanische Familienkutsche (Honda Fit), andere Autos müssen wir uns im Verlauf der Karriere erst erfahren oder kaufen. Für erreichte Podiumsplätze regnet es nämlich Credits (traditionell die Währung von GT), mit denen wir dann beim Autohändler einkaufen können. Je weiter wir in der Karriere vorrücken, desto mehr Credits verdienen wir für einen Sieg, und desto mehr dürfen wir dann für entsprechend stärkere Flitzer verprassen.
Dieser Ablauf hat sich über die Jahre nie geändert und wirkt dementsprechend mittlerweile ein bisschen ausgelutscht. Hier hätte sich Polyphony gerne von Konkurrent Turn 10 inspirieren lassen dürfen. Bei deren Forza-Serie orientieren sich Rennen und Cups nämlich an den gewählten Fahrzeugen.
Dass der Karrieremodus trotzdem dauerhaft für Motivation sorgt und sich angenehm rund anfühlt, hat andere Gründe. Zum einen ist durch das langsame Abarbeiten von Fahrzeugklassen die Lernkurve sehr vorbildlich, zum anderen sorgt das neue Sternesystem für Abwechslung. Für die ersten drei Plätze kassieren wir bis zu drei Sterne, die dann bei einer entsprechenden Gesamtzahl sogenannte Bonus-Events freischalten. Neu sind zum Beispiel die »Kaffeepause«-Rennen. Hier müssen wir zum Beispiel in einem Mazda MX5 in einer Arena innerhalb eines Zeitlimits möglichst viele orange Hütchen umfahren, an anderer Stelle üben wir uns im Umweltschutz und sollen auf der Nürburgring-Nordschleife mit nur einem Liter Sprit möglichst weit kommen.
Die Kaffeepause-Events lockern die Karriere immer wieder an genau den richtigen Stellen auf, der ewige Kampf um den ersten Platz ermüdet also nicht. Weitere freischaltbare Events sind unter anderem Missionsrennen, in denen wir zum Beispiel mehrere Autos auf einem Streckenabschnitt überholen und dann durchs Ziel rauschen müssen, oder Veranstaltungen, bei denen alle Fahrer im gleichen Auto antreten. So bleibt die Karriere von Gran Turismo 6 auch über einen langen Zeitraum hinweg spannend.
Nicht ohne Lizenzprüfung
Haben wir genug Sterne in einer Serie gesammelt, werden wir zur Lizenzprüfung zugelassen und müssen in fünf Einzelprüfungen unsere Fahrkünste unter Beweis stellen. Die Aufgaben sind dabei ziemlich simpel, aber dennoch fordernd. Unter anderem sollen wir unser Auto aus voller Fahrt in einem bestimmten Bereich abbremsen oder eine Schikane möglichst schnell und präzise durchfahren. Auch hier weckt GT6 unseren Ehrgeiz. Ganz nach dem Motto: Nur eine Zehntelsekunde bis zu Goldmedaillenzeit? Das schaffen wir doch locker! So haben wir uns beim Test öfter dabei ertappt, eine Prüfung wieder und wieder zu spielen - solange bis der Goldpokal auf dem Bildschirm aufblitzte. Sind alle Prüfungen gemeistert, dürfen wir an Rennen der nächsten Rennserie teilnehmen.
Der Karrieremodus wird allein durch das Sternesystem im Vergleich zum Vorgänger ungemein aufgewertet, hält lange bei der Stange und bietet vor allem abwechslungsreiche Rennen. Dennoch kratzen ein paar Kleinigkeiten am hochwertigen Lack. Warum können wir zum Beispiel nach dem Rennen eines Cups nicht automatisch zur nächsten Veranstaltung springen? Wir müssen erst ins Cupmenü zurückwechseln und dort das nächste Rennen anwählen - umständlich! Noch dazu sind die Ladezeiten vor den meisten Rennen ungewöhnlich lang - teilweise saßen wir bis zu einer Minute tatenlos vor dem Bildschirm, bevor die Motoren aufheulten.
Besonders ärgerlich sind die fehlenden Fahrzeugempfehlungen. Viele Rennen nämlich sind auf gewisse Typen beschränkt, zum Beispiel dürfen wir nur in heckgetriebenen Flitzern antreten oder auf Kisten zurückgreifen, die vor dem Jahr 1980 gebaut wurden. Dafür wiederum müssen war aber immer erst umständlich ins Hauptmenü wechseln, dort zum Autohändler gehen und nach den entsprechenden Modellen suchen. Hier wäre eine Schnellverknüpfung zum Shop mit ein oder zwei Fahrzeugvorschlägen deutlich komfortabler. GT6 empfiehlt uns zwar geeignete Autos für komplette Rennserien - nicht jedoch für spezielle Cups oder Meisterschaften.
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